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Die Insel der Witwen

Die Insel der Witwen

Titel: Die Insel der Witwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Fohl
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roten Kleid
     
    Tut mir sehr gefallen.
     
    Zum Beschluss einen Kuss
     
    Weil ich von dir scheiden muss.
     
    Keike grub ein Loch in den Sand.
    Neulich, erzählte man, hatte eine Frau an einer bestimmten Stelle auf der Insel einen Schatz vergraben. Niemand wagte, den Schatz zu heben. Er sollte, sagte man, einer Frau in rotem Kleid gehören, die als Gespenst ihr Eigentum bewachte. Wenn jemand versuchte, an der Stelle, an dem der Schatz vergraben lag, zu graben, dann sprang sie ihm auf die Schulter und er musste sie schleppen . Einer, der den Spuk im Nacken hatte, wälzte sich auf dem Boden, aber die rote Last saß fest in seinem Genick. Alle Schatzgräber scheiterten. Sie warfen die Schaufeln hin und stürmten davon. »Ich werde mir meinen Schatz nicht stehlen lassen«, rief die Frau ihnen nach. Und sie kroch zurück zu ihrem Feuerkönig.
     
    H
     
    Andreas Hartmann war auf dem Weg zu Jensen. Ihm war elend zumute. Er musste seinen Widerwillen bezwingen. Er erreichte das Pastorat, klopfte. Eine der Töchter öffnete.
    »Ist dein Vater im Haus?«
    Jensen kam gerade zum Eingang. Er hatte seine Angel geschultert. »Hier bin ich. Herr Hartmann, welche Überraschung. Wir sehen uns in letzter Zeit ja nur noch im Gottesdienst. Was führt Sie zu mir? Ich freue mich. Kommen Sie herein.« Er stellte seine Angel beiseite und war im Begriff, die Stiefel wieder auszuziehen.
    »Lassen Sie sich nicht vom Angeln abhalten. Ich habe nur eine kurze Frage.«
    »Ach was, das Angeln hat Zeit.« Jensen zog am rechten Stiefel. Er ächzte. »Was möchten Sie mich fragen?«
    »Meine Frau kommt mit den Kindern zur Einweihung. Meine Baracke kann ich ihnen nicht zumuten. Haben Sie vielleicht eine Möglichkeit, sie unterzubringen oder kennen Sie eine Familie, bei der sie für zehn Tage wohnen können?«
    »Natürlich wird Ihre Familie bei uns wohnen. Die Kinder werden etwas zusammenrücken. Wir freuen uns. Es ist uns eine Ehre. Ihre Frau ist dem kirchlichen Leben sehr verbunden, wie Sie erzählten. Ich bin schon sehr gespannt, was sie aus Hamburg zu berichten weiß.« Er zog am linken Stiefel. »Wann kommt sie denn?«
    »Am nächsten Montag mit dem Morgenhochwasser.«
    »Gut, ich werde mit dem Wagen am Hafen sein und sie empfangen. Und dann fahren wir gemeinsam zurück und essen zu Mittag.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Andreas Hartmann ohne Begeisterung.
    Jensen stellte seine Stiefel unter die Bank. »Eva, koch uns einen starken Kaffee!«
    »Nicht nötig, ich muss zur Baustelle zurück.«
    »Für eine Tasse Kaffee ist immer Zeit«, näselte Jensen.
    Jensen legte ihm seine Hand auf die Schulter und führte ihn von der Tenne in die gute Stube. »Es trifft sich übrigens gut, dass Sie gerade vorbeikommen. Ich würde mich freuen, wenn Sie einen Blick auf mein Gesuch werfen könnten. Es geht um das neue Pastorat. Sie kennen sich mit Gesuchen und Anträgen aus. Wer weiß, vielleicht kann Ihre Frau sogar etwas bewirken.«
    Andreas Hartmann fühlte sich wie ein Insekt, das von einer Spinne umgarnt wird. »Meine Frau hat keinerlei Beziehungen zur Kirchenleitung, und was mich betrifft, ich kenne mich nur mit technischen Gutachten und Gesuchen aus.«
    »Unterschätzen Sie Ihre Fähigkeiten nicht, Herr Hartmann!« Jensen öffnete die Schublade der Kommode und zog einen Briefbogen hervor. »Setzen Sie sich, lesen Sie bitte. Ich wäre Ihnen sehr dankbar. Habe ich die richtigen Worte getroffen? Ist die Argumentation überzeugend?«
    Andreas Hartmann hielt das Gesuch in den Händen. Immer enger legte sich der klebrige Spinnfaden um ihn. Die Standuhr rasselte. Wann könnte er Keike wiedersehen? Würde er sie noch einmal wiedersehen? Sie war einfach auf und davon gelaufen. Die Zeilen tanzten vor seinen Augen. Er gab Jensen den Brief zurück. Er hätte den Inhalt des Schreibens nicht wiederholen können.
     
    »Das ist in Ordnung. Ob Ihr Gesuch Erfolg haben wird, weiß ich natürlich nicht.«
    Frau Jensen kam mit dem Kaffee.
    »Ich muss jetzt wirklich gehen.«
    »Aber, aber, der Kaffee dampft ja schon in Ihrer Tasse.«
    Andreas Hartmann hätte gern den Kaffee hinuntergestürzt, aber er war zu heiß.
    Jensen trank einen Schluck.
    »Erlauben Sie mir noch eine Frage. Wann soll ich denn bei der Einweihung den Segen sprechen? Ich bin sehr aufgeregt. Man steht ja nicht alle Tage vor einem König. Am liebsten würde ich wegen des Pastorats beim König vorsprechen, aber ich sehe ein, dass ich ihn damit nicht behelligen kann. Vielleicht sollte ich im Gesuch erwähnen, dass

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