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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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unzufrieden, aber das konnte ich nicht ändern. Kaum waren sie zur Tür hinaus, hatte ich die Sache schon vergessen.
    Nach zwei Tagen – ich war immer noch bei der gleichen Arbeit – kam Nora herein, die wir nach ihrer angeblichen Verhaftung heimlich auf die INSEL geschafft hatten, weil wir nicht auf ihre Mitarbeit verzichten konnten.
    »Störe ich?«
    »Du hast schon«, sagte ich und stand auf, um sie zu begrüßen. »Was gibt’s denn?«
    »Wir haben’s ’rausgekriegt!« sagte sie triumphierend.
    »Was denn?«
    Sie stutzte. »Sag mal, die Storos interessieren dich wohl überhaupt nicht mehr?«
    »Doch«, sagte ich, »natürlich, ach, ich weiß schon, die Sache mit Anton.«
    »Ja, und dabei haben wir eine neue Funktion der Z-Schaltung entdeckt!«
    »Erzähle!«
    »Als erstes fiel Sepp Könnecke auf, daß Anton die Bohrlöcher nach einem sehr eigenwilligen Schema setzt – eigentlich gar nicht nach einem Schema, sondern jedes Mal anders. Aber der Erfolg gab ihm Recht, er erreichte mit weniger Bohrlöchern, also in kürzerer Zeit, den gleichen Vortrieb. Daher die zwanzig Prozent. Aber damit war nur eine neue Frage entstanden. Wie kommt er dazu? Nach einigem Hin und Her kam ich von unseren Erfahrungen mit Caesar her auf die Idee, daß die Infrarot-Rezeptoren mit der Sache zu tun haben könnten. Und dann stellte sich schließlich folgendes heraus: Bei großem Druck und hoher Temperatur diffundiert die Luft in das Gestein am stärksten natürlich dort, wo es etwas brüchig ist. Infolgedessen wird es dort am stärksten erwärmt. Da Anton im Infrarotbereich Temperaturunterschiede sehen kann, sieht er also, wie das Gestein beschaffen ist, und kann sein Bohrschema danach einrichten.«
    »Und was hat das mit der Z-Schaltung zu tun?«
    Nora schüttelte verwundert den Kopf.
    »Du bist heute wirklich begriffsstutzig. Neue Verhaltensweisen kann der Storo doch nur in der Z-Schaltung synthetisieren. Bei allen darunterliegenden Schaltungen kann er nur vorhandene anders zusammensetzen. Aber ein neues Bohrschema ist eine komplette neue Verhaltensweise – besonders dann, wenn er schon einen Satz davon zur Verfügung hat.«
    »Ja, das ist mir auch klar, aber was weiter? Wo liegt da das Problem?«
    »Na, dann denk mal selber nach!«
    Jetzt blieb mir keine Wahl – ich mußte völlig aus meinem Denkprozeß aussteigen und mich mit dieser Sache befassen; ich konnte es Nora, die vor Begeisterung einen roten Kopf hatte, nicht antun, gleichgültig zu erscheinen.
    »Ja, warte mal, wie ist das – klar, die Frage ist: Wie kommt Anton in dieser Sache überhaupt zur Z-Schaltung? Er hat doch für alles vorgefertigte Verhaltensweisen!«
    »Genau!« fiel Nora lebhaft ein. »Diese Frage haben wir uns auch gestellt. Es gab die verschiedensten Vermutungen, auch die einer spontanen Einschaltung, aber schließlich sind wir drauf gekommen. Es hat gar nichts mit dem Arbeitsprozeß selbst zu tun. Die ständig wiederkehrenden Infrarot-Flecken auf dem Stoß stellten für den Storo eine Aufgabe dar, weil sie in seinem inneren Umweltmodell nicht vorhanden waren. Dadurch schaltete sich das Z-Zentrum zu, und er synthetisierte aus seinen gespeicherten Physikkenntnissen eine Erklärung dafür. Da das aber eben zu der Zeit stattfand, wo er die Flecken vor sich sah, also, wo er den Stoß abbohrte, wurde sein praktisches Verhalten davon beeinflußt. Wir haben diesen Vorgang parallele Optimierung genannt!«
    »Das scheint ja eine sehr wesentliche Entdeckung zu sein«, meinte ich. »Da kann man wohl gratulieren!«
    Aber ganz war ich doch nicht mit den Gedanken bei der Sache gewesen, denn sonst wäre mir möglicherweise eine Ahnung davon gekommen, daß der eben entdeckte Effekt nicht nur positive Auswirkungen haben könnte.

    »Ihre Voraussicht ist mir beinahe unheimlich!« sagte der Professor zu Horst Heilig und gab ihm ein Stück Papier – ein Telegramm, wie ich sehen konnte. Horst Heilig stutzte und las dann laut vor:
    »Bin in Schwierigkeiten. Komm schnell, möglichst heute noch. Annegret.«
    »Wie gut, daß Sie sie nach Ulan Bator verfrachtet haben!« sagte der Professor. »Ich habe gleich in unserer Botschaft dort angerufen – meine Tochter ist immer noch im Landesinnern.«
    »Wann ist das Telegramm gekommen?« fragte Horst Heilig.
    »Zugesprochen vor einer halben Stunde«, antwortete der Professor.
    Horst Heilig sagte nachdenklich: »Dann haben wir noch etwa… Nein, anders herum. Was ist über Ihr Verhältnis zu Ihrer Tochter an der Uni bekannt, was

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