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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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freches Mundwerk hast du auch. Was sagte Sanchez da vorhin von aufmüpfigen Niggern? Na gut, dann also ein großer Name von einem großen Nigger: Black Caesar.«
    In Jefes Gesicht ging ein Leuchten auf. »Caesar war der Leutnant auf der Queen Anne’s Revenge , nicht?«
    Seegall nickte, er wirkte fast etwas wehmütig. »Auf Captain Blackbeards Schiff«, bestätigte er. »Ich hab unter ihm gedient, Junge. Ein Riese, unglaublich stark, aber auch ein kluger Kopf. Lief allerdings ständig barfuß.« Er grinste jetzt wieder. »Also, Little Black Caesar … setzt du deinen neuen Namen unter den Kodex?«
    Jefe leistete ernsthaft seinen Schwur auf die Pistolen und bestätigte mit einer schwungvollen Unterschrift, dass er das Gesetz der Mermaid achten würde.
    »Und du?«, wandte der Captain sich dann an Bonnie. »Du heißt nicht Jeffrey?«
    Bonnie schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin …« Sie hatte eigentlich Billie sagen wollen, dann fiel ihr jedoch ein, dass sie den Namen nicht schreiben konnte. Also brauchte sie einen anderen … »Ich schwöre!«, sagte Bonnie mit fester Stimme, und dann malte sie den Namen BOBBIE säuberlich unter das Dokument.
    Sie würde nie wieder ein Sklave sein. Sie würde ein wunderbares Leben haben.

EINE GRÖSSERE LIEBE
    Das Karibische Meer
    Jamaika – Cascarilla Gardens
    Saint-Domingue – Cap-Français, Nouveau Brissac
    Spätsommer 1753 bis Herbst 1755

KAPITEL 1
    B obbie« und »Little Black Caesar« erlebten ihre Feuertaufe schon zwei Tage, nachdem sie auf der Mermaid angeheuert hatten.
    Das blitzschnelle Piratenschiff, dessen Navigator sich als Meister seines Faches erwies, holte die englischen Galeonen auf offener See ein – und es war Bonnie, die ihre Segel als Erste am Horizont erkannte.
    »Du siehst was, Kleiner?«
    Sanchez, der das jüngste Besatzungsmitglied kurzerhand zum Schiffsjungen ernannt hatte und diesen jetzt mit allen Aufgaben an Deck vertraut machte, staunte. Bonnie hatte gerade erstmalig und mit klopfendem Herzen den Ausguck ganz oben im Schiff erklettert und ihre Entdeckung gleich gemeldet.
    »Also, ich erkenn nur Sonne und Meer. Eins spiegelt sich im anderen, mir tun regelrecht die Augen weh. Wie kannst du da Segel sehen? Bist du sicher?«
    »Ganz sicher!«, rief Bonnie hinunter. Auf ihre Augen hatte sie sich immer verlassen können. »Es sind zwei große Schiffe mit je drei Segeln. Soll ich runterkommen?«
    Sanchez schüttelte den Kopf. »Nee, bleib da, kannst gleich die Flagge setzen. Caesar?«, brüllte er nun Jefe an, der gerade das Deck schrubbte. Der junge Mann war nicht begeistert von dieser Aufgabe, zumal Bonnie in der Takelage herumklettern durfte und sich jetzt auch noch auszuzeichnen schien. »Die Schiffe waren englisch? Da irrst du dich nicht?«
    »Natürlich nicht!«, rief Jefe zurück. »Der Skipper hat mich in fließendem Englisch um den halben Lohn für die Buchführung betrogen. Würd mich wundern, wenn der Spanier wär …«
    »Du hörst es, Bobbie!«, gab Sanchez weiter. »Die englische Flagge. Im Ausguck ist ein Korb …«
    Bonnie wusste nicht recht, was von ihr erwartet wurde, aber den Korb fand sie sofort – und darin zu ihrer Verwunderung die ordentlich gefalteten Flaggen aller bekannten Seefahrernationen. Sie suchte die englische heraus und erhielt dann auch schon Hilfe. Einer der jüngeren Piraten war ihr behände hinterhergeklettert und zeigte ihr den Mast, an dem die Flagge gehisst werden sollte.
    »Wir … segeln unter falscher Flagge?«, erkundigte sich Bonnie unsicher.
    Der junge Mann lachte. »Unter wechselnder Flagge. Denk mal nach, Bobbie! Wenn wir uns einem anderen Schiff nähern, schaut die Besatzung als Erstes nach unserer Flagge aus. Und wenn wir dann die gleiche führen wie sie, sind sie beruhigt. Sie lassen uns brav näher kommen, und erst wenn wir auf Schussweite dran sind und die Kanonen geladen … dann setzen wir die hier!«
    Er zog eine weitere Flagge aus dem Korb: die Totenkopfflagge der Piraten.
    Bonnie staunte und ließ sich dann in die Kunst des fachgerechten Aufziehens einer Flagge einweisen. Anscheinend gehörte auch das in Zukunft zu ihren Pflichten. Zum Glück war es nicht schwierig, sofern man schwindelfrei war. Aber Bonnie hatte kein Problem mit großen Höhen. Wenn sie es sich recht überlegte, hatte sie sich zwar immer für ängstlich gehalten, doch eigentlich nie wirklich vor etwas gefürchtet – außer vor ihrem Backra.
    Als die Flagge schließlich stolz im Wind wehte, wusste Bonnie nicht recht,

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