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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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erzählt man sich? Entschuldigen Sie die intime Frage, aber das ist jetzt wichtig.«
    Der Professor lächelte etwas schmerzlich. »Sie kam spät. Ich habe sie etwas verzogen, sie war eine Zeitlang – nun, sehr eigenwillig. Und ich habe versucht, das zu decken. Ja, zum Teufel, auch mit meiner Autorität. Es gibt da ein paar Anekdoten.«
    »Danke für Ihre Offenheit«, sagte Horst Heilig. »Der Gegner wird also erwarten, daß Sie sehr schnell auf das Telegramm reagieren. Bis zu Ihrer Abfahrt bleibt nicht mehr viel Zeit, eine Stunde höchstens.«
    »Ja, soll ich denn trotzdem…?« fragte der Professor verblüfft.
    »Nein, natürlich nicht Sie«, Horst Heilig lachte. »Sie müssen uns nur Ihren Wagen geben.«
    »Selbstverständlich. Aber – wird denn das nicht gefährlich?«
    »Auch selbstverständlich«, sagte Horst Heilig ruhig. »Sie können dabei helfen, daß wir die Gefahr vorher erkennen.«
    Er nahm eine Karte aus dem Schub und breitete sie aus. »Also, dann wollen wir uns mal die Fahrtroute ansehen.«
    Eine dreiviertel Stunde später raste der Wagen über die Landstraße. Am Steuer saß Werner Frettien, auf der hinteren Sitzbank ich – als Professor. Jeder von uns war auf beiden Seiten durch schnell zurechtgeschnittene Panzerglasscheiben gedeckt – wir hatten auf der INSEL noch Abfälle davon gehabt, die bei der Installierung der Kammern im Stollen übriggeblieben waren. Ich hatte eine Karte auf den Knien und verfolgte unsere Fahrt an der Hand der Kilometersteine.
    Jetzt überfuhren wir den ersten roten Strich auf der Karte. Ich drückte die Taste des Sprechfunkgeräts: »Rabe an Dohle und Hornisse. Rabe hat Gefahrenzone eins erreicht. Bitte melden.«
    »Dohle an Rabe. Habe verstanden. Stehe auf Wartepunkt eins. Bleibe in Verbindung.«
    »Hornisse an Rabe. Komme aus Südsüdwest. Erreiche Zone eins in zwei Minuten. Bleibe in Verbindung.«
    »Hier Rabe. Verstanden Dohle und Hornisse. Melde mich wieder. Ende.«
    Die Landschaft war auf dem letzten Teil der Strecke sanft gewellt gewesen, jetzt aber trat der Wald bis an die Straße heran. Es waren nur noch wenige Kilometer, bis eine sehr stark befahrene Fernverkehrsstraße unsere Landstraße kreuzte. Hier war der erste Punkt, der einem Attentäter sowohl gedeckte Stellung bot als auch die Möglichkeit, schnell im Fernverkehr unterzutauchen.
    Es war doch ein seltsames Gefühl, in einem schnell dahinrasenden Fahrzeug zu sitzen und ziemlich sicher zu wissen, daß ein Anschlag auf eben dieses Fahrzeug bevorstand. Wenn nun der Kerl auf die Reifen schoß?
    Aber wir waren uns einig darüber geworden, daß es dem Gegner zum jetzigen Zeitpunkt auf die moralische Wirkung eines offenen Anschlags ankommen mußte – und wir beide als Personen waren ja gedeckt.
    Da – Klirren und ein lautes »Kleng!« zugleich. Die Wagenscheibe links neben mir zeigte einen Durchschuß. Werner trat auf die Bremsen.
    »Rabe an Dohle und Hornisse. Schuß von links. Position ein Kilometer von südlichem Waldrand entfernt. Gehen vor in Richtung Westen. Ende!«
    Werner und ich öffneten die Türen und ließen uns aus dem Wagen hinaus an den Straßenrand fallen.
    »Horch mal!« rief Werner.
    In der Nähe, anscheinend im Wald auf der anderen Seite der Straße, knatterte irgendwo ein Motorrad.
    »Ungefähr vor fünfhundert Metern war links ein kleiner Waldweg!« sagte ich.
    »Stimmt!« antwortete Werner. »Nichts wie hinterher!«
    Wir sprangen wieder ins Auto. Während Werner wendete, benachrichtigte ich den Hubschrauber und den Streifenwagen.
    Vor dem Einsteigen hatten wir die beiden vorderen Panzerglasscheiben nach hinten gewuchtet, und ich saß nun neben Werner. Anders wäre die rasende Fahrt auf dem holprigen Waldweg wohl kaum gut ausgegangen – es schepperte, als ob wir einen ganzen Rattenschwanz von Blechbüchsen hinter uns herzögen.
    »Der Professor wird schön fluchen, wenn er seinen Wagen wiedersieht!« sagte ich.
    »Und froh sein, daß er noch fluchen kann!« ergänzte Werner. Plötzlich trat er auf die Bremse. Der Waldweg teilte sich.
    »Nimm die Karte, ich rufe den Hubschrauber!«
    Der Hubschrauber wies uns ein, daß wir links fahren sollten – er hatte den Motorradfahrer bereits ausgemacht und auch den Streifenwagen auf den richtigen Kurs dirigiert. Ich bedankte mich bei den Genossen und bat sie, sie möchten über uns bleiben und dem Fliehenden den Weg verlegen, falls es ihm gelänge, in den Wald auszubrechen. Dann fuhren wir weiter.
    Nach einigen Minuten heftigem Auf und Ab – der

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