Die Insel der Krieger
Tempel zu ihnen herüber. »Stella hat mir e r zählt, was passiert ist. Weißt du schon, wie es ihm geht? « »Nein. Er ist noch bei Mira. « Nalig stand auf und begann, vor der Hütte umherz u wandern. Das Warten machte ihn wahnsinnig. Ilia wurde von zwi e spältigen Gefühlen umgetrieben. Merlin bedeutete alles für Nalig. Das wusste sie spätestens, seit Eldo an ihrer Seite war. Dass der Falke starb, war das Schlimmste, was ihm widerfahren konnte. Doch ohne Merlin konnte Nalig nicht mehr im Kampf gegen die Ferlah helfen. Damit sank die Wahrscheinlichkeit, dass er getötet wurde und sie ihr Kind alleine aufziehen musste. »Au. « Ilia legte die Hände auf den Bauch. »Was ist los? « , fragte Nalig alarmiert und blieb stehen. Zalari stand auf. »Es tritt mich«, stellte das Mädchen fest und fühlte sich beinahe für die selbstsüchtigen Gedanken gemaßregelt. Nalig trat näher und legte seinerseits die Hände auf Ilias Bauch. Es war ein wenig befremdlich, die Bewegung des ungeborenen Kindes zu spüren, doch auch ungemein faszinierend. Ilia lächelte zu ihm hinauf und auch Nalig spürte, wie sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln verzogen. Da ging hinter ihm die Tür zu Miras Hütte auf. Nalig wandte sich um und hielt den Atem an. Mira hatte Merlin nicht bei sich. »Er wird es scha f fen«, meinte sie, doch es klang nur nach der halben Wahrheit. »Aber? « , fragte Nalig. »Sein Auge konnte ich nicht retten. « Dem Jungen war, als sinke ein Stein in seinen Magen hinab. Ilia nahm seine Hand. »Kann ich ihn sehen? « , fragte er tonlos. »Lass ihm seine Ruhe. Du solltest dich erst selbst ein wenig beruhigen. « Nalig blieb vor der geschloss e nen Tür stehen. Erst als Ilia seine Hand drückte, schaffte er es, sich abzuwenden. Nalig wanderte im Tempel umher. Ihm war nicht nach Gesellschaft und ihm war auch nicht danach, in seinem Zimmer zu sitzen. Irgendwann kam er im Zuge seiner ziellosen Wanderung am Spiegelsaal vorbei. Weshalb er das tat, konnte Nalig nicht sagen, doch als habe er es die ganze Zeit über vorgehabt, klappte er den Spiegel beiseite und trat in den dunklen Raum. Dort blieb er stehen und flog in Gedanken über das Gebirge hinter Eda. Der Raum hellte sich auf und die Spiegel zeigten ihm die Insel der Ferlah. Mit einem tiefen Seufzen sank Nalig nieder. Unzählige schwarze Flugechsen kreisten über dem Berg, der Asche in den Himmel spuckte. Es schien nicht eine weniger als an dem Tag, an dem er mit König Kilian gesprochen hatte. »Wozu das alles? « , fragte Nalig sich selbst. Im Grunde war der Kampf ohnehin aussichtslos.
Ein Lichtstrahl fiel in den Saal, als jemand den Spiegel am Eingang öffnete. Nalig blinzelte in die plötzliche Helligkeit. Er war eingenickt und hatte jedes Zeitgefühl verloren. »Da bist du ja«, erklang Stellas Stimme. Überrascht hob Nalig den Kopf. Aila schlängelte sich gerade durch die Öffnung hinter dem Spiegel. Stella setzte sich neben Nalig. »Warum bist du hier? « , fragte er mit einer Stimme, die irgendwie fremd klang. »Ich weiß nicht. Womöglich hatte ich bei meinem Abendsp a ziergang plötzlich Lust, ein bisschen im Dunkeln zu sitzen. « Naligs Verstand war etwas zu träge für Stellas Sarkasmus. »Oder ich habe mir einfach Sorgen gemacht und dich deshalb gesucht. « »Du machst dir meinetwegen Sorgen? « »Ja und damit bin ich nicht alleine. Warum gehst du nicht nach oben und legst dich in dein Bett? « »Wozu? « , fragte Nalig erschöpft. Stella hob die Brauen. »Damit du es bequemer hast? « »Nein. Ich meine, wozu das alles? Der Kampf, das Warten auf den nächsten Angriff. Wir wissen doch alle, worauf das hinauslaufen wird. « »So, wissen wir das? Ich für meinen Teil kann nicht in die Zukunft sehen. « »Was soll das, Stella? Du gehörst nicht zu den Träumern. Wenn jemand weiß, dass diese Sache aussichtslos ist, dann du. « Nalig ließ das Bild der Insel hinter dem Gebirge noch einmal aufflammen. »Wir haben den Kampf verloren. « Es war nur ein flüchtiger Blick, den Stella auf die Spiegel warf. Entweder machte ihr der Anblick keine Angst oder sie verbarg es sehr gut. »Wir haben den Kampf erst verl o ren, wenn wir die Hoffnung aufgegeben haben. « Nalig schüttete den Kopf. »Unsinn. Wir haben getan, was wir konnten. Selbst das Kor n blumenpulver hat uns nicht geholfen. Wir werden es nie schaffen, alle Ferlah zu töten. Ebenso gut könnten wir versuchen, den See ausz u trinken. Wir sollten warten, bis die Ferlah hier sind und… « Unvermi t telt holte
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