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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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steif.
    »Gut, gut«, meinte Horst Heilig beschwichtigend. »Sehen Sie, ich bin dienstlich mit der Sicherung unserer Aufgabe betraut. Würde es Ihnen genügen, wenn ich hier erkläre – in vollem Bewußtsein der Tragweite –, daß der Vorgang, um den es hier geht, die Sicherheit unserer Arbeit in keiner Weise gefährdet oder mindert?«
    Ich mußte ein Lächeln unterdrücken, als ich dem plötzlich verstehenden Blick unseres Parteisekretärs begegnete. Aber Dr. Krause, die einen Moment betroffen geschwiegen hatte, schüttelte jetzt den Kopf und sagte: »Nein. Nehmen Sie es mir nicht übel, ich habe das Gefühl, Sie wollen Ihren Mitarbeiter decken!«
    Nach dieser entschiedenen Erklärung herrschte erst einmal betroffenes Schweigen. Jeder andere wäre wahrscheinlich explodiert. Auch ich fühlte Wut in mir aufsteigen. Horst Heilig jedoch malte ein Fragezeichen in sein Notizbuch und hielt es so, daß ich es sehen mußte. Ich nickte, und ich bemerkte auch, daß der Parteisekretär diesen Vorgang verfolgt hatte. »Ich muß Ihnen«, sagte Horst Heilig zu Ilona Krause, »eine noch viel höhere Verantwortung auferlegen als die des Parteileitungsmitgliedes und des Vorgesetzten. Der Vorfall ist eine Szene, die von uns gemeinsam mit Frau Tischner sorgfältig geplant und genau ausgeführt worden ist. Begreifen Sie das in seiner ganzen Tragweite?«
    Dr. Krause schwieg.
    »Dann ist ja wohl alles klar«, meinte der Sekretär. »Wir werden also der Parteileitung berichten, daß wir uns davon überzeugt haben, daß zwischen den beiden Genossen keine intimen Beziehungen bestehen und daß keine weiteren Maßnahmen der Parteileitung notwendig sind. Das ist die Wahrheit, und die Konspiration bleibt trotzdem unverletzt.«
    Dr. Krause nickte.
    »Es wird am besten sein, du gibst den Bericht«, fuhr der Parteisekretär fort.
    Dr. Krause blickte ihn an. »Ja, das wird wohl am besten sein«, sagte sie müde. »Entschuldigt, daß ich euch zu dieser Erklärung gezwungen habe.« Sie lächelte, wie um Verständnis bittend. »Es ist immer dasselbe mit mir…«
    »Eine Bemerkung noch«, sagte Horst Heilig sachlich. »Bitte, Genossen, seid euch darüber klar. Jede Verletzung der Geheimhaltung, jeder auch nur ausdeutbare Hinweis auf den wahren Sachverhalt gefährdet nicht nur unsere Arbeit, sondern auch die persönliche Sicherheit unserer Genossin Siebenstein.«
    »Und wie verhalte ich mich am besten?« fragte Dr. Krause bedrückt.
    »Gar nicht. Nicht mehr darauf zurückkommen. Ich meine außer in der Parteileitungssitzung. Keine Diskussion darüber führen. Anspielungen überhören.«
    Sie nickte.
    »Wir beide«, sagte der Sekretär und zeigte auf Dr. Krause und sich, »formulieren noch den Bericht an die Parteileitung. Genosse Heilig, hilfst du uns dabei? Gut. Die Sitzung ist geschlossen.«
    Ich atmete tief durch, als ich mit Nora die Treppe hinunterging, Sie reagierte sich anders ab.
    »Die olle Zicke!« sagte sie.
    »Das gehört sich aber nicht für ein Parteimitglied«, bemerkte ich weise. »Du mußt noch viel lernen!«
    »Mach’ ich«, versprach sie. »Aber lieber von dir.«

    Jedesmal, wenn ich auf unseren Beirat zu sprechen komme, hab’ ich ein wenig Sorge, es könnte am Ende so aussehen, als habe er die Hauptarbeit geleistet, die eigentlichen und wesentlichen Einfälle beigesteuert, die wichtigsten Wendungen herbeigeführt. So war es natürlich absolut nicht; aber die alltägliche, unermüdliche, sich ständig wiederholende, Disziplin ebenso wie Erfindungsgeist fordernde Kleinarbeit, gleich ob in der Durchführung von Experimenten oder in der wissenschaftlichen Leitung, läßt sich mit Formeln und Protokollen leichter berichten als hier in der Schilderung, wo nur auf die einfachsten Zusammenhänge und die wichtigsten Wendepunkte eingegangen werden kann.
    Die gleiche Sorge wäre vielleicht gerechtfertigt hinsichtlich unserer Sicherungstätigkeit. Denn den wirklichen Umfang dieser Arbeit darzustellen wäre noch schwieriger. Nur dank den jahrelangen Erfahrungen von Horst Heilig und Werner Frettien waren wir in der Lage, von tausend Möglichkeiten jeweils wenigstens neunhundertfünfundneunzig von vornherein und ohne längere Untersuchungen auszuschließen.
    Nehmen wir nur zwei Beispiele: Wieviel Arbeit, Überlegung und zugleich Überlegenheit waren nötig, um aus dem letztens geschilderten Experiment die richtigen Schlußfolgerungen zu ziehen. Tausende von Berechnungen, Dutzende von Experimenten, viele erregte Debatten und noch mehr

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