Die Insel der Krieger
einzuziehen. Zwar würde U n ordnung für ihn nicht zum Streitpunkt werden, doch Merlin schätzte Ninos quirliges Wesen ebenfalls nicht besonders. Da die Jungen den Tag über meist ohnehin beisammen waren, spielte es auch keine große Rolle. Beim Mittagessen stellte Nalig fest, dass Greon und Thorix sich wohl ein wenig ausgesöhnt hatten. Der Grund dafür war zweifellos der, dass Thorix seinem Freund nun doch von den Geschehnissen auf dem Festland berichtet hatte. Denn kaum hatte Nalig den Raum betr e ten, verkündete Greon, wie demütigend es für einen Krieger doch sein musste, die Unruhen in seinem Reich nicht alleine bewältigen zu kö n nen. Wäre er jemals selbst einem Ferlah oder einem ihrer Flugrösser begegnet, hätte er sich diese Bemerkung wohl verkniffen, vermutete Nalig. Außerdem bedrohten die Ferlah keineswegs nur sein Köni g reich, sondern besonders die Krieger der Insel. Es war einfach ein Zufall, dass ihr Unterschlupf hinter den Grenzen Edas lag. Zudem fand Nalig Greons Worte ausgesprochen taktlos angesichts der Tats a che, dass Juray im Kampf gegen die Ferlah gefallen war. Als Nalig gerade den Mund öffnete, um etwas zu erwidern, stieß etwas gegen den Tisch und ließ den Nektar in den Kelchen schwappen. Scheinbar hatte Thorix seinem Sitznachbarn unter dem Tisch einen heftigen Tritt versetzt. Greons Laune verschlechterte sich daraufhin sichtlich, doch wenigstens hielt er für den Rest der Mahlzeit den Mund. Es waren dennoch seine Worte, die in Nalig eine solche Entschlossenheit wec k ten, endlich mit aller Macht gegen die Ferlah vorzugehen. Seine Reise durch Eda hatte den Vorteil gehabt, dass durch die viel längere Zeit, die dort vergangen war, seine Hand nun völlig geheilt war. Demnach sprach nichts mehr dagegen, dass auch Nalig sich endlich am Kampf gegen die Ferlah beteiligte.
Es wurde schon dunkel auf Kijerta, als Kaya in Naligs Zimmer kam. Sie trug ihre Rüstung und schien in Eile. »Bist du bereit, mit uns zu kämpfen? « , fragte sie und hielt Nalig ein neues Schwert entgegen. Nalig zögerte nicht lange. Und ob er bereit war. Er packte das Schwert und legte in Windeseile seine Rüstung an. Im Hinausgehen rief er Merlin. Der Falke hatte den Tag über geschlafen und war gerade auf die Jagd gegangen. Auf dem Innenhof standen schon die anderen Krieger bereit. Endlich gehörte auch Nalig zu ihnen. Er fühlte sich stark und voller Tatendrang. Schließlich ahnte er noch nicht, dass sein erster Kampf gegen die Ferlah in einer Tragödie enden sollte.
Die Flugrösser der Ferlah kamen schon in Sicht, als sie das Festland noch nicht erreicht hatten. Die geflügelten Echsen kreisten am Hi m mel und warteten auf die Krieger. Unter ihnen fielen Räuber in eine Stadt ein. Nalig war erschrocken, wie viele es waren. Besser organisiert als die Soldatentrupps des Königs rückten sie mit Katapulten und Rammböcken gegen die Stadttore vor. Als die Krieger den Schauplatz erreicht hatten, stürzten sich Kaya, Zalari, Rigo und Stella in den Kampf gegen die Ferlah. Nalig und Aro kümmerten sich um die A n greifer am Boden, unterstützt von Thorix, der bislang noch keinen Kampf auf dem Festland bestritten hatte. Trotz fehlender Erfahrung schlugen er und Kazard sich nicht schlecht. In der kurzen Zeit, die Nalig in Eda gewesen war, hatte Thorix offenbar gelernt, mit seiner Waffe umzugehen. Es war beinahe erschreckend. Kazards Fähigkeit und Thorix’ Kampftechnik schienen einzig auf einer grenzenlosen Zerstörungswut zu basieren. Wo Kazards Hörner und Hufe aufschl u gen, blieb kein Stein auf dem anderen. Ähnliches bewirkte Thorix mit seinem Morgenstern. Nalig beobachtete, wie er die schwere Eisenkugel schwang und mit nur einem Schlag den riesigen, hölzernen Rammbock in winzige Holzsplitter zerschlug. Die Männer hatten jedoch nach all den Kämpfen dazugelernt und wussten, dass ihre unsichtbaren Wide r sacher aus der Luft angriffen. Schon sah Nalig einen Pfeilhagel auf sich zuschnellen. Er wirbelte den Goldzedernstab im Kreis und die Pfeile wurden in alle Richtungen abgelenkt, ehe sie unschädlich gemacht zu Boden fielen. Merlin stieß einen seiner Schreie aus und die Männer, die schon wieder Pfeile an die Bogensehnen gelegt hatten, brachen z u sammen. Aro schlug mit seinem Schwert große Lücken in das Heer, das gegen die Stadt vorrückte. Nalig fegte mit seinem Stab zwei Du t zend der Angreifer davon. Auch wenn der Junge noch immer alles andere als Freude daran hatte, Menschen zu verletzen, so war er dank der
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