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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Highway 1 ist und mit wenigen Lücken bis zur Grenze von Oregon verläuft.
    »Wir machen den weiten pittoresken Umweg«, sagte sie. Partain nickte, und sie fuhren schweigend weiter, bis zu einer roten Ampel am Sunset Boulevard. »Machen Sie sich was aus Politik?« fragte sie.
    »Ich geh gern wählen.«
    »Warum?«
    »Wahrscheinlich weil ich in der Army nie irgendwas wählen konnte. Bloß um ein bißchen Stunk zu machen, hab ich schon mal gesagt, Offiziere und Unteroffiziere sollten gewählt werden. Fast alle anderen waren der Meinung, das würde zu Anarchie führen. Wenn ich sie dann gebeten hab, Anarchie zu definieren, sind sie meistens mit einer ziemlich guten Definition von Demokratie angekommen.«
    »Wobei haben Sie abgestimmt – Präsidentschaftswahlen?«
    »Jedesmal.«
    »Wann haben Sie damit angefangen?«
    »Zweiundsiebzig.«
    »Für wen?«
    »Nixon. Ford. Zweimal Reagan. Und beide Male Bush.«
    »Darf ich fragen, warum?«
    »Ich hab gedacht, damit stimme ich gegen einen Militärputsch.«
    Sie starrte ihn an, so lange, bis der Wagen hinter ihnen hupte. Sie wechselte mit dem rechten Fuß von der Bremse zum Gas, und der Lexus schoß davon. »Das ist doch nicht Ihr Ernst«, sagte sie.
    »Bisher hat’s doch keinen Putsch gegeben, oder?« sagte Partain. »Jedenfalls keinen Militärputsch.«
     
    Gleich hinter Oxnard, wo State Highway 1 und U.S. 101 kurze Zeit identisch sind, sagte Partain: »Erzählen Sie mir von den verschwundenen eins Komma zwei Millionen und warum Sie nichtzur Polizei gehen und sie als gestohlen oder unterschlagen melden wollen.«
    Altford lenkte den Wagen auf die äußerste linke Spur und zog ihn auf 73 Meilen pro Stunde hoch, ehe sie sagte: »Wissen Sie, wie Politik funktioniert?«
    »Ich weiß, wie das in der Army funktioniert. Sie tun Leuten einen Gefallen, die dann, weil sie noch mehr Gefallen erwarten, Ihnen ein paar Gefallen tun. Manche nennen das Politik. Andere nennen es Arschkriechen. Aber so funktioniert’s in der Army.«
    »Und überall sonst auch«, sagte sie. »Mit dem Unterschied, daß man in von Wahlen bestimmter Politik Versprechungen macht, um gewählt zu werden. Und wenn Sie erst gewählt sind, versprechen Sie noch mehr, um wiedergewählt zu werden. Aber Versprechen sind nicht billig – vor allem, wenn Sie ins Fernsehen müssen, um mehr zu versprechen als der Gegenkandidat. Der ganze Politprozeß braucht Gott weiß wieviel Geld, und das ist, wie ich Ihnen schon gesagt habe, der Punkt, an dem ich ins Spiel komme.«
    Sie sah ihn an, als erwarte sie von ihm irgendeinen Widerspruch. Statt dessen nickte Partain mehrmals – weise, wie er hoffte.
    »Ich glaube, ich erzähl Ihnen wohl am besten etwas über das feuchte Geld«, sagte sie mit einem leisen Seufzer.
    »Ist das das Geld, das gewaschen wurde, aber irgendwer hat danach das Föhnen vergessen?«
    »Nicht vergessen. Die haben einfach angenommen, ich könnte es in der Sonne trocknen lassen. Sobald feuchtes Geld getrocknet ist, ist es ganz einfach Geld. Die verschwundenen eins Komma zwei Millionen waren in der Sonne getrocknet. Von mir.«
    »Aber noch immer ein klein bißchen feucht?«
    »Nicht so, daß man’s merken würde. Jedenfalls ergab das eine verfügbare Eingreifreserve für Notfälle.«
    »Zum Beispiel?«
    Sie dachte darüber nach, dann sagte sie: »Ich gebe Ihnen mal ein gereinigtes Beispiel.«
    »Gut.«
    »Eine sechzehnjährige Botin im US-Senat will an die Öffentlichkeit gehen, mit der Behauptung, ein siebenundvierzigjähriger Senator wäre der Vater ihres ungeborenen Kindes. Der Senator wird diskret befragt und gibt zu, daß er mit dem Mädchen ein- oder zweimal geschlafen hat, vielleicht sogar dreimal oder, nach längerem Grübeln, ein halbes dutzendmal.«
    »Wer befragt ihn?«
    »Ein Mittelsmann oder Zwischenträger, der makellos diskret und außerdem keinesfalls pleite ist.«
    »Reich, wie?«
    »Ungefähr.«
    »Tut der Mittelsmann so was oft?«
    »Oft genug«, sagte sie. »Jedenfalls, zwei Wochen oder zehn Tage vor den Novemberwahlen besucht der Mittelsmann das Mädchen, um herauszukriegen, wie sie den Preis für ihr Schweigen einschätzt.«
    »Wie schwanger ist sie?«
    »Im zweiten Monat.«
    »Was ist mit ihren Eltern?«
    »Die hocken zu Hause in Idaho. Sie ist in Washington und glaubt außerdem, die Eltern würden, wenn sie etwas wüßten, ein Scheibchen abhaben wollen von dem, was sie kriegt.«
    »Wieviel will sie haben?«
    »Sie sagt dem Mittelsmann, ihr Schweigen ist mindestens hunderttausend wert. Sie

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