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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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mal nach.«
     
    Sie konnten unter L keinen General namens Laney finden, aber Partain fand einen unter H . Es war Major General Walker Laney Hudson, USA, geboren am 19. Mai 1943 in Pasadena, Abschluß Militärakademie 1964.
    Nachdem sie den dicken roten Band L–Z zugeklappt und ins Regal zurückgestellt hatte, sagte Jessica Carver: »Sie kennen den, oder – diesen General Walker Laney Hudson?«
    »Wir sind uns mal begegnet«, sagte Partain.

13. Kapitel
    Am Kartentisch aßen sie Salat und spanakopita , die griechische Spinat-und-Käse-Pastete, Spezialität aus dem Erdgeschoß-Restaurant des Onkels. Zum Nachtisch gab es ein viel zu schweres baklava , das General Winfield höflich ablehnte. Nick Patrokis aß beide Portionen, wickelte dann Papierservietten, Plastikteller und Plastikbesteck in die ›Washington Post‹, die als Tischtuch gedient hatte, und stopfte alles in einen großen braunen Mülleimer aus Plastik. Der General klappte den Kartentisch zusammen und räumte ihn weg.
    Es war kurz nach 21 Uhr, als sie zum goldenen Eichenschreibtisch umzogen, um griechischen Kaffee zu trinken, den Patrokis aus einer Thermoskanne in kleine Tassen goß. Nachdem er die erste geleert hatte, goß Patrokis sich eine zweite ein und sagte: »Klingt ganz so, als ob ihm wer ins Gehirn gefickt hätte.«
    Der General zuckte ein wenig zusammen, schüttelte dann den Kopf. »Sie müssen begreifen, daß Henry Viar einfach alles egal geworden ist. Er verbringt die meiste Zeit oben im Schlafzimmer, schlürft Whisky, raucht Pall Mall, beobachtet die Straße und träumt, wie ich annehme, vom fernen Gestade des Landes Hätteseinkönnen.«
    »Ich bin ein- oder zweimal dahin gesegelt«, sagte Patrokis, »aber immer so schnell wie möglich wieder zurückgekommen.«
    »Das tun wir fast alle. Aber Viar hält sich noch immer für den ultimaten Realisten. Kennen Sie den Begriff toughminded? Der war in der Kennedy-Zeit populär.«
    »Ist er immer noch.«
    »Also, damals hat Viar immer gesagt, das sei der unbewußte Euphemismus der Kennedy-Leute für ›hoffnungslos romantisch‹. Die einzigen wirklich realistischen toughminded Leute, sagteer, die er je getroffen hat, waren Zuhälter, Doppelagenten und Golfhustler.«
    »Klingt, als ob ihr beide gute Freunde wärt.«
    »Wir haben uns gut gekannt, vielleicht zu gut, aber Freunde waren wir nie. Und dabei habe ich ihn mit seiner Frau bekannt gemacht, wissen Sie. Mit Violet.«
    »Wußte ich nicht.«
    »Ein Fehler, den ich noch immer bereue. Sie war jung und ganz gut betucht. Er war jung und furchtbar ehrgeizig. Für sie war es Liebe. Für ihn war es ein Stückchen Karriere. Jahre später hat sie mich besucht. Das war, kurz nachdem ich meinen Abschied genommen hatte, anno achtundsechzig. Sie kennen mein Wohnzimmer.«
    Es war keine Frage, aber Patrokis nickte trotzdem.
    »Sie saß auf der einen Seite des Kamins und ich auf der anderen. Ich habe Kaffee gemacht und zunächst die üblichen Umgangsgeräusche abgesondert. Sie gab keine Antwort. Nichts. Also haben wir da ungefähr eine Stunde lang schweigend gesessen, bis sie aufgestanden ist und gesagt hat: ›Danke, Vernon, du warst mir ein großer Trost.‹ Dann ist sie heimgefahren und hat sich erschossen. Ihre Tochter, Shawnee, damals acht oder neun, kam aus der Schule und hat die Leiche gefunden.«
    »Tut mir leid.«
    Winfield nickte, und es begann ein Schweigen, das Patrokis schließlich mit einem erzwungenen Husten beendete, dem eine Frage folgte. »Was meinen Sie, in welche Richtung wird Viar neigen?«
    Winfield dachte nach. »Er wird seine Optionen prüfen, mit Hilfe von noch ein paar Drinks, und dann die wählen, die ihm nach seiner Meinung am wenigsten schadet.« Er schaute auf seine Uhr. »Das bedeutet, daß er inzwischen General Hudson angerufen und ausgiebig über meinen Besuch berichtet haben wird.«
    »Und Hudson?«
    »Der hat Colonel Millwed angerufen, und sie werden sich in einem Zimmer im Mayflower getroffen haben oder gerade jetzt treffen.«
    Patrokis griff nach seinem Rolodex, suchte eine Nummer und rief sie an. Als jemand abnahm, sagte er: »Das Zimmer von Mr. Jerome Able, bitte.«
    Er lauschte, während die Zentrale des Mayflower-Hotels das Zimmer anklingelte, schließlich aufgab, sagte, da sei offenbar niemand, und ihn fragte, ob er eine Nachricht hinterlassen wolle. Patrokis sagte, er werde es später wieder versuchen, dankte der Frau und legte auf.
    Winfield erhob sich und griff nach Hut und Mantel. »Sie hatten doch nicht ernsthaft

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