Die Insel der Krieger
seine Beine nicht bewegen. Mira meint, dass das womöglich so bleibt«, erklärte Thorix. Niemand erwiderte etwas darauf. Aro war der Erste, der sich abwandte und ging. Stella folgte ihm bald und auch Thorix zog sich zurück. Naligs Blick ruhte auf Kaya. Er hoffte, dass wenigstens sie etwas sagen würde, doch schließlich verließ auch sie den Saal. Nalig ging hinauf und streckte sich auf seinem Bett aus. Langsam drehte er den Goldzedernstab in den Händen, während er noch einmal die Bilder des letzten Kampfes an sich vorbei ziehen ließ. Rigo würde womöglich nie wieder völlig genesen und selbst wenn, würde er nicht schnell genug wieder auf die Beine kommen, um mit den anderen Kriegern gegen die Ferlah zu kämpfen. Das bedeutete, dass sie einen weiteren Mitstreiter verloren hatten. Nalig stellte den Stab neben das Bett. Bisher hatte es ausgerechnet Juray, Kaya und Rigo getroffen. War es nicht im Grunde ein Wunder, dass keiner der jüngeren Krieger bisher ernsthaften Schaden genommen hatte? Arkas trat ein und ließ sich neben Nalig auf das Bett fallen. »Ich wünschte, ich könnte etwas tun«, erklärte er. »Für Rigo? « , fragte Nalig stirnrunzelnd. »Nein. Für den Kampf gegen die Ferlah. « »Du hast das Kornblumenpulver gefu n den. Damit hast du uns gewaltig geholfen. « Nino hopste auf Naligs Kissen und rollte sich dort ein. Auch er schien betrübt angesichts der Niedergeschlagenheit der anderen. »Ich finde es unerträglich, hier auf Kijerta zu sein, während ihr da draußen seid und nur darauf zu warten, bis ihr mit schlechten Nachrichten zurück kommt. « »Du solltest froh sein, dass du hier bleiben kannst. « »Warst du denn froh, als du zum Nichtstun verdammt hier gesessen hast, während alle zum Festland geflogen sind? « »Nein. Aber das ist etwas anderes. Ich wusste, dass ich helfen muss, es aber noch nicht kann. Meine Heimat war in Gefahr und ich wusste es lange Zeit nicht einmal. Du kannst ohnehin nichts tun. « »Ja. Und das finde ich noch viel schlimmer. « »Würde sich dein Bruder nur halb so viele Gedanken um unseren Kampf machen wie du, dann hätten wir womöglich längst Verstärkung. « Arkas sagte nichts darauf. »Du solltest nach Ilia sehen«, meinte er nur. »Sie hat einen Großteil eures Kampfes im Spiegelsaal beobachtet und ist ziemlich aufgelöst. « Nalig richtete sich auf. »Ich habe ihr doch gesagt, sie soll sich ausruhen. « Arkas hob die Brauen. »Dann schert sie sich offenbar nicht sonderlich darum, was du sagst. « Seufzend stand Nalig auf. »Ve r such sie zu verstehen. Sie bekommt ein Kind von dir und macht sich einfach Sorgen. « Als Nalig auf den Gang trat, stieß er fast mit Stella zusammen. Sie sah ihn nicht an und wollte in ihrem Zimmer ve r schwinden. »Stella, warte! « , forderte Nalig sie auf. Im Augenblick konnte er es nicht ertragen, dass irgendetwas unausgesprochen zw i schen ihnen stand. Stella blieb stehen. »Was ist los mit dir? « »Was soll mit mir sein? « Sie wich noch immer seinem Blick aus. »Du sprichst nicht mit mir und ich wüsste gerne, was ich dir getan habe. « »Du hast nichts getan«, meinte Stella knapp. »Dann begreife ich es umso wen i ger. « »Können wir ein andermal darüber reden? « Stella öffnete die Tür zu ihrem Zimmer. Nalig hielt sie am Arm fest. Endlich sah sie ihn an. Doch ihr Blick war nicht zornig. Sie wirkte eher traurig und dann plötzlich füllten sich ihre Augen mit Tränen. Damit hatte Nalig nicht gerechnet. Er ließ sie los. »Ich habe einfach gedacht, dass es zwischen uns etwas Besonderes gibt. Aber scheinbar habe ich mich da g e täuscht. « Nalig seufzte. »Das habe ich auch eine Zeit lang gedacht. Und dich zu verletzen, war sicher das Letzte, was ich wollte. Aber jetzt ist Ilia hier. Du musst das verstehen. « Stella wischte energisch ihre Tränen beiseite. »Ich verstehe es. Spätestens seit sie nach dem Angriff der Ferlah verschwunden war und ich gesehen habe, wie glücklich du warst, als sie wieder aufgetaucht ist. Aber es zu verstehen und es zu akzeptieren, sind zwei unterschiedliche Dinge. « Damit verschwand Stella in ihrem Zimmer. Die Stimmung im Tempel war an diesem Abend kaum zu ertragen. Ilia weinte bittere Tränen, als Nalig sie b e suchte. Nur zu gerne hätte sie ihm das Versprechen abgerungen, den Kampf unbeschadet zu überstehen. Doch Nalig wollte kein Verspr e chen geben, das er nicht halten konnte. Auch die Hoffnung, die Welt würde am nächsten Morgen besser aussehen, zerschlug sich bald. Aro war am
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