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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Storo das, was beim Menschen Vernachlässigung unwesentlicher Faktoren war, nicht zugelassen werden.
    Und noch etwas trat zutage, das uns noch lange beschäftigen sollte. Es wurde der Vorschlag gemacht, den Versuch zu wiederholen, und zwar mit einer genaueren Aufgabenstellung: Die Hauptanzeiger sollten nicht innerhalb bestimmter Grenzen, sondern möglichst nahe am Mittelwert zwischen den bisherigen Grenzen gehalten werden.
    Wir wiederholten nicht den ganzen Versuch, sondern nur den Mittelteil, in dem die beiden Störungen auftraten, mit der neuen Zielstellung. Mit der ersten wurde Caesar genauso fertig wie beim erstenmal, aber bei der zweiten versagte er, schwankte hektisch zwischen dem Verhalten beim ersten Versuch und allerlei anderen Regulierungen, so daß wir schnell abschalten mußten. Sein Innenmodell reichte noch nicht aus, dieser Aufgabenstellung gerecht zu werden.
    Das war das erste Mal, daß uns die schwierige Dialektik zwischen Auftrag und Innenmodell deutlich vor Augen geführt wurde, die künftig einen entscheidenden Platz in der Theorie der Storos einnehmen sollte.

    Horst Heilig hatte schlechte Nachrichten aus Moskau mitgebracht. Dem Gegner war es tatsächlich gelungen, mit seinem massiven ideologisch-politischen Störfeuer in einigen antiimperialistischen Ländern gewisse Wirkungen zu erzielen. Der RGW hatte es deshalb für angebracht gehalten, uns eine Delegation zu schicken, darunter auch Leute aus jenen Ländern, damit sie sich durch Augenschein von der Zweckmäßigkeit der Storos überzeugen konnten.
    »Du kannst Gift drauf nehmen, daß sie da einen Mann aus ihrer Gruppe einschmuggeln!« sagte Horst Heilig ärgerlich.
    »Treffen wir eben die nötigen Vorsichtsmaßregeln!« sagte ich.
    Horst Heilig verdrehte die Augen. »Das läuft doch alles unter diplomatischem Protokoll, da kannst du doch nicht am Tor die Aktentaschen vorzeigen lassen! – Aber das soll uns jetzt noch nicht beschäftigen, jetzt sind erst mal andere Dinge nötig.«
    Ich begriff. »Wir müßten der Delegation Beweise vorlegen über die Arbeit des Gegners.«
    »Genau. Die wirklichen Pläne des Gegners, das Abzielen auf eine Katastrophe, das müßte klar werden. Wir müßten jemand aus dem Kern der Gruppe haben und ihn dazu bewegen, daß er aussagt. Den angeblichen Brasilianer. Ja, den werden wir uns kaufen. Ich meine, schnappen. Das hieße – übrigens, hat dir Werner schon erzählt, was unser Mann in Jena alles festgestellt hat?«
    Ja, das wußte ich schon. Nora und ihr Kubaner hatten einen Stammtisch in dem kleinen Café, das sie immer besuchten. Ein Kellner befestigte vorher ein Magnettongerät unter der Tischplatte. Der »Brasilianer« holte es später immer ab.
    »Das hieße«, entwickelte Horst Heilig seinen Gedanken weiter, »wir müßten zum Schein Nora und Manuel verhaften und kurze Zeit später den Brasilianer. Dazu den V-Mann, der den toten Briefkasten leert. Ist ja wieder eine diplomatische Kiste, hol’s der Teufel!«
    »Was – mit Manuel? Und wenn er einverstanden ist?«
    »Geht es trotzdem nicht ohne Abstimmung mit seiner Botschaft. Es kommt doch gerade darauf an, daß seine Scheinverhaftung echt aussieht und bekannt wird! Sonst entwerten wir den Kontakt Nora!«
    »Der ist dann sowieso zu Ende. Schneiden wir uns damit nicht ins eigene Fleisch?«
    »Wenn wir ihn nicht abbrechen, bricht der Gegner ihn ab. Er sagt sich doch, irgendwann müssen wir ja dahinterkommen, und daß wir in Vorbereitung auf die Delegation besonders aufmerksam sind, kann sich jedes Schulkind an den zehn Fingern abzählen. Aber vorher müssen wir über Nora noch einen neuen Kontakt anknüpfen, möglichst einen, der für den Gegner ergiebiger aussieht. Und der kann sich gleich dadurch als fruchtbar erweisen, daß er die bevorstehende Verhaftung von Nora ahnen läßt. Und das muß wieder zeitlich so abgestimmt sein, daß der Gegner die Information erhält, bevor wir zuschnappen, aber zu spät, daß er noch was dran ändern kann. Und wiederum rechtzeitig, daß wir den Knaben noch zur Aussage vor der Delegation bringen, ich meine, den Brasilianer. Und das alles muß in vier Wochen abgewickelt sein, da kommt nämlich die Delegation. Na, nun wirst du nicht mehr jammern, daß du immer bloß Beobachter spielen mußt.«
    »Ich jammere ja nicht!« betonte ich.
    »Aber du denkst, du hättest Grund dazu. Laß man, ich begreif dich ja. Aber du mußt verstehen, du bist unser Trumpf-As in der letzten Phase der Auseinandersetzung, ich werfe dich jetzt nur

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