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Die Insel der verlorenen Kinder

Die Insel der verlorenen Kinder

Titel: Die Insel der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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und krümmte sich vor lautlosem Gelächter, wenn sie ausrutschte und hinfiel oder ihm glaubte und auf der Suche nach dem nächsten Ei den falschen Weg einschlug. Trickster, der Hase, so durchtrieben wie Reineke Fuchs.
    Als sie schließlich genug von dem Spiel hatte und zu sehr fror, um weiterzumachen, tauchte der Hase auf, nahm ihre Hand in seine weiße flauschige Pfote und führte sie zu einer kleinen Lichtung. Dort stand ihr orangegelber Korb auf einem großen, flachen Stein. Grünes Kunststoffgras leuchtete daraus hervor, und er war bis zum Rand mit Schokohasen, Eiern und Geleebonbons gefüllt. Der Hase nickte ihr zu, und bevor sie den Korb aufhob, machte er zur Feier ein Tänzchen mit ihr. Er hielt Rhondas kalte Hand in seiner mächtigen Pfote, hatte den flauschigen Arm um ihre Taille gelegt, und so führte er sie in einen eigenen fröhlichen,kleinen Hasentanz. Keine hohen Kicks à la
Rockette
, für die Lizzy berühmt war, sondern einfach nur ein ungeschicktes Schlurfen mit rutschigen Sohlen. Sie stampften einen kleinen Kreis in den Schnee, dann ließ er sie los, winkte ihr noch einmal zu und hoppelte den Hügel hinunter.
    Rhonda nahm das Körbchen und rannte damit durch den Wald nach Hause, wo es warm war und angenehm vertraut nach Kaffee, Zimtrollen und Speck roch. Der Tisch war zum Oster-Brunch gedeckt. Peter war schon da und hatte den Inhalt seines eigenen Korbs auf die Couch gekippt. Rhonda sah sofort, dass er Comicheftchen und ein Taschenmesser bekommen hatte. Sie hatte Gummiknetmasse und Lipgloss bekommen. Peter sammelte die schwarzen Geleebonbons aus der bunten Mischung, warf sie hoch in die Luft und fing sie mit dem Mund auf. Er hatte das einmal in einem Western mit Erdnüssen gesehen und übte seitdem bei jeder Gelegenheit.
    Rhonda konnte sich nicht an ein Ostern ohne Brunch mit Peter und Lizzy erinnern. Ihr eigener Dad und Peters und Lizzys Dad Daniel waren zusammen aufgewachsen und noch immer Freunde. Sie seien wie Brüder, hatte Rhonda ihren Dad einmal sagen hören. Die Shales waren zudem Nachbarn, sie wohnten eine Viertelmeile entfernt an der Lake Street – und sogar noch ein bisschen näher, wenn man die Abkürzung durch den Wald nahm.
    «Wo ist Lizzy?», fragte Aggie, Lizzys und Peters Mom. Sie trug ein limonengrünes, kniefreies Kleid, Schuhe mit Absätzen, Lippenstift und Rouge. Ihre kurze Stachelfrisur war magentarot gefärbt und stand nach oben, als hätte sie gerade einen Blitzschlag abgekriegt. Sie hielt ein Longdrink-Glasin der Hand, obwohl es erst zehn Uhr vormittags war. Ihre Hand zitterte leicht, als würde es sie alle Kraft kosten, das Glas zu halten.
    «Die ist noch immer mit dem Hasen im Wald», sagte Rhonda.
    «Bis sie beide Frostbeulen kriegen», bemerkte Aggie.
    «
Soo
kalt ist es auch wieder nicht, Ma», sagte Peter, klappte sein neues Messer auf und fuhr mit dem Finger über die Klinge.
    Aggie fasste Peter scharf ins Auge, kippte die letzten Tropfen ihres Drinks und schüttelte das Eis wie Würfel in einem Knobelbecher. Rhonda roch ihr Parfüm, das gleichzeitig süß und etwas faulig roch – so, wie Rhonda sich die Venusfliegenfalle vorstellte.
    «Der Kaffee ist fertig», sagte Rhondas Vater und reichte Aggie eine Tasse. Sein dunkles Haar war kurz geschnitten, und er trug ein weißes Hemd mit Krawatte, wodurch Gesicht und Hände selbst jetzt, im April, leicht gebräunt wirkten; Clem war der Typ, der das ganze Jahr über ein wenig Farbe hatte.
    Aggie sah ihn blinzelnd an, stellte das Glas weg und nahm den dampfenden Becher entgegen. Rhondas Vater trank seinen eigenen Kaffee und beobachtete Aggie so, wie man einen unberechenbaren Hund im Auge behalten würde, der sich beim winzigsten Anlass auf einen stürzen und zubeißen könnte. Dann stellte er seinen Becher ab, holte die filterlosen Camels aus der Brusttasche seines Hemdes und steckte sich eine an, wobei er mit den verbliebenen drei Fingern seiner rechten Hand so geschickt hantierte, als wäre er mit dieser Behinderung geboren.
    Als Rhonda noch ein kleines Mädchen war, saß sie gerne auf seinem Schoß und ließ sich die Geschichte erzählen, wie er seine Finger verloren hatte.
    «Es ist von einem Moment zum anderen passiert», erklärte Clem immer, und Rhonda, die auf seinem Schoß saß, strich mit ihren Fingerchen über die vernarbten Wülste, dort, wo einmal die beiden fehlenden Finger gewesen waren.
    «Daniel und ich waren in der Mühle und arbeiteten zusammen mit Dave Lancaster an einer großen Ladung Balken, die jemand

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