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Die Insel der Mandarine

Die Insel der Mandarine

Titel: Die Insel der Mandarine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Hughart
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zu befolgen. Sie stiehlt sich heimlich aus dem
Schlachtgetümmel und gleitet zu der Sänfte hinunter, auf der die Kranke liegt.
Als sie sich wieder in die Lilfte schwingt, hält sie etwas Warmes, Schimmerndes
in den Krallen. Meister Li schlägt die Dämonen in die Flucht, indem er sein Tambourin umdreht, das jetzt die Bäume, die Nester, die
Jungfrauen und die Mutter des Feuers freigibt. Yu Lan reißt ihr mächtiges Pferd
herum und erspäht die Hexe. Die Schamanin reißt sich die dreigezackte Krone vom
Kopf, und als sie sie mit aller Kraft von sich schleudert, ist es der herrliche
volle Mond, der auf die angstvoll kreischende Hexe zuwirbelt. Das kleine
schimmernde Seelenlicht gleitet ihr aus den Krallen, trudelt heftig zuckend
davon und verschwindet dann. Meister Li und Yu Lan
    nehmen die Verfolgung
der Hexe und der noch übrigen Dämonen auf dann verschwinden sie ebenfalls, und
ihre Stimmen hallen von hier und da und von überall.
    MEISTER LI: Oh, Seele,
komm zurück!
    Im Osten lauern Riesen,
fünftausend Ellen lang, Und zehn Sonnen, die Metall und Steine schmelzen.
    YU LAN:  Oh, Seele,
komm zurück!
    Im Süden haben die
Menschen tätowierte Gesichter
    und geschwärzte Zähne;
Die Schlangen dort verschlingen Menschen mit Genuß.
    MEISTER LI: Oh, Seele,
komm zurück!
    Im Westen erstreckt sich
der Treibsand meilenweit; Du wirst in des Donners Schlucht hinabgerissen und
zerfetzt;
    Und dahinter liegt eine
Wüste, in der die roten Ameisen so groß wie Elefanten sind.
    YU LAN:  Oh, Seele,
komm zurück!
    Im Norden liegt der
Gefrorene Berg des Fackeldrachen,
    Seine Augen glühen rot,
und er bleckt seine Sägezähne
    in irrem Gelächter, Und
der Himmel ist weiß und glitzert in starrer Kälte.
    MEISTER LI: Du kannst
nicht zum Himmel aufsteigen, oh, Seele, Denn Leoparden und Tiger bewachen die
Tore, Und schlitzäugige Wölfe trotten auf und ab.
    YU LAN:  Du kannst
nicht hinabsteigen ins Land der Finsternis,
    Denn dort liegt neunfach
zusammengerollt der Dämon,
    der drei Augen hat in
seinem Tigerkopf und den Körper eines Stieres.
    Rauch steigt um die
Sänfte auf. Als er sich lichtet, stehen Meister Li und Yu
    Lan, Hände und Köpfe zu
den Sternen erhoben, zu beiden Seiten des Podestes.
    MEISTER LI: Oh, Seele,
wir wollen dich geleiten, wir wachen bei deinem Körper, um dir den Weg hinein
zu zeigen.
    In allen
Himmelsrichtungen der Erde lauern Gefahren,
    Aber hier, an deinem
alten Wohnsitz, gibt es hohe Hallen und weite Gemächer, Stufenterrassen und
mehrstöckige Pavillons. In warmer Brise neigt sich der Honigklee, wiegen sich
    die schlanken Orchideen,
Und Düfte schweben durch Räume aus poliertem Stein mit zinnoberroten Decken und
Fußböden.
    YU LAN:  Gar viele
seltene und kostbare Dinge erwarten dich in
    deiner Kammer; Bänder
und Borten, Brokat und Satin, Bettdecken aus Eisvogelfedern, mit Perlen
übersät, Darüber spannt sich der Himmel aus Damast, Im hellen Schein der Kerzen
aus Orchideenduft, verströmendem Wachs.
    MEISTER LI: Oh, Seele,
dein Mahl ist gerichtet.
    Reis, Zuckermais,
Sommerweizen mit Hirse vermischt,
    Rippen von gemästeten
Ochsen, zart und saftig, Geschmorte Schildkröte und gebratenes Zicklein in
    einer Soße aus
Süßkartoffeln, Süßsauer bereitete Gänse, gesottene Ente, geröstetes
    Fleisch vom großen
Kranich, Gebackenes Huhn, in der Suppe von Wu gegarte Wasserschildkröte,
Ausgebackene Honigkuchen und Malzzucker. Dazu füllt jadegleicher Wein mit dem
Aroma von Honig deinen Kelch, Von allen Unreinheiten geläutert, kühl und
erfrischend.
    Ein flimmerndes Licht
erscheint oben in den Schatten des Deckengewölbes.
    YU LAN:  Hör doch,
wie die Musikanten ihre Plätze einnehmen, oh, Seele,
    Wie sie ihre
Glockenspiele aufstellen, die Trommeln ausrichten, die neuesten beliebten
Weisen anstimmen:
    Den Fluß
überqueren, Sterndisteln pflücken und
    Das sonnige
Ufer. Tänzer erwarten dich in ihrem Gewand aus geflecktem
    Leopardenfell. Glöckchen
klirren in ihrem bebenden Rahmen, die Saiten der Zither werden angeschlagen,
Pipa und Laute steigen auf zu wilden Harmonien, der
    hallende Schlag der Trommel schwillt
klangvoll an und ab. Größer und heller werdend sinkt das schimmernde Licht auf
das Podest hinunter; Meister Li und Yu Lan lenken es zu der Leber der Kranken
hin, die alles mit riesigen Augen beobachtet hat. MEISTER LI: Dein Haus erwartet
dich, oh, Seele! YU LAN:  Liebende erwarten dich, oh, Seele!
    Das Leben erwartet dich,
oh, Seele! Komm zurück! Komm zurück! Komm zurück! Das Licht

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