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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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befehlsgewohnte Stimme von Jacques Dufresne brachte alle Gesprächeder Schwarzen zum Schweigen. »Wenn einer auch nur den Versuch macht zu kämpfen …«
    »Bewahrt alle die Ruhe!« Eine besonnenere, klare Stimme mit englischem Akzent mischte sich ein. Bonnie erkannte, Jefe erahnte die Stimme Doug Fortnams. »Habt keine Angst! Niemandem geschieht etwas. Alle Dufresne-Leute sind sicher. Wir kontrollieren nur die Besucher. Es heißt, es hätten sich Aufrührer eingeschlichen. Bleibt alle, wo ihr seid, setzt euch und hebt die Hände. Wer sich nicht bewegt, hat nichts zu befürchten …«
    Das Treiben auf dem Festplatz erstarrte. Die meisten Sklaven ließen sich gehorsam auf dem Boden nieder und hoben die Arme. Nafia, Bonnie und die Kleinen versteckten sich hinter Leons breitem Rücken. Jefe zog Simaloi blitzschnell in den Schatten eines Holzstoßes. Er schaute nach den Sprechern aus und entdeckte sie gleich. Vom Haus aus bewegte sich ein Trupp mit Säbeln und Musketen bewaffneter Ballgäste auf das Festgelände der Sklaven zu, an ihrer Spitze der Hausherr Jacques Dufresne. Dougs Stimme war von weiter oben gekommen. Jefe erkannte, dass er zu Pferde saß, ebenso wie drei oder vier weitere Männer, unter anderem der Doktor. Sie ritten ohne Sättel – wahrscheinlich hatten sie sich durch einen Hinterausgang zu den Ställen geschlichen und den Pferden, unbemerkt von den Stallburschen, nur rasch Zaumzeug übergeworfen.
    Jetzt patrouillierten sie rund um das Gelände. Gänzlich absperren konnten diese wenigen Reiter den Stallbereich und das Sklavenquartier jedoch nicht. Jefe spähte nach Fluchtmöglichkeiten aus – und sah den Maroon, der ihn zu Macandal gerufen hatte, ganz in der Nähe hinter den voluminösen Trommeln von Leons Musikgruppe. Im Schatten der Gebäude konnten sie sicher verschwinden. Sie mussten nur Macandal holen und …
    »Kommt nur! Hierher!« Die Stimme war nicht minder laut und selbstsicher als die der Weißen, klang aber deutlich nachübermäßigem Alkoholgenuss. Sie ließ Jefe das Blut in den Adern gefrieren. »Ihr ssssucht doch mich!«
    Macandal, der Geist von Hispaniola, erhob sich von seinem Sitz bei den Feuern. Er schwankte ein bisschen – und er lachte trunken. »Aba … aba … mich kriegt ihr nicht! Ich bin … ich bin … der … Messias … der … der sweite Mes… Messias … ich bin unsterblich …«
    »Nicht mal der Erste war unsterblich«, murmelte Jefe.
    Verzweifelt duckte er sich noch tiefer hinter den Holzstoß, während die Weißen jetzt auf den betrunkenen Rebellenführer zustrebten. Simaloi tat es ihm nach.
    »Unn unn d… die L… Leute hier w… werden sich alle er…heben unn … unn kämpfen für ihr… ihren Gott …«
    Der Maroon, der hinter den Trommeln hockte, warf Jefe einen hoffnungsvollen Blick zu. Das wäre eine Möglichkeit … Wenn die Sklaven sich jetzt wirklich bewaffneten, und sei es mit Holzscheiten und Küchenmessern, wenn sie entschlossen vorgingen … Auf der Plantage befanden sich an diesem Abend sicher fünf- bis sechshundert Sklaven, die meisten davon kräftige Männer, und auch die Frauen gewöhnt an schwere Arbeit. Sie müssten mit den vielleicht hundertfünfzig männlichen Ballgästen fertig werden – selbst wenn einige von ihnen bewaffnet waren. Die Rebellen verfügten auch noch über Musketen. Allerdings alle bei Macandal …
    »Nu … nu macht schon! Schlagt sie tot, die … die weißen Teufel!« Macandal brüllte trunken in die Runde und besprengte seine umstehenden Saufkumpane mit Rum, wie er es sonst mit dem magischen Sud der Voodoo-Zeremonien tat. »Hispaniola den Schwarzen! Freiheit für … für all…« Seine Stimme erstarb abrupt, als einer der Reiter auf ihn zustürmte und ihn niederschlug.
    Jefe hielt den Atem an. Die Schwarzen mussten sich jetzt erheben. Jefe überlegte, ob er aufspringen und den Kampfrufaufnehmen sollte, doch ein Blick auf die eingeschüchterten, verängstigten Menschen auf dem Festplatz ließ ihn innehalten. Die Sklaven der Dufresnes und ihrer Gäste würden nicht kämpfen. Man konnte sie vielleicht dazu bewegen, ihren Herren Gift ins Essen zu mischen. Die Vorstellung, sich blindlings auf ihre bewaffneten Mèz und Aufseher zu stürzen machte, ihnen jedoch zu viel Angst. Macandal hatte keine Chance …
    Jefe sah, wie Macandal im flackernden Licht des Feuers versuchte, wieder auf die Beine zu kommen – und wie einer der Maroons Mireille in den Schatten eines Stallgebäudes zerrte. Macandals Frau

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