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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Tage kam noch einer hinzu – die Aufnahme des Einbrechers hatte unserem Mann im Zeltlager die Möglichkeit gegeben, das Netz aufzurollen. Aber fast alle, die wir bisher kannten, würden in den nächsten Tagen ihre Zelte abbrechen. Wer ihnen Aufträge gab und wie er das tat, wußten wir noch nicht, und damit fehlte uns auch das Verbindungsglied zu der Truppe, die die entscheidenden Aktionen ausführen sollte und die in den nächsten Tagen anrücken würde. Wir hatten nur einen Verdacht: Der Betreffende mußte in der Platzmeisterei arbeiten – wie auch unser Mann – denn das war der einzige Punkt, der zwei Bedingungen erfüllte: Erstens konnte ihn jeder aufsuchen, ein Grund fand sich immer, und zweitens arbeiteten dort Leute, die langfristig beschäftigt waren. Aber alle bisherigen Ermittlungen hatten noch nichts ergeben, was den Verdacht auf eine bestimmte Person gelenkt hätte. Und leider mußten wir ja bei Ermittlungen vorsichtig sein, damit unser Mann sich nicht dekonspirierte!
    Aber dafür blieben uns noch mehr als zwei Wochen Zeit. Außerdem rechneten wir damit, daß der Gegner zunächst einmal die erste Variante ausprobieren würde, nämlich jemand in den Stollen einzuschmuggeln. Und darauf brauchten wir nicht lange zu warten. Am zweiten August früh gab es Alarm.
    Der Eindringling benutzte wie der vorige den Vormittag, um sich allmählich durch die Sperren hindurchzuarbeiten. Allerdings zielte der Weg, den er nahm, diesmal auf den hinteren Talausgang, wo er vom Waldrand direkt auf die Talsohle springen konnte. Das deutete darauf hin, daß er den Auftrag hatte, weiter vorzudringen als der andere – wahrscheinlich bis in den Stollen. In diesem Fall wollten wir ihn im Stollen festnehmen.
    Wir konnten tatsächlich beobachten, wie er kurz vor dem Schichtwechsel in den Talausgang sprang und herangeschlendert kam.
    Wir hatten Arbeitskleidung angezogen, nahmen nun unsere Helme und begaben uns gemächlich und plaudernd zum Stolleneingang. Wir paßten es so ab, daß wir hinter ihm gingen. Er trug dieselbe Arbeitskleidung und den obligatorischen Helm wie wir, und tatsächlich, obwohl wir uns in der INSEL doch alle kannten, schenkte keiner dem Fremden Aufmerksamkeit – allerdings konnte das auch daher rühren, daß wir ihn begleiteten.
    Nur der Wachmann in der ersten Schleuse, für solche Fälle instruiert, fragte ihn: »Wer sind denn Sie?«
    Der Eindringling zog einen Ausweis und sagte: »Aus Magdeburg. Vom Thälmannwerk.«
    »Ach so«, sagte der Wachmann. In diesem Augenblick rissen Werner Frettien und Horst Heilig die Arme des Fremden nach hinten und ließen die Handschellen zuschnappen.
    Während Horst und ich den Mann an die Wand schoben, sagte Werner, der als einziger von uns Polizeivollmacht hatte: »Ich verhafte Sie wegen des dringenden Verdachts, Spionage im Dienste einer ausländischen Macht zu verüben!«
    Werner Frettien nahm dem Agenten einige interessante Gegenstände ab, die sich später, nach genauer Untersuchung, als getarnte Sprengkörper herausstellten: ein Brillenfutteral, einen riesigen Schreibstift und einige Metall- und Plastgeräte, die an bürotechnische Artikel erinnerten.
    »Ich bitte Sie«, sagte der Fremde, »sehen Sie sich doch meine Papiere an – ich bin Thomas Renke, Ingenieur im Thälmannwerk in Magdeburg, Sie haben mich hierher eingeladen. Also ich hab’ ja Verständnis für alle Sicherheitsmaßnahmen, aber das geht doch wohl zu weit!«
    Wir standen jetzt schon mit dem Fremden und dem Wachmann allein im ersten Stollenabschnitt, die Kollegen waren an die Arbeit gegangen und hatten die Schleusentür hinter sich geschlossen. »Sie sind nicht zufällig«, fragte Horst Heilig lauernd, »der Mörder von Thomas Renke?«
    Der Fremde ließ den Kopf sinken, neigte ihn auf die Seite… Werner Frettien schlug hart zu. Der Helm fiel herunter, Werner griff in den Haarschopf und zog den Kopf nach hinten.
    »Schneidet die Kragenecken ab!« rief er.
    Horst Heilig hatte schneller begriffen als ich. Er griff in die Knopfleiste und riß das Hemd des Fremden erst einmal auf. Während ich half, ihn festzuhalten, schnitt er mit einem Taschenmesser das Hemd ein und riß den Kragen herunter.
    Und wirklich, in der Kragenecke fand sich eine Giftampulle.
    »Gar nicht so dumm«, meinte Horst Heilig nachdenklich. Ich wunderte mich ein bißchen, weil ich glaubte, er hätte damit die Ampulle gemeint, aber er hatte schon weitergedacht.
    »Werner, du nimmst dir einen unserer Rettungswagen und fährst mit Signal und

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