Die Insel der Dämonen
stehe in der Gunst des Königs.«
»Mein Herr, der Graf, freut sich, daß Ihr bei Hofe wieder in hohem Ansehen zu stehen scheint. Und er findet, Ihr solltet die Gelegenheit nutzen, um Angelegenheiten aus schlechten, doch zum Glück vergangenen Zeiten zu bereinigen.«
Der Sekretär griff in die Innentasche seines Mantels und zog einen Umschlag hervor.
»Der Graf de Boutillac ist der Meinung, daß Ihr jetzt zumindest die offenen Verbindlichkeiten begleichen solltet, deren Fälligkeit länger als zwölf Monate zurückliegt. Ich habe mir erlaubt, einige Zahlen für Euer Gnaden zusammenzustellen.« Er sprach leise, aber bestimmt und jede Demut war aus seiner Stimme gewichen.
De Roberval drehte sich um und sah dem Sekretär mit gespielter Gelassenheit ins Auge. »Boutillac weiß doch, welche ungeheuren Schätze auf der anderen Seite des Meeres warten. Ich werde bald so reich sein, daß wir über die Summe, die ich ihm heute schulde, lachen werden.«
»Es gibt sicher niemanden, der lieber mit Euch gemeinsam über gewisse Geldbeträge lachen würde als mein Herr. Dennoch weist er darauf hin, daß diese Reichtümer bislang nur Gerüchte sind. Der geschätzte Monsieur Cartier jedenfalls ist bei seinen Reisen in dies ferne Land bislang leider nicht reich geworden, wie es scheint. Der arme Cartier, was wird er wohl sagen, wenn er erfährt, daß die nächste Reise in die Neue Welt nicht unter seinem Kommando steht? Ist es nicht bedauerlich, daß er bei Hofe keine namhaften Gönner, wie zum Beispiel meinen Herrn, den Grafen de Boutillac, hat?«
De Roberval schwieg und starrte in das knisternde Kaminfeuer.
»Aber, wie Euer Gnaden schon sagte, Eure Ernennung ist noch nicht offiziell und das Leben ist voller Überraschungen - guter wie auch anderer. Was wird man bei Hofe denken, wenn der Mann, der den Glanz Frankreichs in die Wildnis tragen soll, vor Gericht gezerrt würde wegen gewisser, wie Ihr selbst sagtet, lächerlicher Summen?«
De Roberval fuhr herum. »Ein Prozeß würde sich über Jahre hinziehen«, polterte er, »und am Ende wären beide Seiten ruiniert!« »Die Geduld der de Boutillacs ist noch größer als ihr Reichtum, wie man sagt. Mein Herr hat mich beauftragt, auf die Zahlung dieser hier aufgelisteten Summen bis zum nächsten Ersten zu bestehen, da er sonst nicht umhinkommt, seine Rechte einzuklagen.« Mit diesen Worten trat der Sekretär zwei Schritte vor und legte die Liste auf den Tisch.
De Roberval nahm sie und studierte die Zahlenkolonnen. »Boutillac weiß, daß ich das Geld nicht habe.«
»Es wird ihn schmerzen, dies zu erfahren, Euer Gnaden. Doch mein Herr sieht keine andere Möglichkeit, als auf die Zahlung dieser Summen zu bestehen, es sei denn ...«
De Roberval drehte sich langsam um: »Ja?«
»Es sei denn, Euer Gnaden könnten sich damit einverstanden erklären, zusätzliche Sicherheiten zu leisten.«
»Ah! Jetzt ist die Katze aus dem Sack! Was will der Blutsauger noch?«
»Mein Herr, der Graf, hat sich erlaubt, eine kleine Liste von Besitztümern aufzustellen, die ihm für eine Weile als Sicherheit genügen würden.«
Mit diesen Worten zog Soubise ein weiteres Papier aus seinem Mantel, das er mit eleganter Geste auf den Tisch legte.
De Roberval warf einen Blick auf die Liste und lief rot an. »Ich soll das Schloß als Sicherheit geben? Das Château de Roberval ist seit Generationen im Besitz meiner Familie!«
»Man sieht, daß es alt ist«, entgegnete der Sekretär gelassen.
De Roberval war die Beleidigung nicht entgangen.
»Geht nicht zu weit, rate ich Euch, Monsieur . Sous!
»Soubise, wenn Euer Gnaden erlauben.«
De Robervals Stimme klang gepreßt, als er leise fortfuhr: »Was die Güter in der Picardie angeht, so habe ich darüber keine Verfügungsgewalt. Sie gehören meiner Nichte, wie Ihr wahrscheinlich wißt.«
»Mein Herr ist sich dessen bewußt. Doch sind Euer Gnaden nicht der Vormund der Mademoiselle, bis sie mündig wird? Wie alt ist sie jetzt? Sechzehn? Siebzehn? Mein Herr ist sicher, daß Ihr in der Lage sein werdet, die Verbindlichkeiten bis zum Tag ihrer Volljährigkeit abzutragen.«
»Sie gehen ebenfalls in ihren Besitz über, wenn sie vor diesem Tag heiraten sollte«, murmelte de Roberval.
»Wenn mein Herr, der Graf von Boutillac, richtig informiert ist, dann müssen Euer Gnaden dieser Hochzeit zustimmen. Ist es nicht so?«
De Roberval schwieg, dann streckte er die Hand aus: »Zeigt mir diese Papiere!«
Etwas später, es dämmerte bereits, stieg ein sehr
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