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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Patrokis?«
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ich bin von neun bis sechs da, sechs Tage pro Woche, ich sitz praktisch auf Nicks Schoß. Er ist von neun bis neun da, sieben Tage pro Woche. Was sonntags da passiert, weiß ich natürlich nicht. Aber soweit ich weiß, hat Nick mit Ihrem Freund Twodeesnur zweimal gesprochen seit dem ersten Weihnachtstag.«
    »Waren Sie an Weihnachten da?«
    »Klar. Ist einer meiner besten Tage. Vielleicht sogar der allerbeste. Rufen Sie am Weihnachtsmorgen an, so gegen sieben oder acht, und sagen dem Typ, Sie sind unterwegs, um den Pickup zu holen oder den Fernseher oder den Video oder vielleicht sogar Herd und Kühlschrank, dann geht dem wirklich der Arsch auf Grundeis. Der rückt dann nicht bloß mit der Knete raus, der bietet sogar an, sie Ihnen zu bringen.« Kite lächelt den Colonel an. »Twodees arbeitet jetzt für die, oder? Draußen in L.A.? Millicent Altford?«
    »Kann sein.«
    »Wollen Sie ihn deshalb aus dem Weg haben?«
    »Nein.«
    »Alte Rechnungen, was?«
    »Das Warum brauchen Sie wirklich nicht zu wissen, Emory. Nur das Wer.«
    »Und das Wieviel?«
    »Der Preis ist okay.«
    »Dann bleibt nur noch das Wann, oder?«
    Der Colonel stand auf. »Ich geb Ihnen Bescheid.«

7. Kapitel
    Millicent Altford starrte den roten Teppich ihres Eckzimmers fast eine Minute lang an, ehe sie sagte: »›Sid Solo sagt, Jessie soll ihrer Mutter ausrichten, sie soll die Jagd abblasen.‹«
    Es hatte so monoton geklungen wie bei vielen Leuten, wenn sie zitieren oder laut lesen. Nun blickte Altford zu Edd Partain auf und fragte mit ihrer normalen Stimme: »Warum richtet Jessie mir das nicht aus?«
    »Weil sie nicht mit Dave reden wollte. Deshalb hat er es mir gesagt, nach ein bißchen Percodan und Bier.«
    »Wozu hat er Percodan gebraucht – das kleine Handgemenge?« Partain nickte.
    »Sind Sie auf Percodan?«
    »Vor drei Monaten hatte ich eine Wurzelbehandlung. Der Zahnarzt hat mir ein Rezept über zwölf Percodan gegeben. Zehn sind noch übrig.«
    Altford nickte beifällig zu Partains Enthaltsamkeit, dann fragte sie: »Könnten Sie mir bitte meine Tasche drüben vom Bett geben?«
    Nach seinem Sechs-Minuten-Report hatte Partain sich noch nicht gesetzt; er ging zum Bett und nahm die große, alte, braune Coach-Schultertasche. Er reichte sie der sitzenden Altford; sie holte eine Brieftasche heraus, zählte zwanzig 100-$-Noten ab, gab sie Partain und sagte: »Zwei Wochen im voraus.«
    Er nickte, faltete das Geld, ohne nachzuzählen, steckte die Scheine in seine linke Außentasche, knöpfte sie sorgfältig zu und sagte dann: »Was ist mit Spesen?«
    »Ich will Quittungen für alles, wofür man Quittungen kriegt. Für Dinge, für die keiner Quittungen ausstellt, will ich ein Wort oder zwei als Begründung, so was wie ›Bestechung, fünfhundert Dollar‹. In Ordnung?«
    Partainnickte abermals, aber Altford hatte längst wieder die Musterung des roten Teppichs aufgenommen. Erst jetzt registrierte er, daß sie diesmal einen anderen Hausmantel trug, mit Gürtel und hell cremefarben; er bedeckte sie vom Hals bis zu den Knöcheln. Partain hielt es für Kaschmir und hoffte sogar, daß er recht hätte.
    Nach fast vierzig Sekunden äußerster Konzentration runzelte Altford die Stirn, als hätte sie gerade eine schwierige Entscheidung gefällt, blickte wieder zu Partain auf und fragte, immer noch mit gerunzelter Stirn: »Mögen Sie Tamales?«
    »Sehr.«
    »Warum gehen Sie dann nicht nach unten, holen den Wagen, und wir treffen uns in zehn Minuten am Eingang und fahren nach Santa Paula und essen Tamales zu Mittag? Waren Sie je in Santa Paula?«
    »Nicht daß ich wüßte«, sagte Partain.
     
    Es war ein kühler, bedeckter Tag. Die Temperatur mochte bei 16° C oder 17° C liegen, und Altford hatte einen dicken dunkelgrauen Rollkragenpullover angezogen, eine maßgeschneiderte blaßgraue Flanellhose und blaue Segeltuchschuhe an bloßen Füßen. Partain stand neben der Beifahrertür des Lexus Coupé, ganz wie er gestanden hätte, wenn Altford ein Major und er ein Lieutenant wäre. Partain trug seinen blauen Anzug, ein frisches weißes Hemd und seinen Zweitschlips. Er öffnete die Beifahrertür, aber Altford schüttelte den Kopf. »Ich fahre«, sagte sie, ging vorn um den Wagen herum und glitt hinters Steuer.
    Sie fuhr schnell und souverän, nahm Olympic bis über Lincoln Boulevard hinaus, dann den Santa Monica Freeway, hinab in den McClure-Tunnel und auf der anderen Seite den Pacific Coast Highway, der auch State

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