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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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mir! Ich kann nicht erwarten, daß Ihr Euch an mich erinnert«, sagte der Fremde mit übertriebener Demut. »Philippe Soubise, Sekretär des Grafen von Boutillac und Euer Diener, Mademoiselle.« Er deutete eine Verbeugung an.
    Natürlich! Dieser Sekretär war einmal mit dem Grafen hier im Schloß gewesen, hatte sich aber von der Jagdgesellschaft ferngehalten. Schon damals war ihr seine übertriebene Unterwürfigkeit unangenehm aufgefallen.
    »Euer Pferd lahmt«, sagte sie und vergaß darüber, den Fremden willkommen zu heißen.
    »Oh ja, das dumme Tier hat heute Morgen ein Hufeisen verloren und sich wohl zu allem Überfluß einen Dorn eingetreten. Ich mußte die letzten Meilen laufen.«
    Marguerite war fassungslos. Der Mann mußte an mehreren Dörfern vorübergekommen sein und in fast jedem Dorf gab es einen Schmied!
    »Aber Monsieur, warum habt Ihr das arme Tier nicht in einem der Dörfer neu beschlagen lassen?«
    »Oh, Mademoiselle, daran habe ich natürlich auch gedacht, aber die Schmiede in dieser Gegend scheinen mir allesamt darauf aus zu sein, arme Reisende auszuplündern. Stellt Euch vor, im letzten Dorf verlangte der Schmied fünf Sous für das Beschlagen! Ich würde sagen, das ist Raub! Doch kann ich die armen Seelen auch verstehen, denn wie mir scheint, drückt in dieser Gegend die Steuerlast die Handwerker besonders hart.«
    Marguerite zuckte zusammen. Ihr Onkel hatte das Steuerrecht für das Departement gepachtet. War dies dem Fremden nicht bewußt oder war es eine geschickt versteckte Boshaftigkeit?
    Monsieur Soubise seufzte: »Nun, ich habe das Geld meines Herrn nicht gestohlen. Ich habe die Hoffnung, daß es auf diesem Anwesen einen brauchbaren Schmied gibt, der das Tier versorgt, und vielleicht habt Ihr auch einen trockenen Platz, wo es sich erholen kann?«
    Marguerite nickte. Innerlich kochte sie vor Wut. Wie hatte der Fremde so schnell gesehen, daß es ganz erbärmlich in die Ställe hineinregnete? Möglicherweise hatte sie ihn unterschätzt.
    Joseph kam mit dem Schmied zurück, der sich des Pferdes annahm und es unter beruhigenden Worten untersuchte. Soubise ließ seinen Blick über die Front des Chateaus wandern. Marguerite folgte seinem Blick. Erst jetzt wurde ihr bewußt, wie dringend der Verputz einer Erneuerung bedurfte.
    »Hättet Ihr die Güte, mich dem Herrn dieses ... Schlosses ... zu melden?«, fragte Soubise. Die kleine, kunstvoll abwertende Pause war Marguerite nicht entgangen.
    »Joseph, geh, sag meinem Onkel Bescheid, daß ein . Diener . des Grafen Boutillac gekommen ist!«
    Es war nicht sehr höflich, den Sekretär als Diener zu bezeichnen, aber Marguerite war die Lust vergangen, diesem unverschämten Kerl gegenüber höflich zu sein.
    »Ah, Monsieur Soubise«, tönte da die kraftvolle Stimme ihres Onkels über den Hof. Jean-Frangois de La Roque stand im geöffneten Fenster der Bibliothek. Er mußte sie beobachtet haben. Ihr Onkel war nicht sehr groß, aber dennoch eine beeindruckende Erscheinung. Alles an ihm schien Kraft auszustrahlen, Kraft und Selbstsicherheit. »Joseph, führe den Herrn herauf! Und du, Marguerite, gehst auf dein Zimmer. Du holst dir sonst noch den Tod!«
    »Mademoiselle, es war mir eine Freude, Euch wiederzusehen«, sagte der Sekretär mit einer erneuten Verbeugung, bevor er Joseph folgte.
    Marguerite nickte knapp. Sie wäre gern bei den Ställen geblieben, aber es war nicht klug, sich den Anweisungen ihres Onkels zu widersetzen, jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit.
    Wütend stapfte sie zurück in die Küche. Damienne unterbrach ihren Schwatz mit Marcel, dem Koch: »Mein Schäfchen, komm ans Feuer, du bist ja ganz blau gefroren!«
    »Nenn mich nicht so«, fauchte Marguerite, »komm lieber mit!«
    Damienne lächelte in sich hinein. Sie kannte das Temperament ihres Schützlings und war vielleicht die Einzige, die mit den Ausbrüchen Marguerites umgehen konnte.
    »Wir haben aber wieder mal eine Laune heute«, schmunzelte sie.
    »Meine Laune ist ganz hervorragend!«, blaffte Marguerite zurück. »Komm jetzt!« »Wenn’s unbedingt sein muß«, murrte Damienne und erhob sich langsam von ihrem Stuhl. »Wir sehen uns später, Marcel.«
    Der Koch nickte und brummte etwas, was ein Ja gewesen sein mochte. Er war kein Freund großer Worte, aber ein Meister darin, aus wenigen Zutaten ein hervorragendes Essen zu zaubern - eine Kunst, die im Hause de Roberval in letzter Zeit zunehmend bedeutsam geworden war.
    »Nun mach schon«, drängte Marguerite. Sie wartete nicht ab,

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