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Die Insel des vorigen Tages - Eco, U: Insel des vorigen Tages

Titel: Die Insel des vorigen Tages - Eco, U: Insel des vorigen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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ihrer Berechnung gefunden zu haben glaubte. Um zu prüfen, wie viel Byrd darüber wusste, fragte er ihn, ob denn die Astronomen nicht diese Parallaxen berechnen könnten. Das könnten sie schon, erwiderte Byrd, aber es sei sehr schwierig und die Gefahr, sich zu irren, sehr groß. »Und im übrigen«, fügte er hinzu, »bin ich ein Laie und weiß über diese Dinge nur wenig.«
    »Dann bleibt also nur, nach einer sichereren Methode zu suchen«, meinte Roberto.
    »Wisst Ihr, was Euer Landsmann Vespucci darüber sagte? Er sagte: Die geographische Länge ist eine schwierige Sache, die nur wenige Menschen verstehen, außer denen, die ihre Nächte durchwachen, um die Konjunktion des Mondes und der Planeten zu beobachten. Und er sagte auch: Zur Bestimmung der Länge habe ich oft meinen Schlaf geopfert und mein Leben um zehn Jahre verkürzt ... Verlorene Zeit, sage ich. But now behold the skie is overcast with cloudes; wherefore let us haste to our lodging, and ende our talke.«
     
    Einige Abende später hatte Roberto den Doktor gebeten, ihm den Polarstern zu zeigen. Der Doktor hatte gelächelt: Auf dieser Seite der Erde könne man ihn nicht sehen, hier müsse man sich an andere Fixsterne halten. »Eine weitere Niederlage für die Meridiansucher«, hatte er kommentiert. »So können sie nicht einmal auf die Abweichungen der Magnetnadel rekurrieren.«
    Dann, von den Freunden gedrängt, hatte er ein weiteres Mal das Brot seines Wissens gebrochen.
    »Die Kompassnadel müsste eigentlich immer nach Norden zeigen, also in Richtung des Polarsterns. Doch überall außer auf dem Meridian der Insel des Eisens entfernt sie sich vom richtigen Nordpol, um sich bald nach Osten, bald nach Westen zu neigen, je nach dem Klima und der geographischen Länge. Wenn Ihr zum Beispiel von den Kanarischen Inseln nach Gibraltar fahrt, weiß jeder Seemann, dass die Nadel um mehr als sechs Strich nordwestlich abweicht, und von Malta nach Tripolis in Berberland gibt es eine Abweichung von zweidrittel Strich nach links – und Ihr wisst, dass ein Strich der vierte Teil eines Windes ist. Nun gehorchen diese Abweichungen, heißt es, bestimmten Gesetzen je nach den verschiedenen Längengraden. Mit einer guten Tafel der Abweichungen könntet Ihr also wissen, wo Ihr Euch befindet. Aber ...«
    »Noch ein Aber?«
    »Leider ja. Es gibt keine guten Tafeln der Magnetnadelabweichungen, alle Versuche sind gescheitert, und es gibt gute Gründe anzunehmen, dass die Nadel nicht gleichmäßig entsprechend der Länge abweicht. Außerdem vollziehen sich diese Abweichungen sehr langsam, und auf See sind sie schwer zu verfolgen, wenn das Schiff nicht ohnehin so stampft, dass die Nadel aus dem Gleichgewicht kommt. Wer sich auf die Kompassnadel verlässt, ist ein Narr.«
    Eines Abends beim Essen sagte der Malteser, dem eine Bemerkung durch den Kopf ging, die Roberto achtlos hatte fallenlassen, vielleicht sei die Escondida eine der Salomon-Inseln, und wollte wissen, ob sie in der Nähe seien.
    Byrd zuckte die Achseln: »Die Salomon-Inseln? Die gibt es nicht!«
    »Ist nicht der Capitano Draco dort hingekommen?«, fragte der Malteser.
    »Nonsens! Drake hat New Albion entdeckt, das ist ganz woanders!«
    »Die Spanier in Casale sprachen von ihnen wie von etwas Bekanntem und sagten, sie hätten die Inseln entdeckt«, sagte Roberto.
    »Das hat dieser Mendaña vor über siebzig Jahren behauptet. Er sagte, sie lägen zwischen dem siebten und elften Grad südlicher Breite. Was ungefähr so ist, wie wenn man sagt,zwischen London und Paris. Aber auf welcher Länge? Queirós meinte, sie seien tausendfünfhundert Meilen von Lima entfernt. Lächerlich. Dann könnte man ja geradezu von der Küste Perus aus hinüberspucken. Kürzlich sagte ein Spanier, es seien siebentausendfünfhundert Meilen von Peru. Zu viel vielleicht. Aber seht Euch einmal diese Karten an, einige sind kürzlich neu gemacht worden, doch sie reproduzieren die älteren, und andere werden uns als neueste Entdeckung angepriesen. Seht hier, einige tun die Salomon-Inseln auf den zweihundertzehnten Meridian, andere auf den zweihundertzwanzigsten und wieder andere auf den zweihundertdreißigsten, um nicht von denen zu sprechen, die sie auf dem hundertachtzigsten wähnen. Auch wenn eine von ihnen recht hätte, kämen andere dafür auf einen Fehler von fünfzig Graden, was ungefähr die Entfernung von London bis zum Reich der Königin von Saba ist!«
    »Wirklich bewundernswert, was Ihr alles wisst, Doktor«, sagte der Malteser,

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