Die Insel der Krieger
unternehmen zu wollen. Aro, der gerade auf dem Rückweg war, kam angerannt. Nalig, Zalari und Greon umringten den am Boden liegenden Jungen. Dieser rührte sich noch immer nicht. Erst als Aro ihn bei der Schulter packte, ließ er ein Ke u chen vernehmen. Dann schlug er die Augen auf und begann, nach Luft zu schnappen. Nalig konnte sehen, dass das Bruststück seiner Rüstung von den Hörnern tief eingedrückt und an einer Stelle durc h stoßen war. »Helft mir«, forderte Aro die Jungen auf und begann, mit ihrer Hilfe Thorix aus seiner Rüstung zu schälen. Unter dieser trug er ein Wams aus wattiertem Leder, das ebenfalls vom Horn des Büffels durchstoßen war. Aus der Wunde darunter sickerte Blut und Nalig fragte sich ernsthaft, ob Thorix sich von diesem Angriff vollständig erholen würde. Noch immer nach Atem ringend, lag er auf dem R ü cken, die Finger ins Gras gekrallt und das blonde Haar, das bei seinem Sturz aus dem Zopf gerutscht war, hing wirr in sein Gesicht. »Bleibt bei ihm. Ich werde bei Mira eine Trage für ihn holen«, forderte Aro sie auf und ging. Keiner der Jungen sprach ein Wort. Nalig hatte nie b e sonders viel Sympathie für Thorix gehegt, doch nun, da er so am B o den lag und mit leerem Blick an ihren Gesichtern vorbei in den Hi m mel starrte, konnte er nicht anders, als mit ihm zu fühlen. Sein Büffel graste indes scheinbar unberührt ein paar Schritte entfernt. Insgeheim war Nalig nun fast dankbar für seinen fehlenden Finger und er konnte sehen, wie auch Zalari flüchtig über die zwei Punkte auf seinem Han d gelenk strich. Aro war rasch zurück. Behutsam hoben alle gemeinsam den verletzten Jungen auf die Trage, die er mitbrachte und trugen Thorix zu Miras Hütte. Dort traf die Kräuterfrau bereits Vorkehru n gen und Arkas war gerade dabei aufzubrechen. Zum einen wohl, um das Krankenbett für Thorix zu räumen, zum anderen, da es ihm o f fenkundig besser ging. »Was ist denn passiert? « , wollte er erschrocken von Nalig und Zalari wissen, als die drei sich auf zum Tempel mac h ten. »Es scheint, als habe Thorix’ Begleittier endlich die Bande zu ihm geknüpft. « Zalari war klug genug nicht zu erwähnen, wie es dazu g e kommen war. »Ist es schon vorkommen, dass ein Begleittier seinen Menschen bei dieser Gelegenheit getötet hat? « , fragte Nalig veruns i chert. »Ich glaube nicht. Das wäre ja auch unsinnig. Schließlich würde das Begleittier mit seinem Menschen sterben, da mit dem Angriff sein Leben an das seine geknüpft ist«, erwiderte Zalari, der sich offenbar gerade die gleiche Frage gestellt hatte. »Er wird schon wieder«, meinte Arkas zuversichtlich. »Mira kann wahre Wunder vollbringen. « Er de u tete auf seinen Kopf, um den sich noch immer ein Verband wand, auf dem jedoch auch Nino wieder saß. Nalig hingegen schrieb diesen Optimismus der Tatsache zu, dass Arkas nicht mitbekommen hatte, wie Thorix’ Büffel auf ihn losgegangen war.
Der Geschichtsunterricht war bis auf Weiteres gestrichen. Ang e sichts der gehäuften Angriffe wollte man Stella und Zalari die Gel e genheit bieten, sich zu erholen. Mira hatte Arkas strenge Bettruhe verordnet und da Nalig und Zalari ihn nicht übermäßig stören wollten, ließen sie ihn nach einer Weile alleine und gingen hinaus in den Inne n hof. »Wer hätte gedacht, dass Thorix eines Tages seinem Seelenve r wandten widersprechen würde«, meinte Zalari kopfschüttelnd. Die Jungen hatten ihre Rüstungen abgelegt und saßen auf dem Rand des Brunnens. Kir war bereits aus Miras Obhut entlassen worden und räkelte sich auf den warmen Steinen in der Sonne. Der Schnitt in ihrer Flanke war nun sauber und troc ken, doch noch immer beunruhigend tief. Merlin hockte unterdessen auf seinem Stammplatz – Naligs Schu l ter. »Glaubst du, das war der Grund für den Angriff seines Büffels? « Nalig strich über Merlins Flügel und der Falke kniff ihm zärtlich in den Finger. »Kann schon sein. Jedenfalls wurde es langsam Zeit, wenn man bedenkt, dass Thorix schon seit fast sechs Jahren auf Kijerta ist. « »Sechs Jahre«, überlegte Nalig laut. »Das ist doch im Grunde verlorene Zeit. « »Gewissermaßen schon. Leider haben nicht alle so viel Glück wie du. « Sie schwiegen eine Weile. »Ich kann trotzdem nicht verstehen, weshalb es bei Thorix so lange gedauert hat. « Verständnislos musterte Nalig seinen eigenen Begleiter. »Das ist eigentlich gar nicht so ung e wöhnlich. Gerade wenn man bedenkt, dass unsere Begleittiere oft schon Jahrhunderte auf uns
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