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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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benutzbar sein. Sie deuten ferner auf Mittäter hin, denn das Mädchen wird ja wohl kaum per Anhalter weitergefahren sein. Andererseits ist das alles so dilettantisch und dumm ausgeführt – vom Standpunkt der Täter aus –, wie es eigentlich nur bei einer Affekthandlung vorkommt. Nehmen Sie die vergessene Theaterkarte oder die Müllkippe oder auch die Wahl des Tatortes, die Benutzung eines Betäubungsmittels, das nachweisbar bleibt – jeder muß sich doch sagen, daß bei einem solchen Unfall die Leiche obduziert wird. Nein, das ist alles dumm und dilettantisch. Agenten haben doch wohl eine gewisse Ausbildung, auch in solchen Sachen.«
    Horst Heilig lächelte. »Glauben Sie nur nicht, daß Agenten Übermenschen sind!« sagte er. »Außerdem haben wir es hier mit Randfiguren zu tun. Aber trotzdem ist Ihr Eindruck aufschlußreich. Was meint denn unser Stratege?«
    Das Stichwort Stratege, scherzhaft auf meinen eigentlichen Beruf angespielt, gab mir einen Gedanken ein.
    »Ganz allgemein ist es so«, sagte ich, »falsche Züge in einem Spiel werden nicht nur dann gemacht, wenn der Spieler die Spielregeln ungenügend kennt, sondern auch dann, wenn es ihm an Zeit fehlt, die möglichen Strategien zu durchdenken. Verzeihung, ich sag’s mal auf gut deutsch: Wenn er unter Zeitnot handeln muß.«
    »Das ist es!« rief Horst Heilig. »Das ist es. Sie konnten natürlich nicht darauf kommen, Genosse Hauptmann, Sie wußten ja zuerst gar nicht, worum es sich handelt, und dann kennen Sie auch Ziel und Situation des Gegners nicht.
    Nehmen wir jetzt einmal als Arbeitshypothese an, der Gegner habe unter Zeitnot gehandelt, ohne einen genauen Plan, unter Ausnutzung einer bestimmten Situation. Daraus ergibt sich eine ganze Kette von unvorhersehbaren Situationen. Daraus erklärt sich, daß die Reaktionen des Gegners auf die jeweilige Situation hinterher, vom Standpunkt des Ergebnisses aus, unzweckmäßig erscheinen. Natürlich können wir die ganze Kette nicht rekonstruieren, wahrscheinlich werden wir das nie erfahren, denn ich muß Ihnen leider sagen, daß es zur Taktik des Gegners gehört, für solche Randaufgaben durchreisende Touristen zu verwenden, angebliche Touristen, wobei er das neutrale Ausland als Zwischenstation mißbraucht. Die Täter werden also längst außer Landes sein, und ich bezweifle auch sehr, daß sie noch einmal hier eingesetzt werden. Also die ganze Situationskette kriegen wir nicht zusammen, aber die Ausgangssituation, die müßten wir rekonstruieren können.«
    »Wenn Sie schon meinen, daß wir die Täter nicht mehr kriegen, dann lassen Sie mich wenigstens diese Denkaufgabe lösen«, sagte der Hauptmann. »Unter Zeitnot handeln – das würde bedeuten, sie hätten erst im letzten Moment erfahren, daß der Ingenieur ihr Mann ist. Also am Vorabend.«
    »Richtig, oder in der Nacht«, sagte Horst Heilig, »und zwar nicht sie allgemein, sondern sie, die angebliche Touristin.«
    »Und sie konnte dann ihre Komplizen nur noch flüchtig verständigen. Oder auch gar nicht, in diesem Fall mußte sie darauf rechnen können, daß die anderen ihr folgen. Um diese Hypothese zu prüfen, muß man also den Ingenieur fragen, was er der Agentin gesagt hat. Oder ob sie bei ihm zu Hause war und dort eventuell Unterlagen einsehen konnte.«
    »Sehr gut«, sagte Horst Heilig, »das ist für uns sehr wichtig.«
    »Ja«, sagte der Hauptmann müde. »Nur mir hilft es nicht weiter.«
    »Sie kommen auch noch auf Ihre Kosten«, versprach Horst Heilig. »Wir wollen mal überlegen, wie der Gegner an den Ingenieur herangekommen ist. Daß wir mit dem Werk in Verbindung stehen, kann er nur durch Beobachtungen erfahren haben, und das frühestens vor vierzehn Tagen, als die Lieferungen begannen. Glauben Sie, daß der Gegner in jedem Werk einen Mann sitzen hat, der ihn ständig darüber unterrichtet, wer welche Aufträge bekommt?«
    »Natürlich nicht«, sagte der Hauptmann, plötzlich sehr wach und interessiert. »Das würde also heißen, er hätte eine Liste von Leuten der Forschungsabteilung ausgekundschaftet, die in Frage kämen für die Verbindung mit Ihnen, und hätte alle diese Leute abgetastet…«
    »… und wird es wahrscheinlich auch weiterhin versuchen, denn nun muß ja jemand anders mit dieser Sache beauftragt werden. Nur wenn er erfährt, daß der Ingenieur noch lebt, oder auch nur, daß die Umstände des Verbrechens genau ermittelt wurden und der Ingenieur identifiziert werden konnte…«
    »Verstehe«, sagte der Hauptmann und war wie

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