Die Insel der Roboter
mit den Infrarot-Rezeptoren orientieren konnte. Fehler machte er genau dann und dort, wo Werkstücke nur an einem kleinen Farbauftrag unterscheidbar waren oder wo die Anzeige bestimmter Größen nicht mit Lämpchen, sondern mit einfachen Zeigern vorgenommen wurde.
Da nun der Grund bekannt war, fanden wir auch Möglichkeiten, den Ausschuß zu senken. Die Werkstücke mit gleicher äußerer Form wurden radioaktiv markiert und die Zeiger ebenfalls. Von da ab gab es keinen Ausschuß mehr.
Wir ließen nämlich Caesar weiterarbeiten. Im Gegenteil, jetzt wurde das Experiment erst interessant – der Storo zeigte eine viel höhere Stabilität gegen Störungen, als man vermutet hätte. Wir veranlaßten Caesar auch, eins der Objektive für Normallicht abzumontieren und nach draußen zu schleusen. Da stellte sich heraus, daß die Speziallinsen des Objektivs der tiefen Kälte nicht standgehalten und Millionen feiner Haarrisse bekommen hatten, die sie trübten. Nun, dazu war ja die Erprobung da – die Linsen mußten also verbessert werden.
Viel mehr Sorge bereitete uns das Attentat auf Berta. Die Sprengsubstanzen waren zwar festgestellt worden, aber wir konnten keine Einmütigkeit erzielen, welches Ziel der Gegner mit diesem Anschlag verfolgt haben mochte. Nervenkrieg? Störfeuer? Ablenkung? Vielleicht auch ein Test des Kontakts Dr. Krause? Sie mußte dem Gegner auf jeden Fall darüber berichten, und leider wahrheitsgemäß, da wir die genaue Beschaffenheit des Sprengkörpers nicht kannten und jeden Fehler vermeiden mußten.
Etwas beruhigt waren wir, als die Praxis uns die Hauptfrage beantwortete: Im Herstellerbetrieb war einer der Mitarbeiter, die für das Einschmuggeln des Sprengkörpers in Frage kamen, spurlos verschwunden. Das Vorgehen des Gegners zeigte uns, daß er nur allgemein über die Ausführung von Vakuumarbeiten informiert war, nicht aber über die konkreten Bedingungen.
Immerhin mußten wir einiges unternehmen, um solche Störungen für die Zukunft auszuschließen. Mehrere Tage arbeiteten wir in der Sicherungsgruppe bis tief in die Nacht an diesem Problem, mal zu zweit, mal zu dritt, ein paarmal zogen wir auch Spezialisten hinzu, und der Beirat beschäftigte sich ebenfalls damit, und dann konnten wir sagen: Jetzt ist alles dicht.
Es war schon nach Mitternacht, als ich todmüde ins Bett sank. Ich schlief sofort ein.
Plötzlich wurde ich wach, weil mich jemand an den Schultern rüttelte. Es war Horst Heilig.
»Los, zieh dich an, schnell. Wir fahren. Unterwegs erklär’ ich dir alles.«
Was Horst Heilig mir berichtete, während der Wagen in den grauenden Morgen jagte, war wirklich alarmierend.
Irgendwo war ein Mann überfahren worden. Nur dem Umstand, daß sich nicht weit entfernt ein anderer Verkehrsunfall ereignet hatte und gerade ein Unfallwagen vorbeikam, war es zu danken, daß der Überfahrene nicht verblutete. Mehrere Tage hatte er bewußtlos gelegen, die Ärzte hatten nicht gewußt, wer es war, weil er keine Papiere bei sich hatte, aber sie hatten noch aus einem anderen Grund die Kriminalpolizei benachrichtigt: Der Mann war vor dem »Unfall« betäubt worden.
Als er endlich wieder zu sich kam, erklärte er, er sei Ingenieur und vermute, daß das alles mit einer geheimen Sache zusammenhinge, zu der er Verbindung habe, und nannte den offiziellen Namen unserer INSEL. Daraufhin wurden wir verständigt. An diesem Morgen brauchten wir trotz unserer Müdigkeit weder Radiomusik noch ein lebhaftes Gespräch, um beim Fahren nicht einzuschlafen.
Gegen acht Uhr erreichten wir die Bezirksbehörde der Volkspolizei in Magdeburg. Wir wurden sofort zum Leiter der Kriminalpolizei gebracht.
Der Oberstleutnant sagte, nachdem wir uns ausgewiesen hatten, mit sichtlichem Aufatmen: »Ich danke Ihnen, daß Sie so schnell gekommen sind. In solchem Fall…«
Er vollendete den Satz nicht, sondern bot uns mit einer Handbewegung Platz an.
»Wie geht es dem Überfahrenen?« fragte Horst Heilig als erstes.
»Nicht transportfähig, aber außer Lebensgefahr. Ich denke, Sie können heute mit ihm sprechen. Ich habe übrigens angeordnet, daß die Untersuchung von der MUK so geführt wird, als sei er den Verletzungen erlegen.«
»Das ist sehr gut«, antwortete Horst Heilig. »Aber die Familie?«
»Er hat keine. Alleinstehend. Irgendwo ein Kind aus einer seit langem geschiedenen Ehe, aber seit Jahren kein Kontakt.«
»Wie lange läßt sich diese Fiktion aufrechterhalten?«
»Ein paar Tage schon.«
»Vier Wochen?«
»Nein, das
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