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Die Insel der Mandarine

Die Insel der Mandarine

Titel: Die Insel der Mandarine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Hughart
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der Suche danach ist .«
    Mit diesen Worten zog er
den Stöpsel aus der Phiole, zupfte vorne an meinem Kittel und ließ einen
lebendigen Skorpion hineinfallen. Solange nicht ein offizieller
Entkleidungswettbewerb in allen großen Provinzen veranstaltet wird, halte ich
diesen Rekord. In genau drei Sekunden war ich aus den Kleidern und im Teich.
»Wa-wa-wa—«, sagte ich, oder etwas ähnlich Intelligentes, während ich
blindlings nach dem Skorpion schlug. »Entschuldige, Ochse. Ich versichere dir,
daß ich ihm zuerst das Gift entnommen habe. Ich dachte, es wäre ein gelungener
Scherz. Ich muß weiter auf der Straße der Senilität fortgeschritten sein als
der Himmlische Meister. Du meine Güte, meine Güte«, plapperte er vor sich hin
und schlenderte fröhlich davon. Es stellte sich heraus, daß der Teich nicht
einmal zwei Fuß tief war, und so gab ich ein nicht allzu sittsames Bild ab, als
ich mich bemühte, meine Kleider zu entwirren und wieder anzuziehen. Ich wollte
eben den linken Fuß in meine rechte Sandale zwängen, als ein sehr eleganter
Lakai auftauchte und mir mitteilte, daß im Hause nach mir verlangt wurde. Er
übergab mich der Obhut einer Dienerin, die mich unter viel Gekicher die Treppe
hinaufführte. Dann wurde ich durch eine prunkvolle Tür in ein luxuriöses
Schlafgemach mit hohen Fenstern und einem Balkon davor geschoben, und die
Fenster gaben den Blick frei auf einen flachen Teich, in dem Kaulquappen
schwammen und sich zwischen den Riemen meiner dort liegenden zweiten Sandale
tummelten. »Ti-hi !« bemerkte die Gattin des
Gouverneurs. Das war eigentlich nicht ihre Art, und so ließ sie die
Schüchternheit fallen und krümmte ihren Zeigefinger zu einem herrischen Wink.
    »Komm her, du«, grollte die
Tochter des Banditenchefs. Später erfuhr ich, daß sie neun Monate darauf einen
Sohn (6300 Gramm) zur Welt brachte, dem sie den ersten Namen Liu Niu gab. Es
wurde allgemein angenommen, daß sie dabei an eine niedere Gottheit namens
Liu-hai dachte und daß der Name folglich Glückliches Kalb bedeutete. Wenn
sie jedoch zufällig eine andere untergeordnete Gottheit namens Liu-lang im Sinn
hatte, so hieß der Name nichts anderes als Scharfer Ochse, und mehr
will ich dazu nicht sagen.
    10
    Als ich am selben Abend
wieder am Kaulquappenteich vorüberkam, hockte Meister Li auf meinem Rücken, und
diesmal glitt ich leise hinter das Gebüsch und begann zu klettern. Weit
entfernt, von der Zugbrücke her, schmetterten die Trompeten, und Soldaten
hatten Habachtstellung eingenommen. Der Weise hatte sich vorgenommen, die Sache
mit der Frau des Gouverneurs zu erledigen, bevor wir uns ernsteren Geschäften zuwandten,
und wir hätten den Zeitpunkt nicht besser wählen können, denn soeben traf Li
die Katze, eskortiert von den Elitesoldaten des Wolfsregiments, in einer mit
kaiserlichen Drachen geschmückten Sänfte ein. Die Kletterpartie war lächerlich
einfach. Die gewaltigen Steine der Mauer waren unregelmäßig aufeinandergesetzt
und boten so meinen Füßen und Händen reichlich Halt. Außerdem vermochte ich
mich daran seitwärts zu hangeln, so daß ich die Privatgemächer des Großen
Gouverneurs erreichte, ohne auch nur ein einziges Mal den Schutz
hervorspringender Brüstungen und Balkone verlassen zu müssen. Als ich mich über
den Rand des letzten Balkons schob, blickten wir durch ein Fenster in einen
Gang und die äußeren Arbeitszimmer und konnten genau erkennen, wo die Wachen
postiert waren. Durch ein zweites Fenster gelangten wir in die Pri-vaträume des
Gouverneurs.
    »Warum hängen sie nicht ein
Hinweisschild für Diebe draußen auf: Selbstbedienung ! «,
flüsterte Meister Li mißbilligend. Es sollte noch besser kommen. In einer dunklen
Ecke, aber noch nahe genug an dem Versammlungstisch mit den seidenen
Sitzkissen, stand ein Wandschirm und davor ein Wandschrank, aus dem Meister Li
sich mit einem Krug ausgezeichneten Weins versorgte, mich dagegen mit den
besten eingelegten Algen, die ich je gegessen hatte. Wir machten es uns bequem,
mußten uns aber nicht lange gedulden, denn nach nicht einmal einer Stunde
kündigte das Waffengerassel der Wachen das Herannahen des Großen Gouverneurs
an. In seiner Begleitung befanden sich Li die Katze und zwei Bedienstete, die
sich unter Verneigungen zurückzogen und die Tür fest hinter sich schlössen,
sobald sie eine Kohlenpfanne vorbereitet und einen Topf Wasser daraufgestellt
hatten.
    »Ich kann es kaum erwarten,
daß ein Kenner diese Probe begutachtet«, bemerkte Li die

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