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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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konzentrierte individuelle Arbeit waren nötig, um schließlich im ersten theoretischen Ansatz jenes Gesetz herauszuarbeiten, das heute als eines der drei Grundgesetze für stochastische Roboter gilt: daß nämlich ihre Zuverlässigkeit direkt von der Auslastung der Aktionskapazität abhängt. Und welche Schlußfolgerungen sich daraus ergeben! Nicht nur das Netzwerk unserer Arbeiten mußte völlig überarbeitet werden – was später noch öfter geschah –, nein, auch alle Institutionen und Betriebe, die sich mit der Ausarbeitung der verschiedenen Extremwert-Technologien beschäftigten, mußten in dieser Richtung orientiert werden – durften doch die »Arbeitsplätze« für die Storos nicht mehr nur nach dem Gesichtspunkt der technologischen Zweckmäßigkeit, sondern nun auch nach dem Gesichtspunkt der Auslastung eingerichtet werden. Das aber hatte wieder Rückwirkungen auf die Programmierung, weil es nun nicht mehr angebracht erschien, reine Reparatur-Storos zu entwickeln und so weiter.
    Ein anderes Beispiel: Ich weiß es nicht, aber ich kann es mir wenigstens ungefähr vorstellen, wieviel Arbeit und Aufmerksamkeit es meine Genossen von der Sicherungsgruppe gekostet haben mag, allein die Mitarbeit von Nora so abzusichern, daß wir mit der Zeit dahinterkamen, welchen Weg unsere Informationen nahmen, der Gegner aber keinen unserer diesbezüglichen Schritte bemerkte!
    Ich mußte diese Gedanken hier einschieben, damit dem Leser etwas verständlich wird, was ich nun nicht länger verschweigen kann: Ich fand bei dieser Arbeit keine rechte Befriedigung. Selbstverständlich sah ich ihre Notwendigkeit ein. Und ebenso selbstverständlich bemühte ich mich darum, mein Bestes zu geben. Aber ich war es bisher gewohnt gewesen, nach bestimmten Normen zu arbeiten, und wenn ich sie erreicht und unterboten hatte, wußte ich: Du hast gut gearbeitet. Und hatte ich sie nicht erreicht, wußte ich: Du hast schlecht gearbeitet, und diese Sicherheit war mir immer wichtiger gewesen als Lob und Tadel seitens Vorgesetzter – die aber deshalb auch nicht unwichtig sind.
    Diese Sicherheit fehlte mir hier völlig, und gerade das, worum die anderen mich ein bißchen kameradschaftlich beneideten, nämlich daß ich viel Zeit zum Nachdenken und Studieren hatte, gerade das bereitete mir oft Unbehagen.
    Ich glaube, es geht mir da wie den meisten Menschen. Tritt man eine neue Tätigkeit an, ist man recht froh, wenn man zuerst einmal Gelegenheit erhält, sich gründlich umzutun, alle Zusammenhänge zu begreifen, auch die scheinbar unwesentlichen, betriebsgebundenen, die doch oft für die Arbeit sehr wesentlich werden – aber dann muß irgendwann der Zeitpunkt kommen, wo man seinen festen Platz im Gefüge einnimmt, seine festen Zuständigkeiten, seinen festumrissenen Kreis von Pflichten und auch Rechten hat. Denn sonst kann man nur diese oder jene Einzelarbeit, aber nicht seine gesamte Tätigkeit selbst beurteilen.
    Es mag Leute geben, die so schwach sind, daß sie sich damit trösten: Wenn ich was falsch mache, wird es mir schon einer sagen! Und es mag Leute geben, die so stark sind, daß sie aus einem ständigen kritischen Überblick über das Ganze heraus jederzeit sich selbst und andere zutreffend einschätzen können. Ich gehöre weder zu den einen noch zu den anderen, wobei ich freilich glaube, daß man, um zur letzteren Gruppe zu gehören, nicht nur das entsprechende Talent und Wissen braucht, sondern auch viel mehr Lebenserfahrung, als ein Mensch mit fünfundzwanzig Jahren gemeinhin haben kann.
    Ich war also unzufrieden, und zwar in doppelter Hinsicht: sowohl mit mir als auch mit der Arbeit. Vor allem an einem Umstand entzündete sich diese Unzufriedenheit immer wieder, daran, daß mein GLE-Gerät noch immer ungenutzt im Schrank stand. Horst Heilig vertröstete mich damit, daß wir noch nicht genug über den Gegner wußten und daß schon noch der Zeitpunkt kommen würde, wo ich Tag und Nacht an meinem Gerät würde sitzen müssen, aber das änderte nichts an meiner Stimmung.
    Es ist klar, daß es jedem Menschen mit der Zeit lästig wird, immer wieder die gleichen Antworten zu hören – genau so, wie es lästig wird, immer wieder die gleichen Antworten geben zu müssen. Eines Tages wird man an der Stelle empfindlich; wer verheiratet ist, weiß das. Dann ist ein Krach beinahe unvermeidlich. Und dann entlädt er sich meist aus einem so geringfügigen Anlaß, daß sich jeder Außenstehende an den Kopf fassen würde.
    Wir besprachen zu dritt die

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