Die Insel der Krieger
verzichten musste. »Wenn Mira es für besser hält, dann solltest du ihren Rat befolgen. Wir kommen auch noch eine Weile ohne dich aus. « »Da ist noch etwas«, gestand Nalig. Ein Blick in Kayas Augen verriet ihm, dass sie wusste, worum es ging. »Ich muss einfach wissen, ob es meinem Vater gut geht und ob beim Brand der Schmiede irgen d jemand umgekommen ist. « Kaya schüttelte den Kopf. »Und was ist, wenn jene, die dir wichtig sind, tatsächlich umgekommen sind? « Nalig schluckte. Wusste sie etwa Näheres? »Dann habe ich wenigstens G e wissheit. Sollten sich meine Befürchtungen bewahrheiten, könnte ich lernen, damit zu leben. « Kayas Züge wurden etwas sanfter. »Wenn ich den Spiegelsaal das nächste Mal betrete, werde ich auch einen Blick auf Serefil werfen. « »Ich danke Euch. « Nalig war ein wenig erleichtert. Die Tatsache, dass er sich nicht zum Gehen wandte, ließ die Göttin schließlich fragen: »Gibt es denn sonst noch etwas, das dich b e drückt? « Nalig sah in ihre Augen, konnte jedoch nicht erraten, was sie dachte. Kurz überlegte er, ob er ihr gestehen sollte, dass er es nicht fertigbrachte, im Kampf zu töten oder zu verletzen, dass er seine Au s bildung ernsthaft hinterfragte und alles ins Wanken geriet, wofür er auf Kijerta war. »Nein, das war alles«, versicherte er dann und ging, um dem Training wenigstens als Zuschauer beizuwohnen. Da die Tra i ningsgruppe zurzeit nur aus Zalari, Stella und Greon bestand, hatte Aro wohl beschlossen, dass es nichts nutzte, weiter den Schwertkampf zu trainieren. Nun stand wieder Bogenschießen auf dem Plan. Als Nalig hinzustieß, war gerade Greon an der Reihe. Stella bemerkte seine Ankunft und trat zu ihm. »Wie geht es deiner Hand? « , wollte sie wi s sen und besah sich Miras Werk. »Es ist schon nicht mehr so schlimm wie letzte Nacht. Aber wenn man Mira reden hört, könnte man me i nen, ich liege im Sterben. « Stella lächelte und das stand ihr so gut, dass Nalig bedauerte, dass sie es nicht häufiger tat. »Ja, manchmal glaubt sie, wir würden ihre Arbeit nicht genug schätzen. « Greon war fertig und das Mädchen ging hinüber, um von ihm Pfeile und Bogen in Empfang zu nehmen. Zalari starrte ihr ungläubig nach. »Sag mal, habe ich etwas nicht mitbekommen? Normalerweise lässt sie dich doch links liegen, wenn sie dir nicht gerade Gemeinheiten an den Kopf wirft. « Nalig zuckte die Schultern. »Die Dinge haben sich eben geändert. « An die Tempelmauer gelehnt, saß Nalig in den folgenden Stunden auf dem Boden und beobachtete das Treiben der anderen. Nur zusehen zu können war weit weniger spannend oder lehrreich, als selbst am Tra i ning teilzunehmen. Ein wenig freute sich Nalig über Greons außero r dentlich schlechte Leistung, doch ansonsten nahm er eher Anteil an Merlins Jagd und teilte die Bilder und Gefühle des Vogels, der irgen d wo im umliegenden Wald ein paar Backenhörnchen aufgeschreckt hatte. »Was machst du bis zum Mittagessen? « , wollte Nalig von Zalari wissen und klopfte den Schmutz von seiner Kleidung. »Ich wollte eigentlich zu Mira. « Nalig hob die Brauen. »Weshalb? Fehlt dir etwas? « »Nein. Aber früher habe ich ihr oft geholfen. Sie hat mir viel über Kräuter und Heilkunde beigebracht und ich habe ihr geholfen, Pilze zu trocknen und Wurzeln auszugraben. « »Und warum? « Nalig wunderte sich ernsthaft über Zalaris Hingabe für diese Tätigkeit. »Das ist eigen t lich so üblich auf Kijerta. Es gibt einige Dinge, um die man sich auf der Insel kümmern muss. Zum Beispiel das Anfertigen unserer Wa f fen. Deshalb helfen Thorix und Greon Jiro oft in der Schmiede. Sollte das ungewöhnlich lange Leben, das Kijerta Jiro beschert, einmal zu Ende sein, brauchen wir jemanden, der sein Handwerk fortsetzt. G e nauso ist es mit Mira. Außerdem brauchen wir jemanden, der sich um die Bibliothek kümmert und jemand muss für das Getreide und die Tiere sorgen, von denen wir hier leben. Das ist im Augenblick die Aufgabe der drei älteren Krieger. Wärst du nicht ausgerechnet in einer so unruhigen Zeit auf die Insel gekommen, hätte Kaya dich sicher schon aufgefordert, dich einer dieser Tätigkeiten zu widmen. « Nalig musste gestehen, dass er noch nie einen Gedanken daran verschwe n det hatte, wie das Essen, das ihm hier dreimal täglich vorgesetzt wurde, auf den Tisch kam. Jetzt, da Zalari es erwähnte, erinnerte er sich ta t sächlich, Greon schon in der Schmiede gesehen zu haben. »Als Kir mich gebissen hatte, konnte ich Mira lange
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