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Die Insel der besonderen Kinder

Die Insel der besonderen Kinder

Titel: Die Insel der besonderen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ransom Riggs
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dass ich weggelaufen war oder vorhatte, von den Klippen zu springen.
    In jedem Fall war ich dabei, sein Leben zu ruinieren.
    »Jacob?«
    Ich drehte mich um und sah, dass Dad im Türrahmen lehnte. Sein Haar war zerzaust, und er wirkte übernächtigt. Er trug ein schlammbespritztes Hemd und Jeans.
    »Hi, Dad.«
    »Ich werde dir nur eine einzige klare, simple Frage stellen«, sagte er, »und ich möchte eine klare, simple Antwort. Wo warst du letzte Nacht?« Ich sah ihm an, wie sehr er sich zusammenreißen musste.
    Mir wurde klar, dass die Zeit der Lügen vorbei war. »Es geht mir gut, Dad. Ich war mit meinen Freunden zusammen.«
    Es war, als hätte ich den Splint aus einer Handgranate gezogen.
    »Deine Freunde sind nur eingebildet!«, brüllte er. Dad kam auf mich zu, und sein Gesicht lief rot an. »Ich wünschte, deine Mutter und ich hätten uns nie von diesem durchgeknallten Therapeuten dazu überreden lassen, dich hierherreisen zu lassen! Das Ganze ist ein Fiasko. Du hast mich zum letzten Mal belogen. Geh in dein Zimmer und pack deine Sachen. Wir nehmen die nächste Fähre.«
    »Dad?«
    »Und wenn wir wieder daheim sind, verlässt du das Haus nicht eher, bis wir einen Psychiater gefunden haben, der etwas von seinem Job versteht!«
    »Dad!«
    Ich fragte mich einen Moment lang, ob ich weglaufen musste. Ich stellte mir vor, wie Dad mich festhielt, um Hilfe rief und mich in einer Zwangsjacke auf die Fähre verlud.
    »Ich komme nicht mit«, sagte ich.
    Dad verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und legte den Kopf zur Seite, als hätte er nicht richtig gehört. Ich wollte meine Worte gerade wiederholen, da klopfte es an der Tür.
    »Verschwinden Sie!«, brüllte Dad.
    Es klopfte wieder, dieses Mal hartnäckiger. Dad stürmte zur Tür und riss sie auf. Draußen stand Emma, eine kleine blaue Feuerkugel tanzte auf ihrer Hand. Neben ihr war Olive.
    »Hallo«, sagte Olive. »Wir wollen zu Jacob.«
    Dad starrte die beiden verständnislos an. »Was ist das …«
    Die Mädchen zwängten sich an Dad vorbei ins Zimmer.
    »Was tut ihr denn hier?«, zischte ich den beiden zu.
    »Wir möchten uns gern vorstellen«, antwortete Emma und schenkte Dad ein breites Lächeln. »Wir haben Ihren Sohn in letzter Zeit sehr gut kennengelernt und hielten es für angebracht, Ihnen einen Freundschaftsbesuch abzustatten.«
    »Okay«, sagte mein Vater und blickte verwirrt zwischen den beiden hin und her.
    »Er ist wirklich ein prima Kerl«, sagte Olive. »So mutig!«
    »Und gutaussehend«, ergänzte Emma und zwinkerte mir zu. Sie rollte die Flamme zischen ihren Händen hin und her wie ein Spielzeug. Mein Vater starrte wie hypnotisiert darauf.
    »J… ja«, stammelte er. »Das ist er sicher.«
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich meine Schuhe ausziehe?«, fragte Olive. Und ohne die Antwort abzuwarten, tat sie es und schwebte prompt an die Decke. »Danke! So ist es viel bequemer.«
    »Das sind meine Freunde, Dad. Die, von denen ich dir erzählt habe. Das ist Emma, und die da oben ist Olive.«
    Dad stolperte einen Schritt zurück. »Ich schlafe wohl noch«, sagte er offenbar zu sich selbst. »Ich muss sehr müde sein …«
    Ein Stuhl erhob sich vom Boden und schwebte zu ihm herüber, gefolgt von einem fachmännisch angebrachten Verband, der durch die Luft hüpfte. »Dann setzen Sie sich doch«, sagte Millard.
    »Okay«, antwortete Dad und tat es.
    »Was willst du denn hier?«, flüsterte ich Millard zu. »Darfst du überhaupt aufstehen?«
    »Ich war gerade in der Gegend.« Er hielt eine modern aussehende Tablettenpackung hoch. »Ich muss gestehen, dass sie in der Zukunft fantastische Schmerzmittel herstellen.«
    »Dad, das ist Millard«, sagte ich. »Du kannst ihn nicht sehen, weil er unsichtbar ist.«
    »Schön, dich kennenzulernen.«
    »Ganz meinerseits«, antwortete Millard.
    Ich ging zu meinem Vater und kniete mich neben den Stuhl. »Ich werde fortgehen, Dad. Du wirst mich vielleicht eine ganze Weile nicht sehen.«
    »Ach ja? Wo gehst du denn hin?«
    »Auf eine Reise.«
    »Eine Reise«, wiederholte er. »Wann bist du zurück?«
    »Das kann ich dir beim besten Willen nicht sagen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wie dein Großvater.« Millard füllte Leitungswasser in ein Glas und brachte es Dad. Der nahm es entgegen, als seien schwebende Gläser die normalste Sache der Welt. Vermutlich war er davon überzeugt, dass er alles nur träumte. »Also dann, gute Nacht«, sagte er, erhob sich mühsam und stolperte dann zur Tür. Dort blieb er noch einmal

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