Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
wehrte sich heftig. Sie wollte zu ihrem Mann, aber dem war nicht mehr zu helfen. Die Männer Dufresnes hatten ihn inzwischen erreicht und hielten ihn fest. Er lamentierte laut, setzte sich jedoch nicht zur Wehr. Wie sollte er auch? Für einen Kampf war er längst zu betrunken.
    »Wir hier weg!« Der Maroon, der eben noch hinter den Trommeln gehockt hatte, war zu Jefe gerannt und versteckte sich jetzt neben ihm und Sima hinter dem Holzstoß. »Sie nicht passen auf. Wir fliehen … Oder können helfen Macandal?«
    Jefe schüttelte den Kopf und machte sich bereit für einen Spurt. »Sicher nicht – und schon gar nicht, solange er in diesem Zustand ist. Wenn sie ihn irgendwo einsperren … man wird sehen. Renn, Sima, da hinter dem Stall finden wir Deckung. Und dann können wir uns wegschleichen. Solange noch keiner kontrolliert.«
    Dufresne und seine Männer kosteten ihren Triumph aus. Unter Hochrufen sämtlicher Gäste – auch die Frauen wagten sich jetzt zumindest an die Fenster des Festsaales – führten sie Macandal ab. Die Sklaven starrten derweil wie hypnotisiert auf das abrupte Ende einer Legende. Niemand achtete auf ein paar Schwarze, die sich im Schatten der Wirtschaftsgebäude durch den dunklen Garten entfernten. Jefe zerrte Simaloi hinter sich her, die anderen die sichtlich unwillige Mireille.
    Schließlich sammelten sich Macandals Gefolgsleute demoralisiert und geschlagen vor dem Schuppen zwischen Nouveau Brissac und Roche aux Brumes. Mireille schluchzte, selbst Simaloi schien kurz davor, mit den Regeln ihres Stammes zu brechen und den Tränen freien Lauf zu lassen. Wobei sie nicht gewusst hätte, ob sie eher um den Geist oder um ihr Kind weinte.
    Jefe ließ den Blick über die Gruppe gleiten. Die Männer starrten teilnahmslos vor sich hin, immerhin waren sie vollzählig und niemand war verletzt.
    »Hört zu!« Jefe raffte sich auf. Er fühlte sich nicht wirklich danach, die Führung zu übernehmen, doch außer ihm würde es niemand tun. Die anderen wirkten noch zu schockiert darüber, dass die Weißen nicht von einem Blitz erschlagen worden waren, als sie Hand an Macandal gelegt hatten. »Wir können nicht hierbleiben und unsere Wunden lecken. Wir müssen Mayombe und Teysselo erreichen. Und die müssen allen Verschwörern auf den Plantagen Nachricht geben – sie dürfen morgen kein Gift einsetzen! Und erst recht keine Gendarmerien angreifen. Wir ziehen uns vorerst zurück, wir verhalten uns ruhig.«
    »Aber wir müssen François retten!«, flehte Mireille. »Ihr könnt ihn doch nicht den Weißen überlassen! Ohne ihn …«
    »Ohne ihn sind wir verloren«, erklärte einer der Hauptleute resigniert.
    Jefe wollte ihm wütend entgegenschleudern, dass man keinen Messias brauchte, um eine Rebellion durchzuführen, und dass es ohne betrunkene Geister vielleicht sogar noch besser ginge. Das wäre im Moment jedoch nicht hilfreich gewesen.
    »Wir müssen jetzt erst einmal herausfinden, wo sie ihn hinbringen«, begütigte er. »Und dann werden wir ihn befreien! Noch ist nichts verloren, Leute. Verliert nur nicht den Mut!«
    Entschlossen blickte er von einem zum anderen. Mireille schniefte ein wenig getröstet, die Männer schienen wieder etwas Lebensenergie zu zeigen.
    Simaloi nickte. »Ashanti große Krieger!«, erklärte sie vertrauensvoll. »Erst befreien Geist, dann holen meine Kind!«
    Jefe widersprach nicht. Wenigstens schien sie ihm wegen Deirdre nicht mehr zu zürnen und auch nicht wegen des verhinderten Giftanschlags. Im Moment hatten sie auch wirklich größere Sorgen.
    Jefes Stimmung besserte sich, als er Macandals Leuten jetzt in Richtung Cap-Français vorausging. Natürlich würde es nicht einfach sein, den Geist zu befreien und seine Pläne doch noch zu verwirklichen, aber immerhin würde ihm Simaloi niemand mehr streitig machen.
    Und irgendetwas in seinem Herzen dankte außerdem den Göttern dafür, dass Deirdre, Dede, seine erste Liebe und seine Schwester, in dieser Nacht nicht sterben würde.

KAPITEL 8
    N ora Fortnam hatte keinen Schlaf mehr gefunden, nachdem ihr zugetragen worden war, wie das Urteil lautete, das ein schnell zusammengerufenes Gericht gegen Macandal verhängt hatte. Der Rebellenführer sollte am 20. Januar auf dem Platz vor dem Gouverneurspalast bei lebendigem Leib verbrannt werden.
    »Es ist widerlich«, stimmte Doug seiner Frau zu. »Und sie werden ein riesiges Ereignis daraus machen. Aus allen Teilen der Kolonie werden Sklaven hergebracht, damit die Leute sich selbst

Weitere Kostenlose Bücher