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Die Insel der Orchideen

Die Insel der Orchideen

Titel: Die Insel der Orchideen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: white
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ärgern.
    Kurz darauf verabschiedete sich Lily. Johanna und Bowie hatten sie im Hotel behalten wollen, doch sie war stur geblieben. Ihre Sorge um Leah war stärker als alle Bedenken. Es war nur ein zehnminütiger Fußmarsch, ihr würde schon nichts geschehen. Als sie fort war, setzten sich Johanna und Bowie in den Salon des Hotels. Stumm lauschten sie dem tobenden Vulkan, dem immer wütender werdenden Sturm. Die Sonne ging unter, die Finsternis wurde noch tiefer. Kein Stern war zu sehen. Drüben im Westen rasten Feuerketten zwischen Erde und Himmel auf und ab.

28
    27 . August 1883 , am nächsten Tag
    J ohanna erwachte als Erste. Benommen schälte sie sich aus dem Sessel, in dem sie die Nacht verbracht hatte. Dunkelheit erfüllte den Raum, kaum konnte sie die zusammengesunkene Gestalt von Ross Bowie erkennen. Johanna trat dicht an die Wanduhr. Schon bald halb sechs, doch es wollte nicht hell werden. Voller böser Vorahnungen trat sie ans Fenster. Es roch rauchig, der Übelkeit erregende Gestank von Schwefel lag in der Luft, und noch immer zuckten Blitze über Krakatau. Wollte sich der Vulkan überhaupt nicht beruhigen?
    Sie hörte Schritte auf der Treppe und eilte in die Halle, gerade rechtzeitig, um Mijnheer Schruit zu begrüßen. Er sah übernächtigt aus; sicher hatte auch er kaum ein Auge zugetan.
    »Wohin gehen Sie?«
    »Zum Telegrafenamt. Die gestrige Welle hat das Kabel zerstört. Ich muss ein paar Männer zusammentrommeln, um es zu reparieren.«
    »Meinen Sie, es kommen weitere Wellen?«
    »Ich glaube kaum.« Er drückte die Vordertür auf und warf einen Blick nach draußen. »Regen täte gut. Er würde die Asche aus der Luft waschen. In dieser Finsternis wird das Arbeiten schwer. Nun denn, Mrs von Trebow, ich empfehle mich.«
    Ein gewaltiger Paukenschlag erschütterte die Welt, lauter als alle zuvor. Johanna ließ sich instinktiv auf den Boden fallen und presste die Hände an die Ohren. Der Lärm von tausend Gewittern brauste übers Meer, betäubte jeden vernünftigen Gedanken.
    »Mrs von Trebow?« Schruit musste schreien, um sich verständlich zu machen. Johanna spürte seine Hand auf ihrer Schulter. Langsam hob sie den Kopf. Sein Gesicht war dicht vor ihrem, in seinen Augen spiegelte sich ihre eigene Hilflosigkeit wider. »Ich muss los. Gehen Sie in den Salon zurück, das Hotel ist stabil gebaut.« Es gelang ihr nur mit Mühe, Kraft zum Aufstehen zu sammeln. Schruit trat zögernd aus dem Schutz des Vordachs, dann begann er zu laufen.
    »Viel Glück«, flüsterte Johanna dem davoneilenden Schemen nach, dann straffte sie den Rücken und ging entschlossen ins Haus und in ihr Zimmer. Sie wollte bei Lily und ihrer Schwester sein. Wahllos warf sie ein paar Sachen in eine kleine Tasche und verließ das Zimmer. Am Fuß der Treppe trat Bowie ihr entgegen.
    »Sie wollen doch nicht da raus?«
    »Versuchen Sie nicht, mich davon abzuhalten!«, rief sie. Jedes Krachen brachte sie einer Hysterie näher.
    »Dann warten Sie. Ich hole nur meine Sachen.«
    Er stürzte nach oben. Kaum war er außer Sicht, rannte Johanna aus dem Haus. Sie wollte nicht riskieren, dass er sich anders entschied und sie mit Gewalt im Hotel zurückhielt.
    Sie fand sich mitten im Jüngsten Gericht wieder. Der Lärm war ohrenbetäubend, während dichte Asche ihr Sicht und Atem raubte. Mit eingezogenen Schultern lief sie zur Straße. Es war schlimmer, als sie befürchtet hatte. Rechts und links krachten Palmwedel und Kokosnüsse nieder. Sie schlüpfte in einen zum Hotel gehörenden, massiv gebauten Schuppen und zog die Tür hinter sich zu. Fieberhaft überlegte sie, wie sie sich schützen konnte.
    Die Erde bebte erneut, der Schuppen schwankte, die Bretter der Wände knirschten, als sie gegeneinanderdrückten. Angsterfüllt trat Johanna in die Mitte des Raums. Es war, als sei das kleine Gebäude zum Leben erwacht. Sie wartete, bis ihr Herzschlag sich wieder beruhigte, das Brausen ihres Blutes in den Ohren abklang, doch es wurde nur lauter, immer lauter. Plötzlich begriff sie: Das war Wasser! Entgegen Schruits Worten wurde die Küste von einer zweiten Welle heimgesucht. Sie musste zurück zum Haupthaus, ehe der vermeintlich sichere Schuppen zur Falle wurde! Von Panik erfasst drückte sie gegen den Riegel.
    Der Schreck floss wie Feuer durch ihre Glieder. Die Tür ging nicht auf! Johanna stemmte sich dagegen, trat und hieb auf das Türblatt ein, während das Brausen lauter wurde. Dann ebbten die Geräusche ab. Johanna lachte hysterisch auf: Sie war

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