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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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still. Die Kerzen in den Halterungen an den Wänden waren nahezu heruntergebrannt. »Ich glaube nicht, dass es ratsam ist, Kijerta zu verlassen. Kaya hält nichts davon, wenn sich die Krieger nachts davonstehlen. Damit erzürnst du sie eher, als dass du sie besänftigst«, mahnte Nalig schlaftrunken. »Es geht mir dabei nicht um Kayas Gunst, sondern einzig und alleine um mein Königreich. Würden dich Edas Bewohner für einen Verräter und Mörder halten, würdest du auch etwas dagegen unternehmen. « Da konnte der Junge nicht widersprechen. Sie klappten den Spiegel zur Seite, der den geheimen Raum verbarg, und traten ein. Stella meisterte den Umgang mit den Spiegeln viel schneller als er. Zwar fehlte es auch ihrem Bild an Tiefe, doch es flackerte nicht. Was das Mädchen suchte, war ihm jedoch schleierhaft. Der Blick auf Syri faszinierte ihn. Die Landschaft war der Edas sehr ähnlich. Die Bauweise der Häuser und deren Anordnung innerhalb der Dörfer hingegen unterschieden sich deutlich. Die Fenster waren oft rund und in Syri fand man keine schi e fen Dächer oder eilig zusammengeschusterte Ställe. Die Häuser waren je nach Größe des Dorfes in drei bis fünf Ringen um einen Dorfplatz angeordnet. In Eda war die Anordnung der Häuser eher willkürlich. Es schien allgemein ein besonderer Ordnungssinn in Syri vorzuherrschen, der vielleicht auch erklärte, weshalb Stella alles so genau nahm. Zurzeit regnete es über Syri. Regelrechte Bäche ergossen sich aus den Wolken über das Land. Obwohl es nicht einmal Mittag war, lag das Königreich in Dunkelheit. »Es hat schon während meiner Reise unablässig gere g net«, erklärte Stella. Noch immer ließ sie scheinbar wahllos Bilder über die Spiegel huschen. Nalig sah aufgeweichte Felder und Flüsse, die über ihre Ufer traten. »Das ist es«, rief sie plötzlich und hielt das Bild eines Dorfes fest. Dass es ein Dorf war, konnte man nur noch era h nen. Es lag an einem Fluss, der sich zu einem schlammigen See ausg e weitet hatte. Da die Siedlung in einer Senke lag, standen die Häuser bis zu den Dächern im Wasser. Menschen klammerten sich durchnässt an Baumwipfel und Schornsteine, um nicht in ihren eigenen Vorgärten zu ertrinken. »Weshalb hat Kaya uns nicht geweckt, um diesen Menschen zu helfen? « , wunderte sich Nalig. »Weil wir uns nicht um alles kü m mern können. Schlimme Dinge geschehen und würden wir alle ve r hindern wollen, dann würde uns keine Zeit mehr zum Essen oder Schlafen bleiben. Aber wenn ich diese Leute rette, stärkt das womö g lich das Vertrauen zu mir. « Nalig bezweifelte, dass es so einfach war. »Wirst du mir helfen? « , fragte Stella. Nalig hob die Brauen. »Ich soll mit dir nach Syri kommen? « »Ich kann deine Unterstützung gebra u chen. Du könntest versuchen, die Wolken weiterzutreiben, während ich den Dorfbewohnern helfe. « »Ich glaube nicht, dass ich etwas gegen das Wetter ausrichten kann«, erwiderte Nalig. Doch da er nun um die Not der Menschen wusste, konnte er wohl kaum wieder in sein Bett zurückgehen. »Ich hole Merlin und meine Rüstung. « Der Falke war nicht begeistert darüber, schon wieder in Anspruch genommen zu werden. Nalig zog seine Rüstung an, griff sich sein Schwert und seinen Stab und eilte die Treppe wieder hinunter. Stella und Aila hatten die Verwandlung schon vollzogen. Der Junge und Merlin taten es ihnen gleich und schon waren sie auf dem Weg zum Festland, dieses Mal in einer etwas anderen Richtung als gewöhnlich. Das Dorf, das ihr Ziel war, lag nicht weit im Landesinneren. Aila sank tiefer und tauchte in das schlammige Wasser, welches das Dorf überflutet hatte. Nalig krei s te mit Merlin am Himmel. Allerdings hatte er mit der Vermutung richtiggelegen, dass er nicht viel ausrichten konnte. Durch den Regen sah er nicht weit. Die Wolken waren schwarz und verdunkelten den Himmel. Nalig schwang seinen Stab und der Luftstrom, den er erzeu g te, peitschte durch die Wassermassen, die sich auf die Erde ergossen, doch dass sie niedergingen, konnte er nicht verhindern. Unter ihm zog Stella ertrinkende Dörfler auf Ailas Rücken. Nalig flog in die Wolken und versuchte, sie auseinanderzutreiben. Leider waren sie nicht so greifbar, wie er erwartet hatte. Er fühlte sich wie in einem großen Teich, nur dass dieser sich hoch am Himmel zusammengeballt hatte. Plötzlich zuckte ein Blitz durch die Luft und verfehlte Merlin nur knapp. Der Falke wirbelte erschrocken herum und überschlug sich beinahe. Nalig bemerkte, wie

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