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Die Insel der Mandarine

Die Insel der Mandarine

Titel: Die Insel der Mandarine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Hughart
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um besser zu sehen. Seine Zunge
schnellte hervor, und er leckte sich die Lippen. Leise keckernde Laute kamen
aus seiner Kehle, während er darauf wartete, daß ich ein Lied für ihn vortrug.
Es sollte dies das Trommeln meiner Fersen auf den Boden sein, wenn mir die Luft
ausging, erst immer schneller, dann immer langsamer, und dann Stille. Ich hörte
nichts mehr als den gedämpften Schlag eines Gongs in meinen Ohren. Aber
plötzlich ließ der Druck nach, so daß ich ein wenig Atem holen konnte, und ich
bemerkte, daß sich der Gouverneur von mir abgewandt hatte und nach oben
blickte. Dann sah ich eine wunderschöne und schreckliche Gestalt, die sich
schemenhaft über mich beugte. Es war Yu Lan, die die
    Aura ihres Priesteramtes um
sich gelegt hatte wie eine schimmernde Rüstung, und ihre Augen blitzten vor
Zorn. »Willst du die Krankheitsdämonen, die den Körper deiner Frau bedrängen,
erzürnen ?« fuhr sie den Gouverneur an, und jedes ihrer
Worte war schneidend wie ein Peitschenhieb. »Du hast um Hilfe nachgesucht und
Beistand durch die Geheimnisse von Wu erbeten und Reinheit geschworen, bis eine
Heilung vollbracht ist. Und nun wagst du es, zu töten ?« Ihre Haare standen wahrhaftig wie das Fell einer Katze zu Berge, und hätte ich
mich in einer anderen Lage befunden, so hätte ich mich geduckt wie ein
getretener Hund. »Weißt du nicht, daß du die Gefahr heraufbeschwörst, die Drei
Leichname und die Neun Würmer in deinem eigenen Leib zu erzürnen und den Geist
des Todes, den du anstachelst, auf dich selbst zu lenken? Laß von ihm ab und
bete zu den Göttern um Vergebung. «
    Sie machte eine herrische
Handbewegung. Die Schlange sah den Gouverneur ratsuchend an, und der Gouverneur
sah die Schlange an - ein Blick unter Verbündeten -, dann nickte der
Gouverneur. Der Druck wurde von mir genommen, und ich konnte meine Arme wieder
frei bewegen. Ich setzte mich mühsam auf, rieb mir den Nacken und sah dem
Gouverneur nach, der, gefolgt von der Schlange und seiner übrigen
Anhängerschar, davonschritt. Yu Lan machte ebenfalls kehrt und entfernte sich
durch ein Spalier von Banditen, die ängstlich beiseite sprangen, um ihr den Weg
freizumachen.
    Meister Li war im selben
Augenblick herangekommen wie Yu Lan, und für den Fall, daß Ehrfurcht und
moralische Überlegenheit ein wenig Nachhilfe brauchten, hatte er einem der
Banditen eine Armbrust abgenommen und die Schlange damit ins Visier genommen.
Jetzt beugte er sich über mich und untersuchte meine Verletzungen.
    »Nichts gebrochen«,
verkündete er munter. »Das einzige, was gelitten hat, ist dein Stolz, und das
würde mir an deiner Stelle keine schlaflosen Nächte bereiten. Der Kerl ist einfach
kein Mensch .« »Dassamakla«, keuchte ich, die nächste
Entsprechung von Das war mir auch klar, die ich zustande brachte.
    Es war alles vorbereitet
für unsere Ankunft in Yen-men. Meister Li und Yu Lan wurden als willkommene
Gäste im Palast erwartet, um die kranke Frau des Großen Gouverneurs zu
behandeln, Yen Shih war als Puppenspieler ohnehin gern gesehen, ich galt als
sein Assistent, mit uns würde Li die Katze eintreffen, die Schlange würde auf
uns warten, und ich fühlte intensiv, daß diese Konstellation interessant werden
würde.
    9
    Der Palast von Yen-men war
ein mächtiges, düsteres Gebäude mit Zugbrücke und Burggraben, um den
Belagerungen während der Kriege der Drei Königreiche viele Jahrhunderte zuvor
standzuhalten. Ich fand es interessant, zu beobachten, daß Meister Li und Yu
Lan das Ganze prüfend betrachteten, sodann zu einer stillen Übereinkunft kamen
und Vorbereitungen trafen, die kranke Frau des Großen Gouverneurs unverzüglich
aufzusuchen. Als sie aus dem Krankenzimmter traten, sagte Meister Li: »Parasiten ?« , worauf Yu Lan antwortete: »Mit ziemlicher Sicherheit.«
Als nächstes befragten sie eingehend die Zofen der Hausherrin, dann folgte eine
Untersuchung der Zierteiche, die hier und da im Garten angelegt waren.
Schließlich bereiteten sie eine Phiole mit einer wohlriechenden Flüssigkeit,
achteten darauf, daß die kranke Frau davon trank, worauf Meister Li bemerkte:
»Das müßte reichen .« »Ihr meint, das war alles ?« erkundigte ich mich. Yu Lan sah mich an, und ein leises
Lächeln zuckte um ihre lieblichen Lippen. Meister Li lachte.
    »Ochse, nach den Begriffen
der herkömmlichen Medizin wäre die Antwort ja«, erklärte er. »Nach
schamanistischen Maßstäben haben wir gerade erst den Anfang gemacht, und ich
glaube, daß du die nächsten

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