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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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ließ – all das hatte für Jefe nicht den geringsten Reiz. Wenn Deirdre sich ein Zusammenleben mit ihm ausmalte, so beschränkte sich das denn auch nur auf gemeinsames Einschlafen und Aufwachen, verbunden mit ausgiebiger körperlicher Liebe. Ob dies jedoch all die Opfer wert wäre, die beide dafür bringen müssten? Bonnie, Victor … Bei Deirdre zusätzlich die Enttäuschung ihrer Eltern, die Ablehnung der Gesellschaft … Was würde man von einer vermeintlich Weißen halten, die mit ihrem Reitknecht davonlief?
    Nein, nach Ansicht von Deirdre konnte alles so bleiben, wie es war, und Victors Pläne für Bonnie und den großen Schwarzen fand sie mehr als erwägenswert. In den nächsten Stunden überzeugte sie denn auch ihn davon, zumindest nicht gleich kategorisch Nein zu sagen.
    Dann jedoch geschahen zwei Dinge, die das Geschehen vorantrieben und Jefe dazu zwangen, sich schnell zu entscheiden.
    »Dann die kleine Bonnie kriegt nun tatsächlich ihren Großen?«, fragte die Köchin.
    Sie saß mit Amali und Nafia in der Küche, und ausnahmsweise herrschte einmal eine sehr gelöste Stimmung unter den Dienstboten. Was Amali darauf zurückführte, dass Victor und Deirdre Sabina an diesem Abend auf das Gründlichste geschmeichelt hatten. Die Herrschaft hatte zu einer kleinen Abendgesellschaft eingeladen – den Reverend und seine Schwester, einen Lehrer und seine Gattin, eben die Leute, mit denen man als Arzt in einer Kleinstadt Umgang pflegte. An sich hätte dabei niemand etwas besonders Kulinarisches erwartet, doch Sabina hatte sich bei der Zubereitung des Menüs selbst übertroffen und schimpfte nicht mal über zu viel Arbeit. Inzwischen hatte sie ja auch Hilfe genug. Amali bediente gekonnt am Tisch und sah dabei sehr adrett aus in ihrer Dienstbotenuniform. Nafia hatte in der Küche geholfen und sich dabei sehr geschickt angestellt, und auch Bonnie hatte sich nützlich gemacht. Seit einigen Tagen war die junge Frau endlich wieder ganz auf den Beinen, sie hatte sechs Wochen gebraucht, um sich von ihrer Verletzung zu erholen. Nachdem die Gäste gegangen waren, hatte sie sich nun allerdings erschöpft zurückgezogen, während sich Amali und Sabina den übrig gebliebenen Wein schmecken ließen. Nafia leckte die Schüsseln aus, kommentierte mitunter altklug den Klatsch der Frauen oder übersetzte für ihre Schwester. Sie tat sich nicht so schwer mit der neuen Sprache wie Amali.
    Sabinas Bemerkung zu Bonnie und Jefe verstand Amali allerdings gut und konnte auch selbst antworten. »Bonnie es hofft jedenfalls«, schränkte sie ein. »Und der Doktor. Er hat gefunden einen … Laden für sie, ganz nah bei Ausschank, wo jetzt arbeitet Lennie, am Rand von Hafenviertel. Das ehrbar, wenn sie nicht betrügen Kunden. Oder Kundinnen. Bonnie will verkaufen Schmuck und Kleider wie pacotilleurs . Die könnten beziehen ihre Waren auch von ihr oder verkaufen etwas für sie auf Plantagen. Der Doktor meint, er sie nimmt gern mal mit über Land. Mit ihm zusammen sie darf sicher auch auf Plantagen, die sonst zulassen keine pacotilleurs .«
    Sabina nickte. Besonders Letzteres konnte ein einträgliches Geschäft werden. Sowohl die Köchin als auch Amali waren gute Kunden in Läden, die irgendwelchen Tand zur Verschönerung feilboten, und gerade die Sklaven auf den Plantagen liebten die bunten Kleinigkeiten, die etwas Farbe in ihr sonst ziemlich ödes Leben brachten. Seit Macandals Leute aber unter den Pflanzern wüteten, waren mehr und mehr Sklavenhalter Jacques Dufresnes Beispiel gefolgt und hatten die Händler von ihren Plantagen verbannt. Wenn der Doktor Bonnie jetzt wieder einführte, würde sie bestimmt recht gut verdienen. Und große Investitionen erforderte ein solches Geschäft auch nicht. Bonnie und ihr Freund würden mit dem Geld auskommen, das sie auf der Mermaid »verdient« hatten.
    »Aber wenn du fragst mich … ich kann’s noch nicht glauben«, fügte Amali ihren vorherigen Ausführungen hinzu. »Der Große …«
    Dann wurde sie jedoch von Nafia unterbrochen. »Mais est-ce que le Grand peut se marier avec Bonnie si il embrasse la Missis?« Die Kleine erkundigte sich interessiert und offenbar ohne Arg.
    »Was?«, fragte Amali. Sie glaubte, sich verhört zu haben. »Du willst wissen, ob der Große Bonnie heiraten kann, wenn er doch die Missis küsst?« Fragend blickte sie auf Sabina.
    »Er die Madame küsst?«, wiederholte die Köchin nicht minder verwirrt. »Woher du weißt das?«
    »Ich hab sie gesehen«, erwiderte Nafia

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