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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Natur, und Sie wissen ja, prinzipielle Entscheidungen von Zweckmäßigkeitserwägungen abhängig zu machen ist Opportunismus, wenn auch kein politischer.«
    »Das ist auch noch nicht alles«, sagte ich. »Ich mache Ihnen einen – zugegeben recht primitiven – Vorschlag, wie ich alle Storos, die das Mensch-Verbot intus haben, außer Betrieb setze. Mit einer einfachen Schaufensterpuppe, die ich zwischen den Storo und seinen Arbeitsplatz stelle.«
    »Und es fragt sich sehr«, ergänzte Gerda Sommer, »ob es nicht schon genügen würde, die Umrisse eines Menschen an die Wand zu malen. Technische Anlagen sind nämlich für den Storo viel leichter zu unterscheiden, weil sie alle irgendwie ausgeprägt geometrische Formen haben.«
    »Wir haben überprüft«, schaltete sich Nora Siebenstein in das Gespräch ein, »daß der Mensch wahrscheinlich der einzige Gegenstand von nicht-einfacher geometrischer Form ist, der im ZR widergespiegelt wird. Es ist möglich – oder nein, erst noch einen anderen Gedanken: Da wir ihm den Menschen in allen möglichen Lagen und Stellungen vorführen müssen, wenn das Verbot überhaupt einen Sinn haben soll, ist es möglich, daß er außer der Größenordnung gerade die geometrische Unregelmäßigkeit als entscheidendes Merkmal speichert. Dann würden aber auch später alle Erscheinungen von Menschengröße und unregelmäßiger Gestalt Betriebsunfähigkeit auslösen. Um da zuverlässige Abgrenzungen zu schaffen, wäre möglicherweise viel mehr Zeit erforderlich, als wir sie überhaupt haben.«
    Der Professor saß da und sagte kein Wort. Ich spielte meinen letzten Trumpf aus: »Da wir nach unseren letzten Erkenntnissen den Umfang der Fertigkeiten des Storo erhöhen müssen, wächst auch der Umfang der freien Speicherkapazität für das Angst-Lernen, die er nach der Ausbildung noch haben muß. Nach ersten Berechnungen, die wir angestellt haben und die natürlich nur Überschlagsrechnungen sind, läßt das Mensch-Verbot nicht genügend Kapazität übrig. Das heißt, auf Kosten der Vorbeugung einer Situation, die niemals stattfinden wird, nämlich daß der Storo im Einsatz einem Menschen begegnet, wird seine Funktionssicherheit in tatsächlich auftretenden Situationen herabgesetzt.«
    »Was meinen Sie?« fragte der Professor den Parteisekretär.
    Sepp Könnecke dachte eine Weile nach, bevor er antwortete. »Ich meine«, sagte er dann, »den Menschen dort zu schützen, wo er gar nicht ist, ob nun auf dem Jupiter oder in einer vollautomatisierten Anlage –, das kann doch nur heißen, seine Interessen zu schützen, also nichts zuzulassen, dessen Folgen für den Menschen negativ sind: Also: Produktionssicherheit.«
    »Alles sehr überzeugend«, sagte der Professor, »alles sehr überzeugend.« Aber er sagte es in einem Ton, der erkennen ließ, daß er noch nicht überzeugt war. »Ich danke Ihnen jedenfalls, wir werden das gründlich prüfen. Sie werden wohl verstehen, daß man Grundsätze nicht ohne allseitige Untersuchung über den Haufen wirft. Sonst – aber ich will mich nicht wiederholen. Danke.«
    Während wir uns über die zukünftigen Arbeiten den Kopf zerbrachen, waren die gegenwärtig laufenden wieder an einen entscheidenden Punkt gekommen. Meist war es so, daß der erste Schritt in einer neuen Etappe der schwierigste und wichtigste war. War der einmal gefunden, so konnte man darauf aufbauen und die Fertigkeiten der Storos sehr schnell vervollkommnen.
    Etwa in vierzehn Tagen sollte nun mit der Ausbildung in den Grundfertigkeiten begonnen werden, und zwar auf vier Gebieten: Metall und Plast, Elektrik-Elektronik, Laborarbeiten und Prozeßsteuerung. Die wichtigste Voraussetzung – dafür war, daß die Storos lernten, aus dem Bild in den Raum zu übertragen, aus der zweidimensionalen Darstellung in die dreidimensionale Wirklichkeit. Denn der Unterricht würde mit Hilfe von speziellen Bildschirm-Lehrbüchern erteilt werden. Später im Einsatz mußten die Storos ja auch mit grafischen Darstellungen, Schaltbildern und dergleichen arbeiten können.
    Dieser Schritt war nicht mehr durch Anschauung allein, sondern nur noch durch Aktion zu erlernen. Das war weitaus schwieriger als alles Bisherige, und es war nicht vorauszusehen, wie lange es dauern würde.
    Wir besuchten aus diesem Anlaß wieder Caesar. Durch die Glasscheibe sahen wir im Versuchsraum außer dem Storo die übliche Mattscheibe und, etwas davon entfernt, ein Regal, das an der Wand hing. Seine zwei Fächer waren noch leer.
    Als wir kamen,

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