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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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dreht mir immer den Magen rum.« Er drehte sich zu seinem Sitz, auf der anderen Seite des Gangs, wandte sich dann wieder um. »Washington, was?«
    »Nur eine Nacht«, sagte Partain. »Dann geht’s weiter, entweder Paris oder London.«
    Kite nickte, ließ sich auf dem Fensterplatz nieder und schnallte sich automatisch an; dabei starrte er die ganze Zeit zu Partain hinüber, der es schließlich bemerkte und mit einem leichten Lächeln und hochgezogener Braue antwortete, als ob er sagen wollte: Okay, was denn noch?
    »Ich war noch nie in Paris«, sagte Kite.
    »Wird Ihnen gefallen«, sagte Partain und wandte sich wieder seinem Magazin zu.
    Kitenickte verdrossen, lehnte sich in seinem Sitz zurück und schloß die Augen. Genau dahin fahr ich, wenn diese ganze Scheiße vorbei ist, beschloß er. Ich flieg nach Paris und hock mich in so ein Spitzenhotel, hau mir französischen Spitzenfraß rein und fick ein paar französische Spitzennutten. Er saß noch immer zurückgelehnt da, mit geschlossenen Augen und einem leichten Lächeln auf den Lippen, als die Stewardeß fragte, ob er gern etwas zu trinken hätte.
    »Champagner«, sagte Emory Kite; er öffnete die Augen. »Französischen Champagner.«

29. Kapitel
    Offensichtlich war Millicent Altford im Mayflower-Hotel bekannt. Der Portier begrüßte sie namentlich und brachte eigenhändig ihren gemieteten Chrysler weg. Ein Direktionsassistent übernahm das Einchecken, bot ihr eine Zwei-Raum-Suite für den Preis eines Einzelzimmers an, außerdem einen besonderen Nachlaß für den Raum dessen, den er ihren »Begleiter« nannte.
    »Mr. Partain ist mein Sicherheitsleiter«, sagte Altford in eisigem Ton, »und ich will sein Zimmer unmittelbar neben meinem haben.«
    »Selbstverständlich, Mrs. Altford«, sagte der Direktionsassistent.
     
    Weil Altford sagte, sie brauche eine Stunde für sich, und weil Partain nichts auszupacken hatte, inspizierte er zuerst ihre Zimmer, dann seins, wusch sich Gesicht und Hände, ging hinunter in die Lobby, wo er Zahnpasta kaufte, eine Zahnbürste, Rasiergerät, Klingen, Rasiercreme und, wie der Verkäufer schwor, geruchlose Aftershave-Lotion.
    Er drehte sich eben vom Verkaufsstand weg, als die Männerstimme hinter ihm sagte: »Für einen, der fremde Rücken hütet,Twodees, sind Sie verdammt leichtsinnig mit dem eigenen.«
    Partain wandte sich um und sagte: »Noch nie von den barfüßigen Kindern des Schuhmachers gehört, Colonel?«
    »Doch, aber jetzt, wo ich hier über Sie gestolpert bin ...«
    »Sie sind nicht über mich gestolpert.«
    Colonel Ralph Waldo Millwed hob die Schultern und lächelte, wobei er viele seiner bemerkenswert ebenmäßigen, grauen Zähne zeigte. »Nennen wir es einen unerwarteten Zufall.«
    »Zufälle sind immer unerwartet.«
    »Dann kommen Sie, trinken wir was im T and C und diskutieren noch ein bißchen weiter.«
    »Warum sollte ich das wollen?«
    »Weil es da eine Möglichkeit, vielleicht sogar eine Wahrscheinlichkeit gibt, über die wir reden müssen.«
    »Das letzte, worüber wir geredet haben, war, warum ich die Sonne nicht noch einmal in Sheridan untergehen sehen sollte.«
    »Antike Geschichte, Twodees. Vergangene Zeiten. Kommen Sie.«
    »Na schön«, sagte Partain. »Warum nicht?«
     
    In der Town-and-Country-Bar des Mayflower setzten sie sich an einen Tisch, mit diskretem Abstand zu zwei mittelalten Lobbyisten, die eine sprunghafte Debatte darüber führten, ob sie heimgehen oder ein paar Huren anrufen sollten. Als die Drinks kamen – Wodka mit Eis für den Colonel, Bourbon mit Wasser für Partain –, beugte Millwed sich vor und stützte seine Tweed-Ellenbogen auf den kleinen, runden Tisch. »Ich will nicht lange drum herumreden, Twodees.«
    »Klar machen Sie das. Aber ich trinke sowieso langsam, lassen Sie sich also ruhig Zeit.«
    Der Colonel lehnte sich zurück, um Partain einer kühlen, versonnenen Inspektion zu unterziehen. Zu seiner braun-grünen Tweedjacke trug Millwed diesmal eine schwarze Wildlederweste mit Messingknöpfen, ein blaßgelbes Hemd, grün-braun gestreifte Krawatte und braune Flanellhose. Er sah wohlhabend aus, geschniegelt und, für Partain, so tückisch wie immer.
    »Ihre UCLA-Jacke gefällt mir«, sagte der Colonel.
    »Nee, tut sie nicht.«
    »Hat’s Ihnen in L.A. gefallen?«
    »Ich bin da geboren.«
    »Ich dachte in Bakersfield.«
    Partainhob die Schultern. »Ein Vorort.«
    »Ihre Leute waren genauso arm wie meine, glaub ich.«
    »Nicht wie Ihre, Ralph. Mein Vater war Lkw-Fahrer.«
    »Meiner

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