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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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nicht erstaunte, dass er sie mied, tat es ihr in der Seele weh. Niedergeschlagen kehrte sie nach Hope Cottage zurück. In dieser Nacht hatte sie einige wichtige Entscheidungen getroffen, die sie mit Edna und Charlton besprechen wollte.
    Sie traf beide beim Frühstück an.
    »Ich kann nicht in Kingscote bleiben«, verkündete sie.
    »Wo willst du denn hin?«, fragte Edna besorgt.
    »Zurück nach Hobart Town. Ihr müsst das verstehen. Ich möchte die Gräber meiner Eltern und meines Bruders besuchen, damit ich einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen und an die Zukunft denken kann.«
    »Ich werde dich begleiten«, sagte Charlton und sah seine Frau an. »Sie kann nicht allein fahren.«
    »Natürlich nicht, du hast völlig Recht.«
    »Ich möchte so bald wie möglich abreisen, am liebsten noch heute.«
    »Gestern ist die Cygnet in der Bucht vor Anker gegangen. Ich gehe zum Hafen hinunter und erkundige mich, wann sie zum Festland zurückfährt. Packst du unterdessen schon mal meine Sachen, Edna?«
    Edna nickte. »Mach ich.«
    Als Charlton gegangen war, fragte sie: »Möchtest du vor deiner Abreise nicht mit Gabriel reden, Amelia?« Sie fand es auf traurige Weise ironisch, dass die vermeintliche Zuchthäuslerin, in die er sich verliebt hatte, sich als reiche Lady aus besten Kreisen entpuppte.
    »Wozu?« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich wüsste nicht, was ich ihm sagen könnte, um seinen Schmerz oder seine Enttäuschung zu lindern, Edna.«
    »Er muss das alles erst verkraften, Amelia. Wenn er in Ruhe darüber nachgedacht hat, wird er bestimmt mit dir reden wollen.« Sie wusste von Lance, dass Gabriel mitten in der Nacht heimgekommen war und das Haus in aller Frühe wieder verlassen hatte.
    »Ich war gerade drüben, aber er war schon fort. Um ehrlich zu sein, hätte ich auch gar nicht gewusst, was ich ihm sagen soll, aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ich muss erst einmal zu mir selbst finden, Edna.«
    Edna tätschelte ihr verständnisvoll die Hand. Das arme Kind hatte in den vergangenen Wochen mehr durchgemacht als mancher andere im ganzen Leben.
     
    Charlton und Amelia fuhren noch am selben Nachmittag mit der Cygnet nach Adelaide, wo sie übernachten wollten. Am nächsten Morgen würden sie nach Melbourne weiterreisen, wo sie abermals ein Schiff besteigen würden, das sie nach Hobart Town brachte. Amelia nahm sich vor, die lange Reise zu nutzen, um in sich zu gehen und ihr Gewissen zu erforschen. Nur so würde es ihr gelingen, all den Tragödien in ihrem Leben einen Sinn abzugewinnen, damit etwas Gutes daraus hervorginge.
     
     

Hobart Town
     
    Vom Hafen aus machten Amelia und Charlton sich unverzüglich auf den Weg zu Brian Huxwell, der in der Nähe von Constitution Dock ein Reihenhaus besaß. Eine Krankenschwester öffnete auf ihr Klopfen hin. Mr Huxwell empfange keine Besucher, teilte sie ihnen mit, doch Charlton und Amelia ließen sich nicht abwimmeln.
    »Uns empfängt er schon«, erklärte Amelia mit Bestimmtheit, drängte sich an der Frau vorbei und eilte durch den Flur. »Onkel Brian!«, rief sie. Die Krankenschwester, eine stämmige, resolute Person, lief ihr nach und rief zornig, Mr Huxwell sei krank und dürfe sich nicht aufregen.
    »Amelia?«, krächzte Brian mit schwächlicher, heiserer Stimme. »Bist du das?« Er konnte es nicht glauben und fürchtete, dass er wieder an Fieberfantasien litt.
    Amelia stieß die Tür zu seinem Schlafzimmer auf und eilte an sein Bett. Tränen liefen ihr übers Gesicht, als sie die Arme um seine dünnen Schultern schlang und so heftig schluchzte wie an dem Tag, an dem sie Abschied von ihm genommen hatte, um nach Kangaroo Island zu fahren.
    Sie erschrak, als sie sah, wie blass und ausgezehrt er war. Charlton drückte ihm die Hand. Auch er war bestürzt über Brians schlechte Verfassung. Der Anwalt war nur noch ein Schatten seiner selbst.
    »Amelia, warum wolltest du mich nicht sehen, als ich auf Kangaroo Island war?«, fragte er hustend.
    Amelia, die von Charlton erfahren hatte, was bei Brians Besuch geschehen war, wischte sich die Tränen ab. »Das war nicht ich, Onkel Brian«, erwiderte sie mit erstickter Stimme.
    Brian machte ein verwirrtes Gesicht.
    Charlton übernahm es, ihn aufzuklären. »Die junge Frau, die bei uns gewohnt hat, gab sich als Amelia aus, Mr Huxwell. Meine Frau und ich hatten Amelia seit vielen Jahren nicht gesehen, deshalb war es nicht schwer, uns hinters Licht zu führen.«
    Brian konnte es nicht fassen. »Aber … wie konnte so etwas

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