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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Weg war hier fast unbefahrbar – hören wir durch das Aufheulen des geplagten Motors hindurch Schüsse. Als wir die nächste Kurve hinter uns hatten, sahen wir, daß die Genossen des Streifenwagens den Täter schon festgenommen hatten.
    Wir sprangen aus dem Wagen und eilten zu ihnen.
    Zwei Genossen hielten den Motorradfahrer bei den Armen. Er keuchte und schwitzte und sah uns haßerfüllt an.
    Werner riß ihm den Kragen auf und untersuchte die Ecken – ohne Erfolg.
    »Komische Truppe«, knurrte er, »ein Einbrecher mit Zyankali und ein Mörder ohne.«
    »Bitte untersuchen Sie ihn trotzdem gründlich, ob er irgendwo Gift hat«, bat ich den Leiter der Streife, einen Polizeimeister. »Und dann transportieren Sie ihn ab.«
    Jetzt schien der Agent die Sprache wiederzufinden.
    »Ich protestiere gegen den Überfall!« rief er.
    »Keine Angst«, meinte der Meister, »zwei Mann bleiben hier und suchen die Waffe. Und Scharfschützen –«, er zeigte auf die in großen Lederfäustlingen steckenden Hände des Gefangenen – »schießen nicht mit Handschuhen.«

    Der Professor machte große Augen, als er die durchschossene Scheibe seines Wagens sah.
    »Da muß ich mich ja bedanken«, sagte er, »ich schwöre, ich hätte nie gedacht, daß so etwas noch möglich ist.« Er schüttelte den Kopf und fuhr fort: »Aber entschuldigen Sie, wenn ich mich im Moment nicht weiter mit der Sache befasse. Ich brauche gleich noch mal die Hilfe von Doktor Tischner. Ich fürchte, wir müssen Anton stillegen.«
    Horst Heilig runzelte die Stirn. »Gerade jetzt brauchen wir jede Minute selbst. Ich sage es ungern, aber im Zweifelsfalle muß ich doch davon Gebrauch machen, daß mir Doktor Tischner unterstellt ist!«
    Der Professor setzte ein kampflustiges Gesicht auf, und ich hob die Arme und sagte: »Um Himmels willen – können wir nicht erst mal so verfahren, daß ich selbst versuche, beiden Seiten gerecht zu werden?«
    Die beiden sahen sich noch einen Augenblick wie Kampfhähne an, dann lachte Horst Heilig. »Na gut – aber ich lehne bei einem Herzinfarkt jegliche Regreßansprüche ab. In einer Stunde erwarte ich dich zurück.«
    Er wandte sich an den Professor. »Reicht das?«
    »Allemal«, sagte der Professor vergnügt, hakte mich unter und zog mich zum Stollen.
    »Was ist denn los?« fragte ich.
    »Dazu müssen Sie die Karte sehen, kommen Sie!«
    Der Parteisekretär, der offenbar schon auf uns gewartet hatte, breitete eine Karte aus, auf der der Stollen, seine Abschnitte, die Kammern sowie auch ungenutzte Querschläge und Strecken zu sehen waren. »Das hier«, sagte er und zeigte auf ein rotes Linienpaar, »ist die Strecke, die Anton vortreibt; so weit ist er jetzt – und hier ist der Punkt, den er bis zur Beendigung der Arbeiten erreichen sollte.«
    Er nahm einen Zirkel in die Hand, maß und schlug einen Kreis. »Und wenn wir jetzt zwanzig Prozent der Strecke nehmen und einen Kreis um den Endpunkt ziehen, geraten wir überall in gefährliche Nähe vorhandener alter Strecken. Bei dem hohen Druck, der in Antons Arbeitsstrecke herrscht, besteht die Gefahr, daß sich dieser Druck beim Durchbruch explosiv entlädt und Anton zu Schaden kommt. Wir könnten natürlich vorher den Druck langsam herabsetzen, aber das würde bedeuten, eben die entscheidenden Bedingungen des Experiments zu verändern und es damit zu entwerten. Besser erscheint mir, Anton einige Tage stillzulegen, indem wir ihm beim Schichtwechsel Null-Verhalten befehlen. Das wäre zugleich ein zusätzlicher Test.«
    »Kann man ihn nicht beauftragen, langsamer zu arbeiten?« fragte ich.
    »Das haben wir versucht«, sagte der Professor, »leider ergebnislos. Die Optimierungstendenz in seinem inneren Umweltmodell ist stärker.«
    »Besteht dann nicht die Gefahr, daß er den Auftrag Null-Verhalten auch ablehnt? Wir haben doch schon mal schlechte Erfahrungen damit gemacht.«
    »In dem Fall wollen wir ihm beim nächsten Schichtwechsel die Stromquelle sperren«, sagte der Parteisekretär.
    Ich war etwas verwirrt – es war doch alles schon bedacht, was sollte ich dabei, wozu war meine Meinung erforderlich?
    »Na, dann kann ich ja wieder…«, setzte ich an.
    »Nein, hören Sie«, unterbrach mich der Professor, »ich möchte unser Vorgehen im Zusammenhang mit einem allgemeineren Problem mit Ihnen diskutieren. Entsinnen Sie sich, was ich neulich über die geometrischen Grenzen des inneren Umweltmodells und ihre Bedeutung gesagt habe? Nun, bei Berta und Caesar besteht das Problem nicht, sie haben

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