Die Insel der Roboter
zu.
»Natürlich«, sagte sie.
»Dann sind Sie sicher«, erklärte Horst Heilig, »denn der Gegner wird die Kuh nicht schlachten, die ihm die Milch liefert – Himmel, was hab’ ich denn jetzt gesagt!«
Zum erstenmal bemerkte ich, daß Dr. Krause auch Humor hatte. Sie lachte über Horst Heiligs Entgleisung, und wir lachten mit.
»Also gut, den ersten Besuch werden Sie frühestens in vierzehn Tagen bekommen, also beim übernächsten Wochenende. Den wissenschaftlichen Teil besprechen Sie mit Doktor Tischner. Ihre Verbindung wird überhaupt im wesentlichen über ihn laufen. Übrigens, wo und in welcher Art machen Sie Notizen, wenn Sie sich irgendeine Randerscheinung, ein Detail merken wollen, die Führung von Menschen betreffend?«
»Selten. Wenn, dann meist im Notizkalender, ich bin da konservativ, Anfangsbuchstaben des Namens und ein oder zwei Worte.«
»Gut, wir müssen einen neuen Notizkalender präparieren, aus dem alles Wichtige verschwindet, was jetzt schon drinsteht. Genosse Tischner wird das mit Ihnen durchgehen. Wichtig ist für uns folgendes: In der nächsten Woche muß die Notiz erscheinen: N. S. quatscht zuviel ’rum. Natürlich in dem Stil, der zu Ihnen paßt.«
»Damit wird Nora nicht gefährdet?« fragte sie.
»Im Gegenteil, damit wird sie für den Gegner uninteressant. Gefährdet würde sie, wenn wir ihren Kontakt nicht abbrechen würden.«
»In Ordnung«, sagte sie und packte ihre Pistole ein. Ich verabredete mit ihr Termin und Vorwand unseres nächsten Treffens. Wir verabschiedeten uns.
Sie zögerte noch etwas, blickte uns plötzlich voll an und sagte mit unerwartet warmer und ein wenig bebender Stimme: »Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen!«
Dann drehte sie sich um und ging sehr schnell weg.
»Da siehst du mal!« sagte Horst Heilig zu mir und hob die Augenbrauen.
»Ich sehe«, sagte ich selbstkritisch.
Wir schossen noch eine Weile. Mal lag Horst Heilig vorn, mal ich. An dieses lautlose Schießen mußte ich mich erst gewöhnen, ich hatte am Anfang immer das Gefühl, die Waffe habe versagt.
»Eins möchte ich übrigens noch von dir wissen«, sagte Horst Heilig nach einer Weile. »Kannst du schon genauer sagen, wo die kritische Stelle beim Storo liegt?«
»Nach dem jetzigen Stand – in der Abstimmung zwischen Auftrag und innerem Umweltmodell.« Ich erzählte ihm von dem Versuch.
»Ist das unser Geheimnis, oder kann auch der Gegner, sagen wir durch theoretische Ableitungen, darauf kommen?«
Ich zögerte mit der Antwort. »Ich glaube ja – daß er es könnte, meine ich. Aber ich müßte noch mal die Literatur durchforsten.«
»Tu das bitte. Und zur Beurteilung der Sachlage, was brauchte er da am dringendsten?«
»Die Metasprache.«
»Und wie könnte ein Mitglied dieser Delegation da herankommen?«
»An das Original nicht. Aber es würde schon genügen, wenn ihm ein Band mit Aufträgen in die Hand fällt. Und da wir die Storos bei der Arbeit vorführen müssen, wird es davon eine ganze Menge geben. Die arbeiten nämlich dann schon im Vierundzwanzigstundenrhythmus, alle vier Stunden ist Rapport und Auftragserteilung, also…«
Ich führte den Satz nicht zu Ende, sondern schoß.
»Mach dir mal Gedanken, was wir da vorbereiten. Und sieh zu, daß du auch dabei ins Schwarze triffst!«
Nora kam zu mir mit einer Idee.
»Man könnte die Sicherheit bei der Übereinstimmung Auftrag-Modell erhöhen, wenn man den Rapport-Auftrag-Austausch besser nutzen würde«, sagte sie. »Bisher ist es so geplant, daß der Storo, wenn er sich nach vier Stunden neu auflädt, Bericht erstattet an die Leitanlage und gegebenenfalls neue Aufträge empfängt. Wenn man nun unter Ausnutzung der Sollsatzlogik erreichen würde, daß er sofort auch den Auftrag am Modell abspielt und ihn sozusagen mit dem Leitgerät diskutiert?«
»Man könnte es das Rückfrage-Prinzip nennen«, schlug ich vor.
»Ja, das ist ein guter Name. Soll ich das mal für den Beirat vorbereiten?«
»Unbedingt!« sagte ich. »Und nun paß auf, etwas Neues. Bei eurem nächsten Café-Besuch mußt du dich ärgerlich über Doktor Krause äußern. Die olle Zicke – ich gebrauche nur deine Worte, entsinnst du dich? – die olle Zicke hat mich wieder angemeckert, dabei soll sie sich mal an die eigene Nase fassen, sie verstößt ja auch dauernd gegen alle Vorschriften und nimmt am Wochenende Material mit nach Hause. Klar?«
Nora hielt den Kopf gesenkt.
»Mach’ ich«, sagte sie leise.
Etwas an ihrem Ton ließ mich aufhorchen.
»Ist
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