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Die Insel der besonderen Kinder

Die Insel der besonderen Kinder

Titel: Die Insel der besonderen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ransom Riggs
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stehen und sah mich an. »Jake?«
    »Ja, Dad?«
    »Sei vorsichtig, okay?«
    Ich nickte. Er schloss die Tür hinter sich. Einen Augenblick später hörte ich, wie er auf das Bett fiel.
    Ich setzte mich und rieb mir durchs Gesicht. Ich wusste nicht, wie ich mich fühlen sollte.
    »Meinst du, wir waren dir eine Hilfe?«, fragte Olive von ihrem Platz an der Decke aus.
    »Ich bin nicht sicher«, antwortete ich. »Vermutlich nicht. Wenn er später aufwacht, wird er denken, dass er alles nur geträumt hat.«
    »Du könntest einen Brief schreiben«, schlug Millard vor.
    »Das habe ich schon versucht – aber ein Brief ist kein
Beweis.
«
    »Muss nett sein, solch ein Problem zu haben«, sagte Olive. »Ich wünschte,
meine
Eltern hätten mich genug geliebt, um sich über mein Verschwinden Sorgen zu machen.«
    Emma streckte den Arm nach oben und drückte Olives Hand. Dann sagte sie: »Vielleicht habe ich einen Beweis.«
    Sie zog eine kleine Brieftasche aus einer Tasche ihres Kleides, holte ein Foto heraus und reichte es mir. Es war ein Schnappschuss von ihr und Großvater in jungen Jahren. Ihre Aufmerksamkeit war ganz auf ihn gerichtet, während er mit den Gedanken woanders zu sein schien. Ich ahnte, wie wenig ich über die Beziehung der beiden wusste, die gleichermaßen schön wie traurig gewesen sein musste.
    »Das war kurz bevor Abe in den Krieg zog«, sagte Emma. »Dein Dad wird mich wiedererkennen, oder?«
    Ich lächelte sie an. »Du siehst aus, als wärest du keinen Tag gealtert.«
    »Wunderbar!«, rief Millard. »Da hast du deinen Beweis.«
    »Trägst du das immer bei dir?«, fragte ich und gab Emma das Foto zurück.
    »Ja. Aber jetzt brauche ich es nicht mehr.« Sie trat an den Tisch, nahm den Stift und schrieb etwas auf die Rückseite meines Briefes an Dad. »Wie heißt dein Vater?«
    »Franklin.«
    Als sie fertig war, reichte sie mir den Brief. Ich überflog den Text. Dann legte ich ihn zusammen mit dem Foto auf den Tisch. »Bereit zum Aufbruch?«, fragte ich.
    Meine Freunde standen im Türrahmen und warteten auf mich.
    »Nur, wenn du auch bereit bist«, antwortete Emma.

    Lieber Franklin,
    es war mir eine große Freude, Sie kennenzulernen. Dies ist ein Foto von Ihrem Vater und mir. Es wurde zu der Zeit aufgenommen, als er hier lebte. Ich hoffe, dass es genügt, um Sie davon zu überzeugen, dass ich immer noch unter den Lebenden weile, und dass Jacobs Geschichten nicht erfunden sind.
    Jacob wird für eine Weile mit mir und meinen Freunden reisen. Wir werden uns gegenseitig so sehr schützen, wie es den unseren möglich ist. Eines Tages, wenn die Gefahr vorüber ist, wird er zu Ihnen zurückkehren. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.
     
    Herzlichst,
    Ihre Emma Bloom
     
    P. S. Wie ich hörte, haben Sie offenbar einen Brief gefunden, den ich vor vielen Jahren Ihrem Vater geschickt habe. Das war unangemessen und wie ich Ihnen versichern kann, unerbeten. Er hat nicht in gleicher Weise darauf geantwortet. Er war einer der ehrenhaftesten Männer, die ich je kennengelernt habe.
    Wir brachen auf in Richtung des Hügels. An jener Stelle nahe dem höchsten Punkt, an der ich bisher immer stehen geblieben war, um zu sehen, wie viel Wegstrecke ich zurückgelegt hatte, ging ich dieses Mal weiter. Manchmal ist es besser, nicht zurückzuschauen.
    Als wir das Steingrab erreichten, tätschelte Olive die Steine wie ein altes Haustier. »Lebe wohl, du liebe, alte Zeitschleife«, sagte sie. »Du warst immer gut zu uns. Wir werden dich vermissen.« Emma drückte ihr behutsam die Schulter, dann bückten sich beide und krochen hinein.
    In der Grabkammer hielt Emma ihre Flamme an die Wand und zeigte mir etwas, das mir bisher noch gar nicht aufgefallen war: ich erkannte eine lange Liste von Daten und Initialen, die in den Stein geritzt waren. »Das sind sämtliche Zeiten, zu denen Menschen diese Schleife benutzt haben«, erklärte sie mir. »All die Tage, an denen die Schleife aktiviert war.«
    Ich spähte darauf und erkannte ein
P. M. 3-2-1853
und ein
J. R. R. 1-4-1897
und ein kaum lesbares
X. J. 1580.
Am unteren Rand befanden sich einige Zeichen, die ich nicht entziffern konnte.
    »Das sind Runen«, sagte Emma. »Sie sind sehr alt.«
    Millard suchte auf dem Boden, bis er einen spitzen Stein gefunden hatte. Einen weiteren benutzte er als Hammer und meißelte eine weitere Inschrift in den Fels. Sie lautete
A. P. 3-9-1940.
    »Was bedeutet AP ?«, fragte Olive.
    »Alma Peregrine«, antwortete Millard und seufzte. »Eigentlich sollte sie

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