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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Landsitz draußen an der Ostküste teilnehmen, in Maryland. Der Tote war so ein richtig alter Typ von um die Achtzig. Mit nem richtig komischen Namen, Minor Jackson, und die einzigen Trauergäste waren ein uralter Zwerg und zwei schickejunge Französinnen, die er mitgebracht hatte. Die Mädchen haben gesagt, sie wären alle mit der Concorde aus Paris gekommen. Sie hätten das Haus von diesem Typ sehen sollen. Aber sonst ist keiner gekommen, kein Nachbar, keine Haushaltshilfe, kein Priester. Niemand. Nur die beiden Mädchen und der Zwerg und ich.«
    »Wie hieß der Zwerg?« fragte Partain.
    »Nick irgendwas.«
    »Ploscaru?«
    Der junge CIA-Mann nickte. »Stimmt. Ploscaru. Muß mindestens neunzig sein. Sind Sie ihm mal begegnet?«
    »Ich hab gehört, er wäre tot«, sagte Partain.
     
    Im aufs Geratewohl möblierten Wohnzimmer des Hauses am Volta Place in Georgetown hatte Patrokis von einem Partyservice, nicht von seinem Onkel, ein paar Häppchen und Wein anrichten lassen. Die Einladungen waren nur mündlich ergangen. Colonel Millwed war nicht eingeladen worden, wohl aber General Hudson, der jedoch bedauernd ablehnte. Partain war gebeten worden, den jungen CIA-Mann einzuladen, der sich damit entschuldigte, daß er nachmittags noch zu einer weiteren Beerdigung mußte.
    Partain belud seinen Teller mit kleinen krustenlosen Sandwiches, gefüllten Eiern und Triskuits mit Schmelzkäse, den er ungern für Velveta hielt. Dann sah er sich nach etwas zu trinken um und fand zu seiner Erleichterung zwölf Flaschen kalifornischen Sekt und zwei Dutzend Gläser auf einem Ecktisch.
    Nick Patrokis saß neben Shawnee Viar, die auf ihrem Teller nichts als ein halbgegessenes gefülltes Ei hatte. Aus den Fingern ihrer Rechten baumelte ein leeres Glas. Patrokis bot an, ihr neuen Sekt zu besorgen, aber sie schüttelte den Kopf und sagte: »Wie schlimm war ich?«
    »Schlimm genug.«
    »Gut.«
    »Warum haben Sie ihn aufgefordert, etwas zu sagen?«
    »Aus einer schrägen Laune. Oder Wunschdenken. Ich dachte, wenn ich ihn bitte, etwas zu sagen, und er kommt nicht, würde das beweisen, daß er Hank umgebracht hat. Aber er ist gekommen.«
    Patrokis lächelte. »Dann ist er kein Verdächtiger mehr.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Jetzt nehm ich an, er ist einfach viel gerissener, als ich dachte.«
     
    Auf der anderen Seite des Zimmers hatte Jessica Carver zwei gefüllte Eier gegessen und biß vorsichtig in eines der krustenlosen Sandwiches, als Partain sagte: »Was hältst du von ihr – Shaw-nee?«
    Sie legte das Sandwich wieder auf den Teller, musterte Shaw-nee Viar quer durchs Zimmer einige Momente lang, sagte dann: »Wahrscheinlich chronisch launisch, und ich mag sie.«
    »Warum?«
    »Sie fühlt sich vermutlich genau wie ich jeden Morgen, wenn ich wach werde. Aber ich hab’s gelernt, den Quatsch zu verdrängen, und um zehn, spätestens um zwölf funktioniere ich wieder halbwegs.«
    »Meinst du, sie könnte ihren Vater umbringen?«
    »Bestimmt«, sagte sie, »wenn sie ausreichend provoziert wird. Sie würde aber sehr lange darüber brüten. Für sie läge das ganze Vergnügen im Planen.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Weil das bei mir so wäre.«
     
    Partain legte die Kevlar-Weste ab, bevor er beim Herrenausstatter gleich nördlich des Mayflower-Hotels einen Mantel anprobierte. Er wählte einen eierschalenfarbenen Einreiher mit herausnehmbarem Plaidfutter und ignorierte die Empfehlung von Jessica Carver und Vernon Winfield, daß der Zweireiher mit Gürtel besser sei zum Stolzieren und Renommieren.
    »Wenn ich renommieren will, kauf ich mir einen Stock«, sagte Partain.
    »Ein Schal wäre gut dazu«, sagte der General. »Ich rate sehr zu einem Schal.«
    »Das einzige, was man noch schneller verliert als Schals, sind Schirme«, sagte Partain.
     
    Bei einem weiteren Herrenausstatter auf der Connecticut Avenue wurden die Einkäufe ebenso schnell erledigt. Partain nahm zwei Anzüge; einer uni dunkelblau, der andere grau mit dünnen Streifen. Hemden kamen als nächstes. Partain wählte sechs gleiche weiße und betonte, er wolle weder Button-down-Kragen noch Klappmanschetten. Während er Hemden auswählte, bat er Jessica Carver, zwei Krawatten auszusuchen. Als sie ihm ihre Wahl zeigte, sagte er: »Dazu gehört eine Schachtel.«
    Dann bestand sie darauf, daß er ein Jackett kaufte, und sie einigten sich auf ein leichtes braunes mit Fischgräten. Ferner einigten sie sich auf zwei Hosen, eine schokobraune Gabardine, die andere hellbrauner

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