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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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mit Schriften vollgestopftes Regal, hauptsächlich Seekarten. Aber nun zog er ein in Leder gebundenes Schriftstück heraus. Er ging Bonnie und Jefe voraus in einen Raum, der wohl zum Essenfassen diente. Um einen Tisch herum standen ein paar Stühle. Bonnie erkannte, dass der Raum genauso verdreckt war wie das Haus ihres Backras. Auf Ordnung und Sauberkeit hielt hier sicher keiner, und sie hätte zu gern etwas daran geändert. Doch dann wurde ihr klar, dass dies nicht ratsam war. Wenn sie als Mann unter Männern leben wollte, musste sie lernen, ihre Eigenheiten zu akzeptieren.
    Der Captain wischte kurz mit dem Ärmel über die Tischplatte, bevor er seine Ledermappe ablegte. »Unser Verhaltenskodex«, erklärte er und schlug das Heft auf. »Da sind die Regeln, die es auf diesem Schiff zu befolgen gilt, schriftlich niedergelegt. Ich nehme nicht an, dass ihr lesen könnt?«
    »Nur ein bisschen«, murmelte Bonnie. »Aber Jefe kann es richtig.«
    Sie wies auf ihren Freund, der über ihre Eröffnung gar nicht so glücklich zu sein schien. Wahrscheinlich nahm er an, dass auf einem Piratenschiff andere Fertigkeiten gefragter waren als Lesen und Schreiben.
    Der Kapitän sah auf. »Wirklich, Junge? Na, vielleicht bist duja doch zu was nutze. Aber es dauert zu lange, wenn du dir das jetzt erst durchliest. Ich sag euch einfach, was ihr wissen müsst.«
    Bonnie erleichterte das, und auch Jefe war ganz froh, sich nicht in den Text vertiefen zu müssen. Die Schrift war schon fast verblasst, wohl mit minderwertiger Tinte geschrieben, und schon in den ersten zwei Sätzen erkannte er Rechtschreibfehler.
    »Wenn ihr auf der Mermaid mitsegeln wollt, unterwerft ihr euch den Befehlen des Captains, des Quartiermeisters und des Segelmeisters. Letzterem, weil er es besser weiß, den ersten, weil ihr sie gewählt habt. Wenn es euch nicht passt, was Mr. Sanchez und ich befehlen, müsst ihr Verbündete finden, um uns abzuwählen. Solange wird nicht widersprochen, verstanden?«
    Jefe und Bonnie nickten.
    »Ansonsten sind die Regeln einfach: An Bord wird nicht geraucht, nicht gespielt, keine Frauen, kein Schnaps, keine Prügeleien. Wenn ihr Meinungsverschiedenheiten mit anderen Männern habt, tragt ihr das Mr. Sanchez vor, der wird Recht sprechen. Verstöße gegen diese Ordnung werden geahndet, gewöhnlich vom Quartiermeister. Wenn’s aber um Leben und Tod geht, verhandeln wir es vor der ganzen Mannschaft. Auch dann wird abgestimmt.« Er ließ die Blicke über die beiden aufmerksam lauschenden Neulinge schweifen, wohl um sich zu vergewissern, dass sie alles verstanden hatten. »Sofern wir Schiffe aufbringen, wird die Prise gerecht verteilt«, fuhr er schließlich fort. »Ein Anteil für jeden Mann, eindreiviertel für mich, eineinhalb für Mr. Sanchez, eineinviertel für den Zimmermann, den Ersten Kanonier und den Bootsmann. Für schwere Verletzungen im Kampf gewähren wir Ausgleichszahlungen, also wenn ihr einen Arm oder ein Bein verliert oder ein Auge. Die genauen Summen stehen hier drin, halte ich euch jetzt aber nicht vor, ich will euch ja keine Angst machen. Alles mitgekriegt und keine Einwände?« Er grinste, als beide eifrig nickten. »Dann schwört auf die zwei Pistolen hier …« Der Kapitän legte feierlich zweilange, mit Silbereinlagen verzierte Waffen über Kreuz vor sich auf den Tisch. »Wie heißt ihr überhaupt?«, fragte er und sah Jefe an, der schon die Schwurhand auf die Pistolen legen wollte.
    »Jefe … Jeffrey, Sir …«, sagte Jefe wichtig. Eigentlich war er stolz auf seinen afrikanischen Namen, auf »Jeffrey« war jedoch sein Freibrief ausgestellt, den er jetzt aus der Tasche zog. »Ich bin kein Sklave, Sir.«
    Der Kapitän schnaubte. »Hier gibt’s keine Sklaven«, bemerkte er. »Das kannst du wieder einstecken. Aber Jeffrey kannst du nicht heißen. Jeffrey heißt hier nur einer, und das ist Jeffrey Seegall.« Er schlug sich auf die Brust. »Also, wie nennen wir dich?«
    Jefe verzog den Mund. Bonnie wunderte sich, dass er nicht protestierte, der Kapitän schüchterte wohl selbst ihn ein.
    »Weiß ich nicht, Captain«, sagte er jetzt. »Suchen Sie einen Namen aus. Einen … einen Piratennamen … so was wie ›Blackbeard‹.«
    Seegall lachte schallend. »Der Bart muss dir aber erst mal wachsen!«, neckte er seinen neuen Mann. »Nee, nee, Junge, die Schuhe passen dir nicht.«
    Jefe fuhr auf. »Ich hab große Füße, Sir!«, erklärte er. »Ich bin der Sohn eines Kriegers.«
    Seegall lachte noch lauter. »Und ein

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