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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Meilen pro Stunde, bis eine rote Ampel ihn aufhielt.
    Während sie auf Grün warteten, fragte er Altford: »Wer ist er? Jerry?«
    Sie starrte geradeaus und sagte: »Der uneheliche Sohn meines ersten Mannes.«
    »Der den Aufwärts-Looping nicht geschafft hat?«
    Sie drehte den Kopf, sah ihn gleichgültig an und sagte: »Jessie hat’s Ihnen schon erzählt, ja?«
    »Nichts von Jerry.«
    »Er ist neunzehnsiebenundfünfzig geboren, Sohn von Harry Montague, meinem künftigen Gatten, und dem jungen schwarzen Hausmädchen, das für Harrys Leute gearbeitet hat. Harry und ich waren verlobt, als ich das herausgekriegt habe, und ich habe ihm gesagt, die Hochzeit würde abgeblasen, wenn er nicht das Kind legal anerkennt und finanziell etwas für die Mutter tut. Der Schweinehund hat mich ausgelacht.«
    »Kein bedeutender Bürgerrechtler, dieser Harry«, sagte Partain.
    Sie zuckte die Schultern. »Wer war das damals schon in Dallas? Deshalb bin ich am nächsten Wochenende nach Texarkana gefahren und habe mit meinem früheren Abgeordneten geredet, dem seligen Wright Patman. Er sagte, er könnte nichts tun, da Harry ja nicht einmal in seinem Wahlkreis wohnt, aber dann hat er gegrinst und gesagt, er hätte da eine Idee, könnte aber noch nicht darüber reden.«
    »Sie haben einen US-Abgeordneten gebeten, sich in einen Familienzank einzumischen?«
    »Klingt für Sie vielleicht wie ein Familienzank, aber für mich war es eine Bürgerrechtsfrage, und ich hatte damals in Dallas die größte Schnauze, was Bürgerrechte angeht.«
    »Trotzdem verstehe ich nicht, wieso ein Congressman ...«
    Sie unterbrach. »Weil die Montague-Sippe mit Flugzeugteilen Geschäfte gemacht hat, und die Bundesregierung war ihr größter Kunde. Und weil man sich in Texas sehr wohl in alles einmischt, was einem bei der Wahl helfen kann, und meine Verwandtschaft hatte in Patmans Bezirk jede Menge Stimmen und jede Menge Freunde.«
    »Ist was dabei rausgekommen?« fragte er.
    »Grün«, sagte sie, und nach einem Schweigen, das zwei Blocks anhielt, sah sie Partain an und sagte: »Was kümmert Sie das denn überhaupt?«
    »Jemand hat grade auf einen von Ihren Babysittern geschossen, und da will ich verdammt gründlich wissen, wer und was er war.«
    »Okay«, sagte sie. »Harry und ich hatten noch immer Streit wegen des Babys und der Mutter und waren immer noch nicht verheiratet, haben aber fast jede Nacht zusammen geschlafen, in dem Haus, das seine Familie draußen an einem See hatte. Da hat dann auch eines Morgens das Telefon geklingelt, und am Apparat war Senator Lyndon B. Johnson.«
    »Kein Witz?«
    »Kein Witz. Johnson hat so laut geredet, daß ich einiges von dem mitgehört hab, was er Harry erzählt hat. Sachen wie ›anständig sein zu dem kleinen Niggerbaby‹, und daß Harry auch besser ›was Gutes für die Mama von dem Baby‹ tun sollte. Das ging immer weiter so, und Harry Montague, Marinepilot und beinahe Fliegeras aus dem Koreakrieg, bibbert und wird immer kleiner und macht sich fast in die Hose.«
    »Also haben Sie dann geheiratet.«
    »Ja, haben wir, aber erst, als Harry einverstanden war, daß auf Jerrys Geburtsurkunde bei ›Vater‹ ›H. Montague‹ stehen würde.«
    »Hat seine Mutter dann für Sie und Harry gearbeitet?«
    Wieder wandte sie den Kopf, um ihn anzustarren. »Sie haben wirklich was für n kitschigen Schluß übrig, ja? Nein, sie hat nicht für uns gearbeitet. Alles, was Harry je getan hat, war, daß er ihr jeden Ersten zehn Zehner geschickt hat, wenn er es nicht vergaß und ich ihn daran erinnern mußte. Die meisten Monate hat er’s vergessen. Aber mit dem Geld war Schluß, als Harry mit seiner alten Zweimotorigen die Rolle nicht geschafft hat.«
    »Was wurde aus Jerry und seiner Mutter?« sagte Partain.
    »Komm ich gleich zu. Als ich Doktor Carver geheiratet hatte, habe ich ihm sofort von Jerry und seiner Mama erzählt, und der Doktor, als guter Freigeist und Menschenfreund, hat vorgeschlagen, sie sollte als Haushälterin zu uns ziehen und das Kind mitbringen.«
    »Also doch ein gutes Ende«, sagte Partain.
    »Jedenfalls eine ganze Weile. Dann kam Jessica, und Jerry hat sich irgendwie eine Weile um sie gekümmert. Als der Doktor gestorben ist, neunundsechzig, konnte ich noch alles zusammenhalten und uns durchbringen, bis Jerry die High School hinter sich hatte. Dann hat er einige Zeit rumgemurkst, vor allem Dope gedealt, aber irgendwann hat er die Kurve gekriegt, ist nach Denver und hat als Narco-Cop undercover gearbeitet. Neun Jahre

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