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Die Insel der besonderen Kinder

Die Insel der besonderen Kinder

Titel: Die Insel der besonderen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ransom Riggs
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verändern. Die Kinder drängten sich besorgt um sie.
    »Irgendetwas stimmt nicht«, sagte Emma. »Wenn sie sich in einen Menschen verwandeln könnte, hätte sie es längst getan.«
    »Vielleicht hat die Zeitschleife deshalb nicht funktioniert«, sagte Enoch. »Erinnert ihr euch an die alte Geschichte von Miss Kessel? Sie ist bei einem Verkehrsunfall vom Rad gestürzt, hat sich den Kopf angeschlagen und ist dann eine ganze Woche lang ein Turmfalke geblieben. Als das passierte, hat ihre Zeitschleife auch nicht funktioniert.«
    »Was hat das mit Miss Peregrine zu tun?«
    Enoch seufzte. »Vielleicht hat sie sich auch am Kopf verletzt, und wir müssen eine Woche warten, bis sie wieder alle Sinne beieinanderhat.«
    »Ein rasender Lkw ist eine Sache«, sagte Emma. »Von Wights misshandelt zu werden eine andere. Wir wissen doch gar nicht, was dieser Bastard Miss Peregrine angetan hat, bevor wir bei ihr waren.«
    »Wights? Waren es denn mehrere?«
    »Es waren Wights, die Miss Avocet mitgenommen haben«, sagte ich.
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Enoch.
    »Sie haben doch mit Golan zusammengearbeitet, oder etwa nicht? Außerdem habe ich die Augen von dem gesehen, der auf uns geschossen hat. Es besteht kein Zweifel.«
    »Dann ist Miss Avocet so gut wie tot«, sagte Hugh. »Sie werden sie umbringen.«
    »Vielleicht auch nicht«, entgegnete ich. »Zumindest nicht sofort.«
    »Wenn es eine Sache gibt, die ich über Wights weiß, dann die, dass sie uns töten«, sagte Enoch. »Das ist ihre Natur. So sind sie nun mal.«
    »Nein, Jacob hat recht«, widersprach Emma. »Bevor dieser Wight starb, hat er uns erzählt, warum sie so viele Ymbrynes entführen. Sie wollen sie zwingen, das Experiment noch einmal durchzuführen, das sie damals zu Hollows gemacht hat – nur in größerem Ausmaß. Viel größer.«
    Ich hörte, wie jemand die Luft einsog. Alle anderen wurden still. Ich sah mich nach Miss Peregrine um. Sie saß verlassen am Rand von Adams Krater.
    »Wir müssen diese Wights aufhalten«, sagte Hugh. »Wir müssen herausfinden, wohin sie die Ymbrynes bringen.«
    »Und wie?«, fragte Enoch. »Indem wir ein U-Boot verfolgen?«
    Hinter mir räusperte sich jemand. Als wir uns umdrehten, sahen wir Horace im Schneidersitz auf dem Boden hocken. »Ich weiß, wohin sie fahren«, sagte er ruhig.
    »Woher denn?«, fragte ich.
    »Das spielt keine Rolle«, sagte Emma. »Wenn Horace es weiß, dann
weiß
er es. Wo bringen sie sie hin, Horace?«
    Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, wie es heißt«, sagte er. »Aber ich habe es gesehen.«
    »Dann male es uns auf«, sagte ich.
    Horace überlegte einen Moment lang und erhob sich dann mühsam. In seinem zerschlissenen schwarzen Anzug sah er aus wie ein Bettelprediger. Er schlurfte zu einem Haufen Asche und nahm eine Handvoll Ruß. Dann zeichnete er im Mondlicht etwas an die von Rissen durchzogene Wand.
    Neugierig drängten wir uns um ihn. Er malte dicke, vertikale Linien, zwischen denen spiralförmige Linien mit spitzen Zacken verliefen – wie Gitterstäbe mit Stacheldraht. Auf der einen Seite war ein dunkler Wald. Der Boden war schneebedeckt. Das war alles.
    Als Horace fertig war, stolperte er zurück und ließ sich wieder ins Gras fallen. Er wirkte geistesabwesend. Emma fasste ihn sanft an den Schultern und fragte: »Horace, was weißt du noch über diesen Ort?«
    »Es ist irgendwo in der Kälte. Der Boden ist mit Schnee bedeckt.«
    Bronwyn trat vor, um sich die gezeichneten Striche genauer anzusehen. Sie trug Olive auf dem Arm. Das jüngere Mädchen hatte den Kopf an Bronwyns Schulter gekuschelt. »Sieht aus wie ein Gefängnis«, sagte Bronwyn.
    Olive hob den Kopf. »Und?«, sagte sie. »Wann gehen wir hin?«
    »Wohin?«, stöhnte Enoch und hob resignierend die Hände. »Das sind doch nur Schnörkel!«
    »Irgendwo gibt es das«, sagte Emma und sah Enoch an.
    »Wir können nicht einfach irgendwohin in die Kälte reisen und dort nach einem Gefängnis suchen.«
    »Aber wir können auch nicht hierbleiben.«
    »Warum nicht?«
    »Sieh dir doch an, in welchem Zustand das Haus ist! Sieh dir die Headmistress an. Wir hatten hier eine verdammt gute Zeit, aber die ist jetzt vorbei.«
    Emma und Enoch stritten noch eine Weile. Die anderen ergriffen Partei. Enoch argumentierte, dass sie zu lange aus der Welt gewesen seien. Wenn sie fortgingen, würden sie entweder als Kriegsgefangene enden oder von Hollows gefressen werden. Hier kannten sie zumindest das Gelände und konnten sich noch am besten

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