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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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lang, bis er angeschossen wurde, mit einer kleinen Invalidenrente ausgestiegen ist, nach Washington kam, einen Job beim Nationalarchiv gekriegt hat, sich das Taxi kaufte und nachts gefahren ist, wenn er konnte.«
    »Hat er seinen Nachnamen geändert?« fragte Partain.
    »Nein. Wieso?«
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich glaub, ich hätt’s gemacht.«
     
    Als sie das Sibley Memorial Hospital erreicht hatten, war Jerry Montague an einer Schußwunde im Kopf gestorben. Altford versuchte, Jerrys nette Frau und hübsche junge Tochter zu trösten, während Partain mit ein paar gelangweilten Mord-Detectives redete.
    Für sie war es nur einer in einer langen Reihe zufälliger Taximorde in Washington. Ungewöhnlich sei nur, sagten sie, der Augenzeugenbericht eines Obdachlosen namens »Billy the Bum«, der behauptete, alles gesehen zu haben.
    Der ältere der Detectives beschrieb, was Billy the Bum gesehen haben wollte. »Also, die alte schwarze Caddy-Limousine fährt Mass Ave lang, um die sieben Blocks westlich von Wisconsin, okay?«
    Partain nickte.
    »Und nicht weit dahinter, sagt Billy, kommt das freie Taxi mit dem Besitzer und Opfer am Steuer. Soweit klar?«
    Partain sagte ja.
    »Also, der olle Caddy fängt an mit Bocken und Schnaufen und Fehlzündungen wie bei Motorschaden, dann bleibt er stehn. Das Taxi hält um die fünfzehn Meter dahinter.«
    »Jetzt wird’s komisch«, sagte der andere Detective. »Der Caddyfahrer läßt immer wieder an, will den Motor starten, aber null Zündung. Schließlich geht die linke Hintertür auf, und da kommt so n ganz Kurzer raus, richtiger Zwerg, und der geht zum Taxi hin, Arme ausgebreitet, wissen Sie, von wegen ich bin hilflos und weiß nicht, was ich tun soll. Der Taxifahrer sitzt bloß hinterm Steuer und glotzt ihn an.«
    Der erste Detective übernahm wieder. »Wie der Kurze ans Taxi kommt, will der Fahrer nicht das Fenster runterlassen. Der Kleineklopft höflich dran und sagt was, was Billy the Bum nicht hören kann, und da macht der Fahrer das Fenster runter. Da hat der Kurze plötzlich irgendne kleine Halbautomatik in der Hand, steckt sie dem Fahrer ins Ohr und pustet ihn weg. Dann kuckt er sich um, der Kurze mein ich, geht langsam zurück zum Caddy, steigt ein, und weg sind sie.«
    »Wie kurz ist kurz?«
    Der erste Detective nickte beifällig zu Partains Frage. »Ja, ich weiß, was Sie meinen. Billy the Bum ist eins fünfundachtzig oder achtundachtzig und dünn wie’n Pfosten. Also, für den kann kurz irgendwas um eins fünfundsechzig heißen. Wir haben ihn aber ziemlich gründlich rangenommen, und er schwört, der Schütze war höchstens eins fünfzig. Vielleicht weniger.«
    »Hat Billy the Bum das gemeldet?« fragte Partain.
    »Nee«, sagte der zweite Detective. »Hat bloß auf uns gewartet, bis wir kamen. Wenn in der Gegend geschossen wird, rufen mindestens neunzehn verschiedene Häuser die Neunhundertelf an.«
    »Wir nehmen an, das war n geplatzter Drogendeal.«
    Partain nickte, als ob ihm die Idee zusagte, und fragte: »Billy the Bum hat sich wahrscheinlich nicht die Nummer von dem alten Caddy gemerkt, oder?«
    »Billy findet nicht, daß das ganz oben auf die Liste seiner staatsbürgerlichen Pflichten gehört«, sagte der Detective.
     
    Kurz nach Mitternacht zog Partain die Haustür des Generals hinter sich zu und ging Richtung Connecticut Avenue, auf der Suche nach einem Taxi. Inzwischen war es unter –5 °; er spürte die Kälte sofort. Er war noch keine dreißig Meter gegangen, als er die eiligen klickenden Schritte hörte. Er drehte sich um und sah Jessica Carver, die schnell zu ihm kam, eine blaue Flugtasche über die rechte Schulter gehängt.
    »Das wird da drinnen immer mehr zu einer Art Leichenwache«, sagte sie.
    »Deshalb bin ich ja los.«
    »Millie kriegt Anfälle von Nostalgie und hat einiges getrunken, und sie und Vernon enden wahrscheinlich bald im Bett.«
    Er nickte.
    »Deshalb dachte ich, ich schlaf diese Nacht in ihrem Hotelzimmer.«
    »Oder in meinem«, sagte er.
    »Genau«, sagte sie. »Oder in deinem.«

34. Kapitel
    Der Andachtsraum des Bestattungsunternehmens auf der Wisconsin Avenue schien entworfen für jene, die bei ihrem Tod nicht mehr als ein Dutzend Trauernde hinterlassen, denn das war die Zahl der bereitgestellten Stühle, drei Viererreihen.
    Sieben der zwölf Stühle waren besetzt. Partain und Jessica Carver saßen rechts in der zweiten Reihe, gleich hinter dem CIA-Jüngelchen, das am Abend von Henry Viars Tod das Beileid der Agency

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