Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
nicht kommen ließ. Wer weiß, wie lange wir noch herumgerätselt hätten, wenn uns nicht – so seltsam es klingt – der Gegner auf die Sprünge geholfen hätte.
    Ich war aus irgendeinem Grunde mal eben zu Berta hinübergegangen, das heißt natürlich in den Beobachtungsraum, denn Berta arbeitete ja im Vakuum.
    In die Wand, die den B-Raum von Berta trennte, waren kleine Materialschleusen eingelassen. Eine, von der Größe eines Schließfachs, wurde gerade mit Werkstücken beschickt. Dann wurde die massive Klappe geschlossen – ein Druck auf den Knopf, und die Vakuumpumpen begannen zu arbeiten.
    Ich wandte mich dem Fenster zu und beobachtete Berta. Plötzlich blitzte etwas auf in Bertas Arbeitsraum, ein Donnerschlag ertönte, und der Raum füllte sich mit Rauch.
    Wir standen wie erstarrt. Langsam fiel der Rauch zu Boden – ja, er fiel regelrecht, weil ja ein Hochvakuum herrschte, das sofort wieder einreguliert wurde, und wir sahen ein etwa zwei Hände großes Stück Stahlblech in der Umhüllung von Bertas unterem Rumpfteil stecken. Berta aber arbeitete ungerührt weiter.
    »Das ist doch«, sagte jemand, »das ist doch die innere Schleusentür!«
    »Jeder bleibt auf seinem Platz!« ordnete Erwin Rebel an. »Doktor Tischner wird uns sagen, was zu tun ist!«
    Er hatte anscheinend sehr schnell erfaßt, worum es sich handelte.
    »Ja«, sagte ich, »offenbar ein Gruß von der anderen Seite! Also was zu tun ist? Hm – zunächst mal: Welche Schleusen müßten unbedingt in den nächsten zwei Stunden beschickt werden?«
    »Keine.«
    »Gut, dann wollen wir erst mal überlegen, was passiert ist. Um Berta brauchen wir uns ja zunächst nicht zu kümmern, dem Storo ist nichts passiert. In der Schleuse ist also etwas explodiert, offenbar während der Herstellung des Vakuums. Da die Innentür wegen des Vakuums auf der anderen Seite weniger Widerstand leistete, ist sie aufgedrückt worden.
    Weiter. Offenbar war das Sprengmittel in einem Werkstück untergebracht und detonierte bei Senkung des Luftdrucks. Was kann das sein? Haben wir Chemiker hier?«
    »Wenn kein Zündmechanismus vorliegt, und dafür waren die Werkstücke zu klein, dann kann es sich nur um zwei Stoffe handeln, die explosiv miteinander reagieren. Davon gibt es viele.«
    »Aber wie löst das Vakuum die Reaktion aus?«
    »Es müßte sich vielleicht um Stoffe handeln, die bei Zimmertemperatur gerade noch flüssig sind. Wenn der Druck sinkt, sinkt auch der Siedepunkt, zwei Membranen platzen, die Gase strömen aus, und dann – peng!«
    Jemand seufzte.
    »Ja, bitte?« sagte ich, als habe es sich um eine Wortmeldung gehandelt.
    »Also ehrlich, als das bekanntgegeben wurde, mit dem Hierbleiben an den Wochenenden, hab’ ich ja auch gelästert. Aber wenn ich das hier sehe…«
    »… wird es wohl doch berechtigt sein«, ergänzte ich. »Und damit sich so was nicht wiederholt, müssen wir jetzt alle Werkstücke prüfen, die mit der gleichen Lieferung gekommen sind. Wir werden natürlich auch die Lieferbedingungen noch einmal prüfen. Berta sollte beim nächsten Schichtwechsel beauftragt werden, die Schleuse zu reparieren, damit wir an die äußere Tür herankönnen. Schließlich muß das Zeug analysiert werden.«
    »Wäre es nicht möglich«, sagte der Chemiker, »daß das Ding nicht richtig funktioniert hat?«
    »Wieso, es hat doch!«
    »Was haben die denn davon, wenn hier eine Schleuse kaputtgeht? Vielleicht sollte es erst detonieren, wenn Berta damit hantierte. Dann wäre der Storo hin!«
    »Mal nicht den Teufel an die Wand!« sagte Erwin Rebel. »Ich bin schon froh, daß er nicht die Tür an den Kopf gekriegt hat, da wäre er jetzt vielleicht blind.«
    »Na, alle Rezeptoren auf einmal wird es wohl kaum weghauen, da sind ja noch die Infrarot-Rezeptoren, die für Röntgenstrahlen und so weiter, damit könnte er auch arbeiten…«
    »Ja, aber nicht so gut!«
    Die Mannschaft war plötzlich sehr diskutierfreudig geworden, kein Wunder nach diesem Schock. Aber mir begann etwas im Kopf hin- und herzugehen: arbeiten ja, aber nicht so gut… Infrarot-Rezeptoren… blind…
    Ich rannte zur Tür, drehte sie auf, rief: »Ich komme gleich wieder!« und vergaß in der Eile sogar, die Tür wieder zuzudrehen. Ich stürzte in den Raum und rief: »Leute, ich hab’s! Caesar ist blind!«

    Tatsächlich – durch gezielte Experimente wurde festgestellt, daß Caesars Rezeptoren für Normallicht nicht funktionierten. Um so erstaunlicher war, daß er sich bei so tiefen Temperaturen immer noch

Weitere Kostenlose Bücher