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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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dass auch Kartax vorüberging. Doch der Löwe kam nicht. Kaya war alleine unterwegs. Da fiel dem Jungen ein, dass er mit Merlin nur hier gewesen war und seine Waffe bekommen hatte, weil er Kaya gefolgt war. Schon damals war sie ohne ihren Begleiter durch den Wald gewandert und heute nahm sie genau denselben Weg. Nun, da er Zeit und die Sicherheit zurückzufinden hatte, war die Vers u chung einfach zu groß. Leise folgte der Junge ihr. Schon bald schlug die Göttin einen Bogen um den undurchdringlichen Teil des Waldes. Nalig war davon überzeugt, dass sie sich dem Ufer des Sees näherten. Nicht ein Mal blickte sich Kaya um, obgleich es Nalig nicht immer gelang, ein Blätterrascheln oder das Geräusch eines brechenden Zwe i ges zu vermeiden. Obwohl Kayas wallendes Kleid kaum für eine Wa n derung durch die Wälder geeignet war, kam sie erstaunlich schnell voran. Nalig geriet langsam ins Schwitzen. Mit jedem Schritt erschien es rätselhafter, weshalb Kaya sich diese Mühe machte. Dann glaubte Nalig, Wasser zu hören. Im nächsten Augenblick sah er, dass der Wald lichter wurde und schließlich einer dicken Moosschicht wich, die nur von ein paar Grasbüscheln durchsetzt war. Dazwischen ragten nackte Felsen aus dem Moosbett. Nalig blieb zwischen den Bäumen stehen. Er konnte ihren Schutz nicht verlassen, wenn er nicht gesehen werden wollte. Also blickte er Kaya nach, die unbeirrt weiter ging. Vermutlich befanden sie sich auf einer Klippe, die sich hoch am Ufer des Sees erhob. Denn dort, wo der felsige Boden abrupt endete, war nichts zu sehen als der Nebel, der Kijerta umgab. Das Geräusch der Wellen ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass dort unten der See lag. Kaya ging so dicht an den Rand der Klippe, dass Nalig nur erahnen konnte was sie tat. Alles, was er sah, war, dass sie auf dem Boden niederkniete. Sie senkte den Kopf und es schien, als krümme sie sich vor Schmerzen. Die weiße Gestalt, die im hellen Licht fast blendete, bebte. Nach einer Weile erhob sie sich wieder. Nalig drängte sich tiefer in die Schatten der Bäume. Kaya bemerkte ihn nicht, als sie vorüberging, doch auch ihm gelang es nicht, einen Blick auf sie zu werfen. Als die Göttin zw i schen den Bäumen verschwunden war, trat der Junge auf die Klippen. Der Wind heulte und zerwühlte ihm das Haar. Das Moos fühlte sich an wie ein Teppich unter seinen Füßen. Noch immer verstand der Junge Kayas Fußmarsch nicht. Die Klippe hätte Kartax genügend Platz für eine Landung geboten. Auf seinem Rücken wäre sie um ein Vielfaches schneller gewesen. Zögerlich trat Nalig weiter auf den Rand der Klippe zu. Erst jetzt entdeckte er eine Unregelmäßigkeit im Boden. Jemand hatte eine sieben Fuß lange und drei Fuß breite Marmorplatte in den Fels eingelassen. Nalig beugte sich darüber. Sie war mit einem kunstvollen Blumenmuster verziert. In goldenen Lettern hatte man hineingraviert: Hier ruht Xatrak, auf ewig mit der Insel vereint. Sofort fragte sich Nalig, wer Xatrak sein mochte. Diesen Namen hatte er noch nie gehört. Soweit der Junge wusste, wurden verstorbene Krieger in einer Grabkammer im Tempel beigesetzt. Weshalb fand sich gerade hier ein Grab und was machte Xatrak so wichtig, dass Kaya selbst ihn hier besuchte? Nalig besah sich die Marmorplatte noch einmal. Unter der Inschrift war ein schlafender Bär eingraviert. Das war ein seltsames Symbol für ein Grabmal. Verwirrt trat der Junge an den Rand der Klippe und sah hinab. Ihm schwindelte, als er rund 60 Fuß unter sich das Wasser scharfkantige Felsen umspülen sah. Merlin flog von seiner Schulter und ließ sich freudig von den heranwehenden Winden tragen. »Lass uns zurückfliegen«, forderte Nalig und verhalf dem Falken zur Verwandlung. Wenn er pünktlich zum Mittagessen im Tempel sein wollte, dann mussten sie fliegen. Im Innenhof befand sich niemand, als Merlin dort landete und die Flügel faltete. Nalig ging zu Miras Hü t te, um Zalari zu finden. Doch er war nirgends zu sehen. Arkas hatte seine Lesestunde beendet und war mit Nino irgendwo unterwegs. Daher sah er sie erst beim Mittagessen wieder. Kaya saß gefasst und mit ihrer üblichen Erhabenheit an ihrem Platz und Kartax lag bei Rigos Schildkröte auf der anderen Seite des Raumes. In Kayas unmi t telbarer Nähe wollte Nalig seine Freunde nicht in das einweihen, was er gesehen hatte. Besonders da auch Greon, der ohne Thorix erstau n lich schweigsam war, reges Interesse an der Unterhaltung seiner Tischnachbarn hatte. Er würde wohl oder übel bis

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