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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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der nach der Flasche griff.
    Sanchez nahm sie ihm umgehend wieder weg. »Nichts da, Pitch. Den Jungen verleiten wir jetzt nicht zum Saufen, der hat Wichtigeres vor.« Er wiederholte Jefes Geste. »Muss ja auch Abschied feiern mit seinem Mädchen …« Nun war es der Mulatte, der sich vor Deirdre verneigte. »Nichts für ungut, Mademoiselle, dass wir Ihren Zukünftigen aufgehalten haben. Aber der Tag ist ja noch lang … Viel Spaß, Caesar, man sieht sich dann!«
    Er winkte Jefe und Deirdre launig zu, schob das Boot insWasser und spedierte seinen nicht so begeisterten Freund Pitch hinein. Mit kräftigen Ruderschlägen entfernten sich die Männer.
    Deirdre wusste, dass sie mit ihrem Caesar reden musste. Über Amalis Drohungen, die Piraten, Bonnie … Doch sie konnte nicht anders, als ihm zunächst einfach in die Arme zu fallen. Sobald das Ruderboot außer Sicht war, liebten sie sich, wie sie es noch nie getan hatten, seit sie sich das erste Mal begegnet waren. Jefe trieb Deirdres Leidenschaft zu ganz neuen Höhen. Er nahm sie mit der Wildheit und dem Hunger, den ein Pirat nach sechs enthaltsamen Wochen auf See verspüren mochte. Am Ende waren sie mit Sand bedeckt und rannten zum Wasser, um sich abzuspülen – küssten sich gleich darauf erneut und liebten sich ein weiteres Mal, nachdem sie das Salz auf der Haut des anderen geschmeckt hatten. Für Deirdre verschmolzen Meer und Himmel zu einem Blau. Für kurze Zeit vergaß sie alles um sich herum, sie meinte sich aufzulösen und mit ihrem Geliebten, der seinerseits Teil von Wind und Wasser, dem Grün des Waldes und dem Gold des Strandes wurde, eins zu werden.
    »Du wirst doch nicht wirklich gehen? Du wirst mich nicht wirklich verlassen?«, fragte Deirdre schließlich mit klopfendem Herzen.
    Jefe lag neben ihr, auf den Ellenbogen gestützt, und verschlang ihren nackten Körper mit Blicken, als wollte er sich ihn für immer einprägen.
    »Von Wollen, Liebste, kann da keine Rede sein«, versicherte er ihr. »Aber schau, das ist doch eine Fügung, dass deine Zofe uns gerade ertappt hat, und jetzt kommt die Mermaid zurück. Natürlich würde ich gern bei dir bleiben, und noch lieber würde ich dich mitnehmen. Doch ich fürchte, du gehst nicht als Schiffsjunge durch. Ich hätte auch Angst um dich, Deirdre … ich könnte nie …«
    Deirdre dachte vage an Bonnie. Um die schien er sich nichtgefürchtet zu haben, als er sie mit auf das Schiff der Piraten genommen hatte.
    »Es ist sicher nicht für lange!« Jefe sprach eifrig weiter. »Gib mir ein Jahr, allerhöchstens zwei … ach was, gib mir sechs Monate! Dann bin ich wieder da, mit ausreichend Geld, um dich zu holen. Ich vergess dich nicht, Deirdre, wie könnte ich dich vergessen?«
    Deirdre antwortete nicht. Natürlich würde er sie nicht vergessen, ebenso wenig wie sie ihn. Was das anging, vertraute sie felsenfest ihrer gegenseitigen Anziehung. Sie hielt etwas Besonderes zusammen, ein Band, das sich dehnte, jedoch niemals reißen würde. Keiner von ihnen konnte das leugnen. Aber auf See konnte ihm so viel passieren, er konnte umkommen, seine Gliedmaßen verlieren wie dieser Pitch … Deirdre schauderte allein bei dem Gedanken, seinen vollkommenen Körper zerschlagen oder verunstaltet sehen zu müssen.
    »Und Bonnie?«, versuchte sie es schließlich noch einmal. »Du hast Victor gehört, sie kann dieses Leben auf Dauer nicht aushalten. Willst du sie trotzdem mitnehmen? Willst du nicht mit ihr hierbleiben? Der Laden …«
    Jefe machte eine wegwerfende Handbewegung. »Bonnie hat ihr Leben, und wir haben unseres«, erwiderte er ungehalten. »Sie muss selbst entscheiden, ob sie mitgeht oder ob sie bleibt. Der liebe, gute Doktor bietet ihr doch bestimmt eine Stelle als Sklavin in seinem Haus an.« Er verzog das Gesicht.
    Deirdre verzichtete darauf, ihm vorzuhalten, dass es im Hause Dufresne keine Sklaven gab. »Wie kannst du von ›unserem Leben‹ reden und fortgehen?«, fragte sie stattdessen, jetzt völlig verzweifelt. Je länger sie daran dachte, was ihn auf der Mermaid erwarten konnte, desto mehr wuchs ihre Angst. Vielleicht war es ja sogar mehr als Angst? Vielleicht war es eine Ahnung? Sie hatte das Gefühl, ihn unbedingt schützen zu müssen. Selbst wenn das bedeutete, ihr behagliches Leben aufzugeben. Es warwie immer nach der Liebe mit dem großen Schwarzen, wie immer, wenn Victors Ehering nicht an ihrer Hand steckte, sondern sorglich verwahrt in einer Tasche ihres abgelegten Kleides. In diesen Stunden wollte

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