Die Insel der roten Mangroven
Boot und die Herren rudern …«
»Und wozu soll das gut sein?«, erkundigte sich Jefe. »Wohin rudert man?«
Deirdre lachte wieder. »Man könnte sagen, man rudert weg«, erklärte sie, »also, vom Strand, wo die Eltern und die Anstandsdamen sind, die ein Auge auf die Mädchen und ihre Tugend haben sollen.«
Jefe hatte inzwischen die Ruder ergriffen und trieb das Boot mit schnellen, sicheren Schlägen weit in die Bucht hinaus.
»Man kommt ein bisschen außer Sicht«, erzählte Deirdre weiter. »Und die ganz Verwegenen rudern vielleicht um eine Insel oder ein Schilfdickicht herum, und dann …«
»Was ist dann?« Jefe zog die Ruder ein und ließ das Boot treiben.
»Na ja, dann reden die beiden vertraut miteinander, undvielleicht … vielleicht erlaubt das Mädchen dem Mann sogar einen … einen Kuss …«
Jefe blickte verwirrt auf die junge Frau, die so unbefangen in seinem Boot lag und ein Spiel spielte, das er nicht verstand. Aber er wusste, worauf es hinauslief, und sie musste es auch wissen. Jefe beugte sich vor und küsste Deirdre. Er roch den Duft ihres Haares, spürte die Weichheit ihrer Lippen, kniete sich vor sie und nahm sie in seine Arme. Haltlos küsste er ihr Gesicht, ihren Ausschnitt, öffnete ihr Mieder. Die junge Frau machte keine Anstalten, sich zu wehren. Sie zog ihn mit einer Leidenschaft auf sich, die sie nie zuvor empfunden hatte.
»Ich will dich sehen!«, flüsterte sie und lachte, als er sich rasch von seiner Kleidung befreite.
Bewundernd blickte Deirdre auf seine tiefdunkle Haut und seine schwellenden Muskeln und stöhnte wohlig auf, als er ihr Reitkleid hochschob und stürmisch in sie eindrang.
Schließlich lagen sie schwer atmend nebeneinander auf den unbequemen Planken des Bootes. Aber keiner von ihnen schien das unangenehm zu finden, beide fieberten nur dem nächsten Höhepunkt entgegen. Deirdre begann, Jefe erneut zu erregen, kaum dass er zu Atem gekommen war, dieses Mal war es ihr schlanker, biegsamer Körper, der mit dem seinen spielte. Sie ließ ihr Haar, das sich längst gelöst hatte, über ihn fallen, reizte ihn, indem sie eine Strähne zwischen die Finger nahm und damit das Spiel von Licht und Schatten auf seiner Haut nachzog. Sie setzte sich auf ihn, liebkoste ihn mit ihren Lippen, ihren Händen, schmiegte sich an seinen festen, harten Körper, wand ihr Haar um sein Geschlecht, das die Fessel dann aber nur zu leicht sprengte.
Es war wie ein Rausch, dem beide verfielen und der erst langsam abebbte, als die Sonne bereits hoch am Himmel stand. Was blieb, waren Benommenheit, Befriedigung – und prickelnde Vorfreude auf ihre nächste Begegnung. Da war keinschales Gefühl, kein Empfinden von Schuld. Es war, als hätte dies zwischen ihnen geschehen müssen, als wäre es wie eine Naturgewalt über sie gekommen. Deirdre schaute bedauernd auf ihren Ehering.
»Den hätte ich abnehmen sollen«, sagte sie versonnen. »Beim nächsten Mal werde ich ihn abnehmen.«
Jefe zog seine zerrissene Kleidung wieder an und bemühte sich, wenigstens halbwegs bekleidet zu wirken. Er würde gleich in den Ort gehen müssen, um sich neue passende Hosen und Hemden zu besorgen. Deirdre kämpfte mit ihrem Haar und ihrem Reitkleid. Es war nicht einfach, sich auf dem schwankenden Boot anzuziehen. Jefe knöpfte ihr das Kleid schließlich zu und hätte sich dabei fast erneut dazu hinreißen lassen, ihr noch einmal heraus- statt hineinzuhelfen.
»Das war schön«, sagte sie schließlich, als das Boot am Strand der Bucht anlandete, die noch genauso verträumt und vergessen in der Sonne lag wie zuvor.
Für Deirdre würde sie nun jedoch immer etwas Besonderes haben. Es war, als läge ein goldener Schimmer über den Mangroven, den Palmen und dem Sand.
»Aber warum musste ich vorher rudern?«, fragte Jefe grinsend.
KAPITEL 10
B onnies Zustand besserte sich, doch sie hatte nach wie vor nur gelegentlich halb wache Momente, die Victor oder Amali nutzten, um ihr Wasser, Medizin oder Suppe einzuflößen. Bonnie schluckte brav, verlor sich dann aber gleich wieder in die Bewusstlosigkeit. Manchmal glaubte sie, dass Jefe bei ihr war und ihre Hand hielt, doch sie konnte ihn nicht festhalten, es war wohl nur ein Traum.
Erst am dritten Tag, nachdem Jefe mit ihr an die Tür der Dufresnes geklopft hatte, öffnete Bonnie die Augen und konnte sich erstmals wieder richtig orientieren – zumindest versuchte sie es. Der Raum, in dem sie sich befand, erschien ihr jedoch zu elegant und ihr Bett zu weich, um real zu
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