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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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nach mehr Luft. »In Wyoming ... hab ich ... Waffen und Munition ... verkauft.«
    »Sie brauchen einen Arzt«, sagte sie.
    Er holte wieder tief Luft und nutzte sie, um zu sagen: »Und kugelsichere Westen.«
    Sie grinste plötzlich. »Sie tragen eine, was?«
    Partain nickte nur.
    Ihr Grinsen schwand. »Wo zum Teufel ist dann meine?«
    InCentury City bog das Taxi nach rechts in die Avenue of the Stars und tauchte ein paar Blocks weiter in einer Tiefgarage unter. Der Fahrer war der Mexikaner, der auch die Limousine gefahren hatte. Er sagte: »Dissmal astu getroffen.« Sein Akzent war noch genauso hart.
    »Ich treffe immer«, sagte Emory Kite.
    Der Mexikaner parkte das Taxi im dritten Untergeschoß auf einer offenbar permanent reservierten Fläche. Daneben stand die Lincoln-Limousine. Der Mexikaner stieg aus, öffnete die linke Hintertür für Kite, ging voraus um das Heck des Lincoln, schloß die hintere Beifahrertür der Limousine auf und öffnete sie. Als Kite einstieg, fragte der Fahrer: »Wohin, jefe? «
    »Flughafen.«
    »Welche Gesellschaft?«
    »United.«
    »Zurück nach Washington, eh?«
    »New York«, log Kite.
    Der mexikanische Fahrer öffnete seine Tür, stieg ein, schnallte sich an, startete den Motor, stellte dann eine weitere Frage. »Warum zum Teufel will bloß je wer nach New York?«
    »Weil da die Knete sitzt«, sagte Emory Kite.
     
    Der Lexus Coupé stand im zweiten Stock der Langzeitgarage gegenüber von United Airlines. Partain, leicht vorgebeugt, saß auf dem Beifahrersitz, nackt bis zur Hüfte. Jacke, Hemd, Schlips und Kevlar-Weste hielt er auf dem Schoß. Er untersuchte die beiden Löcher in der Jacke, steckte den kleinen Finger in beide. Aus dem aufklappbaren Becherhalter des Wagens nahm er die beiden .25er-Projektile, bemerkte die leicht abgestumpften Spitzen und steckte sie in seine rechte Hosentasche.
    Partain hatte die Weste seit dem Tag nach der Ermordung des Türhüters Jack getragen. Der Hersteller nannte sie Executive Protector und erinnerte daran, daß sie nur Brust, Bauch, Rücken und Taille schützte, Kopf, Nacken und Kehle aber verwundbar blieben. Ebenfalls ungeschützt waren Leisten und Gesäß. Auch Kniescheiben waren entbehrlich.
    Nur Jessica Carver wußte, daß Partain begonnen hatte, die Weste zu tragen. Als sie das erste Mal ins Bett gegangen waren, hatte sie kommentarlos zugesehen, wie er sie ablegte. Beim zweiten Mal hatte sie ihn aufgefordert, sie anzulassen.
    Partain hörte die klackenden hohen Absätze zu seiner Rechten, drehte sich um und sah Millicent Altford zum Wagen kommen; sie trug eine große Plastiktüte. »Ihre neue Ausstattung«, sagte sie.
     
    Partain zog das langärmelige graue Sweatshirt über den Kopf und die wieder befestigte Executive-Protector -Weste. Vorn auf dem Sweatshirt stand I LOVE L.A. Die Glyphe für LOVE war das übliche rote Herz. Das zweite Kleidungsstück, das sie ihm reichte, war eine blaugoldene UCLA-Trainingsjacke.
    »Wahrscheinlich gab es nichts ...«
    »Schickeres?«
    »Ich wollte sagen, weniger Peinliches.«
    »Anziehen«, sagte sie. »Unser Flug wird gleich aufgerufen.« Sie beobachtete ihn, als er die UCLA-Jacke anzog, und sagte: »Sie sind gut gebaut.«
    Er ignorierte das Kompliment und fragte: »Was mach ich mit Hemd, Schlips und Jacke?«
    »Ich kümmere mich darum«, sagte sie. Er gab sie ihr und sah bekümmert zu, wie sie alle drei in einen nahen Abfalleimer warf.
    »Die Jacke hätte man stopfen können«, sagte er, als sie zurückkam.
    »Ich hab Ihnen doch gesagt, in Washington kaufen wir Ihnen neueSachen. Einen schönen Burberry-Mantel. Ein paar Anzüge und ein paar Jacketts und Hosen bei Brooks Brothers oder Neiman.«
    »Waren Sie je in nem J. C. Penney?«
    »Seit zweiundvierzig Jahren nicht mehr«, sagte sie.
     
    Sie waren fast die letzten Passagiere, die an Bord der 747 der United Airline kamen, und erhielten die beiden Vordersitze an der Backbordseite der Kabine erster Klasse. Altford sagte, sie hätte gern den Fensterplatz. Partain war es egal, wo er saß. Er hatte sich angeschnallt und blätterte in einem Magazin der Fluggesellschaft, als Altford seinen Ellenbogen anstieß und sagte: »Alter Bekannter?«
    Partain schaute auf; Emory Kite stand im Gang und starrte mit aufgerissenen Augen und offenem Mund auf ihn herab. Dann klappte der Mund zu, und die Augen wurden Schlitze.
    »Geht’s Ihnen nicht gut?« fragte Partain, konnte aber keine echte Anteilnahme in den Tonfall legen.
    »Fliegen«, sagte der kleine Mann. »Fliegen

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