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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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mir alles gegeben hatte, hab ich mich hingekniet und nachgesehen, nur um sicher zu sein, daß er nicht irgendwas zurückbehalten hat. Als das Bett wieder richtig stand, hab ich ihm gesagt, er soll sich darauf legen, aufs Gesicht, Hände auf den Rücken. Er hat mir ein paar Bezeichnungen an den Kopf geworfen, dann aber brav gehorcht.«
    »Sie haben die Dinger gelesen? Die schweinischen Stellen?«
    »Jedes einzelne Wort.«
    »Steht alles drin?«
    »Bis ins kleinste Detail. Sie. Ich. Das Atlacatl-Bataillon. Namen. Das Geld. Das Mickymaus-Siegel. Und Twodees. Alles.«
    »Was ist mit Twodees’ Frau?«
    »Das auch. Detailliert.«
    »Scheiße. Das hätte er nicht wissen sollen.«
    »Er war Spion, um Himmels willen«, sagte der General. »Und zwar kompetent, wenn er sich Mühe gegeben hat. Er hat alles aufgeschrieben, in schwarzer Tinte, mit einem richtigen Füller, und keine Streichungen. Echte klassische Schönschrift; als er auf der Schule war, muß das noch zum Unterricht gehört haben.«
    »Und nachdem Sie es gelesen hatten?« fragte Millwed.
    »Sind wir nach unten gegangen. Er hat sich wieder in diesen Sessel gesetzt. Sich einen Drink eingegossen, aber mir keinen
    angeboten. Hat sich eine Pall Mall angesteckt. Einen großen Schluck Schnaps getrunken. Das Glas abgestellt und an der Zigarette gezogen, und ich habe ihn erschossen, als er den Rauch gerade ausgestoßen hatte.«
    »Mit seiner eigenen Waffe«, sagte Millwed.
    Der General nickte.
    »Und die haben Sie auf dem Boden liegenlassen, neben seiner rechten Hand, wie ich Ihnen gesagt hatte.«
    »Genau wie Sie es gesagt hatten.«
    Endlich blickte der Colonel auf. »Jemand hat sie bewegt. Die Waffe.«
    »Ja«, sagte der General; er starrte noch immer in die Nacht über Washington. »Hat jemand getan.«
    »Wahrscheinlich Patrokis«, sagte der Colonel. »In Vietnam war er zu so einem Scheiß abkommandiert, Selbstmorde untersuchen. Wahrscheinlich hat er das Ding auf Viars Schoß gelegt oder auf den Boden zwischen seine Beine geschoben oder sonstwohin; jedenfalls wurde es zum Selbstmord erklärt.«
    Millwed knurrte. »Mit diesem Scheiß-Patrokis hatte ich nicht gerechnet.«
    Der General wandte sich vom Fenster ab, ging zu einem Aschenbecher, streifte seine 3 cm Asche ab und musterte den Colonel. »So wie ich nicht damit gerechnet hatte, daß die Frau Ihnen die Kassette abnimmt.«
    »Sie wußte, wer ich bin, zum Teufel«, sagte Millwed. »Hätte sie nicht wissen sollen.«
    »Vergessen Sie das Band«, sagte der General.
    » Vergessen? «
    »Ja. Jetzt, wo Viar sich umgebracht hat, was beweist es da denn noch? Daß ein unverheirateter Colonel im langfristigen Sondereinsatz sich ein paar Stunden freigenommen hat, um mit der attraktiven Tochter eines alten Freunds ins Bett zu gehen und, da er die Diskretion in Person ist, dazu ein abgelegenes Motel wählt. Wenn das Band irgendwo auftaucht, muß ich möglicherweise einen Pfui-pfui-Schrieb zu Ihren Akten legen. Aber was soll’s, werden alle sagen. Immerhin war es kein fünfzehnjähriger Junge.«
    »Ich will keinen derartigen Schrieb«, sagte Millwed.
    »Keine Sorge deswegen. Es ist nicht passiert, wird wahrscheinlich nicht passieren, und wir müssen noch etwas anderes regeln.«
    »Twodees«, sagte der Colonel.
    »Twodees«, stimmte der General zu.
    Millwed drehte sich um, nahm die Flasche Wild Turkey und goß einen Zoll Whiskey in sein Glas. Er zeigte dem General fragend die Flasche, aber der schüttelte den Kopf. Der Colonel stellte die Flasche wieder weg, trank einen Schluck und sagte: »Wissen Sie, was ich wirklich will?«
    »Natürlich, Ralph. Sie wollen ganz für sich allein einen Satz Kopien von Hank Viars kleinen roten Notizheften.«
    »Ja, Sir. Genau, Sir.«
    »Sie kriegen Kopien.«
    »Wann?«
    »Wenn Kite Twodees erledigt hat.«
    »Ich will sie jetzt, General«, sagte Millwed; es war nicht direkt ein Befehl.
    Der General nickte geduldig, als ob er es mit einem Idioten zu tun hätte. »Ich war noch nicht fertig, Colonel.«
    »Dann kommen Sie zum Schluß.«
    »Sie kriegen Ihren privaten Satz Kopien von Viars Tagebüchern, sobald Kite Twodees erledigt hat – und Sie Kite.«
    Der Colonel lehnte sich auf dem Stuhl zurück und nickte zufrieden. »Ich hätte nichts dagegen, Kite zu beseitigen. Wenn er und Twodees weg sind, wer bliebe dann noch?«
    »Niemand.«
    »Was ist mit der Altford, Patrokis und General Winfield?«
    »Die waren nicht in El Salvador.«
    »Kite auch nicht.«
    »Dann müssen wir einfach so tun, als ob er

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