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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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Räuber und Plünderer schreckten meist davor zurück, in die heiligen Stätten einzudringen oder dort gar Blut zu ve r gießen. Doch dieses Mal war der Plan nicht aufgegangen. Nalig fand einen Weg über den Spalt und näherte sich der Kathedrale. Staub wirbelte umher und verklebte seine Augen. »Dafür werde ich wohl deine Hilfe brauchen. « Der Junge stupste Merlin mit zwei Fingern an. Der Vogel verstand und vollzog vollkommen mühelos abermals die Verwandlung. Mit seiner jetzigen Größe war es für den Falken ein Leichtes, die größeren Steinbrocken beiseite zu räumen. Nalig teilte ihm in Bildern mit, wie er dabei vorgehen sollte. Die Gefahr, dass das Gebäude weiter einstürzte und womöglich Überlebende begrub, war groß. Nalig räumte seinerseits Steine weg und half den Verletzten, die er fand, zum Marktplatz. Erstaunt stellte der Junge fest, wie ausda u ernd er war. Er hob Steine, die andere nicht einmal bewegen konnten und ermüdete kein bisschen bei der schweißtreibenden Arbeit. Dann kam ihm der Gedanke, dass es an der Luft liegen musste. Auf Kijerta war ihm schon früh aufgefallen, dass etwas mit der Luft nicht stimmte. Sie war dort dünner und nach der Zeit, die er dort verbracht und sich daran gewöhnt hatte, kam es ihm hier so vor, als atme er reine Energie. Die Dorfleute waren durch Merlins Anwesenheit sichtlich irritiert. Zwar sahen sie ihn nicht, doch hörten sie das Flügelschlagen und sahen, wie sich Steine in die Lüfte erhoben. Eingeschüchtert waren sie dadurch jedoch nicht. Offenbar waren sie zu dem Schluss gekommen, dass eine höhere Macht ihnen half. Mehrmals schoss eine der Kreat u ren herab und griff den Falken an. Dieser verteidigte sich sehr erfol g reich mit Schnabel und Klauen.
    Ilia erwachte in vollkommener Dunkelheit. Sie wusste nicht, wo sie war und erschrocken rechnete sie schon damit, sich noch immer inmi t ten der Flammen zu befinden. Rasch wurde ihr jedoch klar, dass weder Feuer noch Rauch geblieben waren. Stickig war es dennoch und sie konnte sich weder bewegen noch etwas sehen, auch dann nicht, als sich ihre Augen längst an die Dunkelheit hätten gewöhnen müssen. Beklommen fragte Ilia sich, ob sie wohl erblindet war. Dann drangen die Rufe und das hektische Treiben um sie her in ihr Bewusstsein. Verwundert erkannte sie, dass sie in ein schwarzes Leintuch gehüllt war. Jemand hatte sie so eng darin eingewickelt, dass ihre Arme fest an ihren Körper gepresst wurden. So kostete es einige Zeit und Mühe, bis sie es endlich schaffte, sich zu befreien. Ilias Rücken schmerzte so sehr, dass sie kaum Luft bekam. Endlich gelang es dem Mädchen, das Tuch abzustreifen. Ein Brennen an Ilias Schläfe verriet ihr, dass sie sich den Kopf gestoßen hatte. Als sie die Hand zu der schmerzenden Stelle hob, stellte sie fest, dass die Haut auf ihrem Handrücken scho r fig und verbrannt war. Allmählich erinnerte sie sich, wie der Boden unter ihr weggebrochen war. Sie musste aus dem ersten Stock in die Schmiede hinunter gestürzt sein. Vermutlich war dies ihr Glück gew e sen, denn dort befand sich wenig Holz, sondern hauptsächlich Metall, das nicht so leicht brannte. Doch wo war sie nun und wer hatte sie hierher gebracht? Ein Blick zu beiden Seiten zeigte ihr, dass sie z u sammen mit anderen, in schwarze Tücher gehüllten Körpern an einer Hauswand auf dem Marktplatz aufgereiht worden war. Offenbar hatte man sie für tot gehalten. In einiger Ferne war ein entsetzliches Brüllen und Fauchen zu hören. Menschen liefen ziellos über den Marktplatz und schrien durcheinander. Ilia entdeckte in der Mitte des Platzes ein riesiges schwarzes Wesen, das mit verdrehtem Hals und toten Augen in ihre Richtung starrte. Daneben lag die gewaltige Eiche, die das Zentrum des Platzes gewesen war, am Boden. Die Wurzeln ragten in die Luft und erinnerten Ilia an einen Käfer, der auf dem Rücken lag. Was ging hier nur vor sich? Das Mädchen suchte unter den Verletzten nach seinem Vater, fand ihn jedoch nicht. Um aufzustehen oder zu rufen, fehlte ihr die Kraft. Plötzlich tauchte ein goldenes Licht den Platz in seinen hellen Schein. Ilia blickte zum Himmel auf, von wo das Leuchten kam. Über den Dächern tauchte ein gewaltiger Vogel auf, der die Quelle des Lichts war. Merkwürdigerweise schien außer Ilia niemandem aufzufallen, wie das Tier tiefer sank und inmitten der Menschenmenge landete. Der goldene Schein erlosch und Ilia erkan n te, dass auf dem Rücken des Tieres jemand saß. Ihr Herz machte einen freudigen

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