Die im Dunkeln
übermittelt hatte. Neben Partain und Carver saßen General Winfield und Nick Patrokis. Allein in der letzten Reihe saß Colonel Ralph Millwed in Ausgehuniform. In der Vorderreihe saßen Shawnee Viar und Major General Walker L. Hudson nebeneinander.
Ein geschlossener Holzsarg, altsilbern lackiert, ruhte auf zwei mit dunkelblauem Samt drapierten Böcken. Vier Trauernde hatten Blumen geschickt. Die Rosen waren von Partain, der annahm, die übrigen Gestecke seien von Vernon Winfield, General Hudson und der CIA.
Die gedämpften Streicher auf CD hörten Punkt elf Uhr auf zu spielen. Shawnee Viar, ohne Make-up, in einem schwarzen Kleid, das bis zur Hälfte der Wade reichte, stand auf, wandte sich um und sagte: »Danke, daß Sie gekommen sind. General Walker Hudson hat sich bereit erklärt, ein paar Worte zu sagen. Bitte, General Hudson.«
Sie setzte sich, und General Hudson stand auf und wandte sich seinem sechsköpfigen Publikum zu. Auch Hudson trug Ausgehuniform, aber als einzige Auszeichnung hatte er die lange blausilberne Kampfeinsatz-Spange des Infanteristen angesteckt. Er blickte ernst, wenn auch nicht besonders traurig, als er jedes Mitglied des Publikums musterte; dann ließ er seinen taschenähnlichen Mund aufklappen und sagte: »Wir sind hier versammelt, um den Tod unseres alten Freundes Henry Viar zu beklagen und seiner Tochter Shawnee unsere Sympathie und unser Mitgefühl auszusprechen.«
Er machte eine einstudierte Pause, ehe er fortfuhr. »Ich habe Henry Viar seit mehr als fünfundzwanzig Jahren gekannt und bewundert als Patrioten, Vater, Gatten und scharfsinnigen Menschenkenner. Zweimal haben wir zusammen gedient, zuerst in Vietnam, dann in Mittelamerika. Er war ein Mann, der sein Land zutiefst geliebt und ihm sein Leben geweiht hat. Er war auch einer jener nie besungenen, anonymen Helden, die geholfen haben, den Kalten Krieg zu gewinnen, und wir alle sollten dankbar sein für seinen unermüdlichen Einsatz. Henry Viar war einer der großen Patrioten unserer Nation, und ich bin stolz darauf, daß ich mit ihm gedient habe und sein Freund war.«
Der General machte eine schneidige Kehrtwendung, salutierte zackig vor dem Sarg, verharrte einen langen Moment, beendete den Salut, trat genau zwei Schritt zurück und setzte sich, ohne hinzusehen. Shawnee Viar beugte sich zu ihm, flüsterte ihm etwas ins Ohr, stand dann auf und wandte sich wieder an die Trauergäste.
»Mein Vater mag all das gewesen sein, was der General gesagt hat, aber er war auch gefühllos, rücksichtslos und gehässig, und ich bin nicht im geringsten traurig über seinen Tod.«
Sie wandte sich ab und eilte durch eine Seitentür hinaus. Patrokis stand auf und folgte ihr; die Stille, die er hinterließ, war kein benommenes Schweigen, eher eines, das nicht wußte, wie es enden sollte, weil die übrigen Trauergäste – außer Partain und Carver – zu weit auseinander saßen, um die Köpfe zusammenzustecken und zu flüstern: »Gott möge ihr vergeben« oder auch: »Da hat sie den ollen Hank sauber ins Knie gefickt, was?«
Partain beendete das Schweigen, indem er aufstand, zu General Hudson ging, der sich ebenfalls erhoben hatte, und sagte: »Sehr guter Nachruf, General. Und viel Wahres dran, vor allem der Teil über Hank als Vater und Gatten.«
»Was zum Teufel tun Sie hier, Twodees?«
»Ich erweise einem tapferen kalten Krieger die letzte Ehre.«
»Der blöde Arsch hat sich selbst erschossen. Gehört nicht viel Tapferkeit zu.«
»Was ist mit Ihrem Angebot?« sagte Partain. »Mit meiner Wiedereinstellung als Light-Colonel.«
»Das gilt – falls.«
»Falls was?«
»Falls Sie nichts sagen, nichts tun.«
»Für wie lange?«
»Nicht lange.«
»Sind Sie sicher, daß Sie das durchkriegen?«
»Die haben MacArthur wieder eingestellt, nachdem sie ihn gefeuert hatten, weil er mit seiner eurasischen Mätresse rumgemacht hat. Es gibt also reichlich Präzedenzfälle, auch wenn Sie nicht gerade ein MacArthur sind.«
»Warten Sie nicht zu lang«, sagte Partain.
»Drängeln Sie nicht.«
Partain ging zurück zu Jessica Carver, die dem jungen CIA-Vertreter zuhörte. Er erzählte ihr gerade, die Agency versuche, bei den Beerdigungen oder Trauerfeiern möglichst vieler alter Beamter vertreten zu sein, sogar bei denen, die vor langer Zeit im Office of Strategic Services gedient hatten, im Zweiten Weltkrieg.
»Einige von den alten OSS-Leuten, jedenfalls ein paar, sind weit über neunzig. Letzte Woche mußte ich an einer Feier auf nem schicken
Weitere Kostenlose Bücher